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@grar.de Aktuell - 15.10.2003

EFFAT kritisiert Verbrauchertäuschung bei Lebensmittelprodukten


Den Verbraucher interessiert heute nicht mehr nur, wie ein Lebensmittel aussieht
und schmeckt, sondern auch, ob es unter nachhaltigen Bedingungen hergestellt
wird; darauf wies H.Wiedenhofer, Geschäftsführer der Gewerkschaftsföderation
EFFAT (European Federation Of Food, Agriculture And Tourism Trade
Unions), auf einem Kongreß der deutschen Mitgliedsgewerkschaft
Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG) hin.

Er wisse, daß diese Diskussion in vielen Unternehmen nicht willkommen sei. Aber
wir müßten sie führen, weil Produkte - z.B. Ökoprodukte - zunehmend mit
europäischen Qualitätszertifikaten ausgezeichnet würden, die häufig unter
schlechteren Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen als in der industriellen
Produktion hergestellt und bei denen oft nicht einmal geltende soziale
Mindeststandards eingehalten würden. Wenn diese Produkte dann auch noch ein
Gütesiegel bekämen, sei dies nichts anderes als Verbrauchertäuschung, die auch
noch von den nationalen Regierungen und der Kommission gefördert würde.

Dies sei für die Gewerkschaften auch eine der zentralen Fragen der derzeitgen
WTO-Verhandlungen. Natürlich ginge es in diesen Verhandlungen vor allem darum,
der Dritten Welt zu helfen, und da müssen und können wir mehr als bisher tun.Wir
sollten aber nicht vergessen, daß Länder und Unternehmen dort nicht zuletzt
deshalb sehr viel billiger produzieren könnten, weil sie dort keinerlei Sozial-
und Umweltstandards einhalten und Millionen von Menschen dort unter extrem
unwürdigen Bedingungen arbeiten müssten.

Er habe große Zweifel, meinte Wiedenhofer, daß es den Arbeitnehmern in der
Dritten Welt nur ein Deut besser gehen würde, wenn die EU von heute auf morgen
alle Grenzen öffnen würde. Wir werden sie öffnen müssen, aber wir müssen auch
von den Ländern und Unternehmen in der Dritten Welt erwarten, daß sie mindestens
die Kernarbeitsnormen des IAA einhalten, daß sie Gewerkschaften anerkennen und
fair mit ihnen Tarifverträge verhandeln und daß sie die Kinder in die Schulen
statt auf die Felder und in die Fabriken schicken. Wenn wir die Einhaltung von
Mindeststandards nicht auf diese Weise erzwingen, wann dann? So komplex die
ganzen WTO-Verhandlungen auch seien, letztlich ginge es auch um Jobs in Europa.
Wenn wir heute die Grenzen für Zucker völlig öffnen würden, gäbe es morgen keine
europäische Zuckerindustrie mehr. Man kann von den Arbeitnehmern in Europa nicht
erwarten, daß sie zugunsten von Arbeitnehmern in der Dritten Welt auf ihre
Arbeitsplätze hier verzichten würden. Das habe nichts mit der viel beschworenen
Solidarität zu tun. Deshalb würden die Arbeitnehmer in Europa von der den
WTO-Verhandlungen erwarten, daß sie für mehr Wachstum und Jobs weltweit sorgen.

Links zum Thema Lebensmittelqualität und Kontrolle,
Links zum Thema Politik.

 


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