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@grar.de Aktuell - 22.10.2003

Stächele: Für Entwarnung bei Waldschäden keine Veranlassung

Vorstellung der Ergebnisse der 21. Terrestrischen Waldschadensinventur (TWI) im baden-württembergischen Landeskabinett


Stuttgart (agrar.de) - Für den Gesundheitszustand des deutschen Waldes kann
keine Entwarnung gegeben werden. Aktuelle Erhebungen der baden-württembergischen
Forstverwaltung weisen im Jahr 2003 sogar eine leichte Zunahme der Waldschäden
auf. Fast ein Drittel der Waldfläche des Landes gilt als geschädigt. Rund fünf
Prozent mehr als im zurückliegenden mehrjährigen Durchschnitt. Die Ursachen
dafür sind verschieden. Deutliche Wirkung zeigt die außergewöhnliche Trockenheit
des Jahres 2003. Der Höchstwert von 1996 wurde allerdings nicht überschritten.

'Der Jahrhundertsommer dieses Jahr hat unseren durch hohe Säureeinträge
vorgeschädigten Wäldern nicht gut getan', sagte der baden-württembergische
Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Willi Stächele, am Dienstag in
Stuttgart bei der Vorstellung der Ergebnisse der 21. Terrestrischen
Waldschadensinventur (TWI). Nachdem seit 1997 die deutlich geschädigte
Waldfläche (Schadstufen 2 bis 4) auf etwa gleich hohem Niveau verharrte, weist
der Waldzustandsbericht 2003 einen Anstieg auf 29 Prozent der Waldfläche aus.
'Die Bäume reagierten auf die diesjährige extreme Trockenheit und Hitze mit dem
Abwurf von Nadeln und Blättern, um ihre Transpiration zu reduzieren',
informierte Forstminister Stächele. 'Damit verliert der Baum wichtige
Nährelemente, die normalerweise während der üblichen Herbstverfärbung aus den
Blättern in den Stamm als Reserve verlagert werden', sagte Stächele. Die durch
Trockenheit, Stürme, Stickstoff- und Sulfateinträge belasteten Wälder haben nur
noch wenige Abwehrkräfte, um Schädlingen wie dem Borkenkäfern widerstehen zu
können. 'Wir erwarten für 2004 eine Borkenkäferplage. Die Käferholzmenge von 1,2
Mio. Festmeter dieses Jahres wird wohl um ein Vielfaches übertroffen werden',
prophezeite Stächele.

Für Entwarnung unter der Überschrift 'Waldsterben beendet' gebe es nach Worten
des baden-württembergischen Forstministers keinen Anlass. Viel mehr seien
weitere konsequente Schritte zur Luftreinhaltung und zum Bodenschutz gefragt.
'Waldsterben ist monokausal nicht zu erklären', stellte Stächele fest.
Vereinfacht lassen sich für die signifikanten Waldschäden drei Ursachengruppen
definieren: Zum Einen veränderte Witterungseinflüsse durch Klimaveränderung mit
höheren Durchschnittstemperaturen und geringeren Niederschlägen. Zum Zweiten
anthropogene Stoffeinträge durch Luftverschmutzung und zum Dritten biotische
Schaderreger wie vor allem der Borkenkäfer.

Ein besonderes Augenmerk gilt langfristigen Gegenstrategieen zur Übersauerung
der Waldböden, deren negative Wirkung auf den Waldzustand nicht kurz- sondern
mittelfristig zu beobachten ist. Denn neben den Auswirkungen des
'Jahrhundertsommers' übersteigen die Gesamtsäure-Einträge in die Wälder trotz
leicht sinkender Gesamtmenge auf silikatischen Standorten (rund 75 Prozent der
Waldstandorte) das natürliche Puffervermögen. Es kommt zu einer zunehmenden
Versauerung des Bodens, zu Belastungen des Grundwassers sowie zu
Ungleichgewichten im Nährstoffhaushalt der Bäume. Die Auswirkungen auf das
Ökosystem Wald können anhand von Intensiv-Waldmessstationen analysiert werden.
Die Ergebnisse belegen die fortschreitende Labilisierung des Gesamtökosystems.

'Im Sinne einer vorsorgenden Umweltpolitik, einer nachhaltigen Stabilisierung
des Ökosystems Wald und der Sicherung der Trinkwasserqualität gilt es deshalb,
die eingeleiteten Maßnahmen zur Reduktion der Luftschadstoffe weiterzuführen',
mahnte Stächele. Ein kontinuierliches forstliches Umweltmonitoring ist
unverzichtbar, um die Reaktionen und Entwicklungen des Ökosystems aufzeigen zu
können. Im Kampf gegen den Borkenkäfer ist eine überregionale Koordination der
Forstbehörden unabdingbar. Ebenso sind vitalitätsfördernde Maßnahmen von Seiten
der Waldbesitzer unentbehrlich. Hierzu gehört in erster Linie die Durchführung
von Bodenschutzkalkungen, wie sie seit Jahren in Baden-Württemberg Standard
sind.

Zusatzinformation:

Im Jahr 2003 wurde in Baden-Württemberg die 21. Terrestrische
Waldschadensinventur (TWI) durchgeführt. Bei den Aufnahmen im 16Î16 km-Raster
(EU-Messnetz) wurden 49 Stichprobenpunkte mit insgesamt 1.170 Bäumen erfasst.
Bei dieser Stichprobendichte können Aussagen über den Zustand der gesamten
Waldfläche Baden-Württembergs getroffen werden. Eine Aufgliederung auf einzelne
Baumarten und Regionen ist dagegen nicht möglich. Die Inventur wurde unter
Leitung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württembergs
durchgeführt.

Links zum Thema Wald und Forst,
Links zum Bundesland Baden-Württemberg.

 


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