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@grar.de Aktuell - 10.10.2003

COPA/COGECA: Dürre und Waldbrände führten EU-weit zu Verlusten von 13 Mrd. Euro


Brüssel (agrar.de) - Heute stellten Peter Gaemelke, Präsident von COPA,
Jean-Michel Lemetayer, Vize-Präsident von COPA, und José Miranda Relvas,
Vize-Präsident von COGECA, die Studie 'Bewertung der Auswirkungen
der Hitzewelle und Dürre des Sommers 2003 für Land- und Forstwirtschaft' vor.

Am stärksten, wie der Präsident von COPA und der Vize-Präsident von COGECA
erklärten, hatten Italien, Deutschland, Österreich, Spanien, Frankreich und
Portugal unter der Dürre und Hitzewelle sowie den Waldbränden in diesem Sommer
zu leiden. Dürre und Hitzewelle hatten gravierende soziale, wirtschaftliche und
ökologische Folgen. Auch in den Kandidatenländern wurde die Landwirtschaft von
der Dürre schwer in Mitleidenschaft gezogen - ein Grossteil der Ernten sind
gefährdet.

COPA-Präsident Gaemelke verwies auf die Sektoren, für die die extremen
Witterungsverhältnisse besonders schlimme Auswirkungen hatten:
Grünfutterversorgung, Ackerbau, Tierhaltung (extensive wie auch intensive -
vorwiegend Eier- und Geflügelsektor) und Forstwirtschaft. Aber auch die Sektoren
Kartoffeln und Wein wurden schwer getroffen.

Mehr im Einzelnen schwankt das Futterdefizit zwischen 30 Prozent (Deutschland,
Österreich und Spanien) bis 40 Prozent (Italien) und 60 Prozent in Frankreich.
Für den Wiederaufbau der Futterbestände dürften Kosten von schätzungsweise 1,5
Milliarden Euro entstehen. Zu Getreide erklärte COPA-Präsident Gaemelke, dass
aufgrund der Abnahme der EU-Getreideanbaufläche um 2,7 Prozent (nahezu 1 Million
ha) einhergehend mit Ertragseinbrüchen von generell 8,6 Prozent der EU mit einem
Volumen von rund 186 Millionen t Produktionsausfälle von über 23 Millionen t
gegenüber der Vorjahresernte entstanden sind, was einem Rückgang um mehr als 10
Prozent entspricht.

Beeinträchtigt wurden insbesondere Weizen mit 91,6 Millionen t gegenüber 102,7
Millionen t im Vorjahr (Rückgang um rund 10 Millionen t, d.h. 11 Prozent) und
Mais mit 32,5 Millionen t gegenüber 41 Millionen t (Rückgang um ca 9
Millionen t, d.h. 21 Prozent). Unter den Haupterzeugerländern der EU wurden
Deutschland, Italien und Frankreich volumensmässig am härtesten getroffen. Dies
soll aber nicht verdecken, dass auch andere Länder wie bspw. Portugal
katastrophale Verluste hinnehmen mussten.

Auf Gemeinschaftsebene sind mehr als 3/4 der Volumensrückgänge bei Weichweizen
und rund 55 Prozent der Rückgänge bei Mais der Dürre in Frankreich
zuzuschreiben, während rund 1/3 der EU-Produktionsminderungen bei Mais auf
Italien entfallen.

Diese geringe Getreideernte wird durch Importe unter obligatorischen
Kontingenten von über 6 Millionen t und Verfügbarkeiten von mehr als 10
Millionen t im Rahmen der Überhangsbestände ergänzt. Damit wird die EU in der
Lage sein, der Binnennachfrage von rund 190 Millionen t zu begegnen - unter
gleichzeitiger Aufrechterhaltung eines Exportstroms, der die Voraussetzungen für
eine Präsenz gegenüber den üblichen Kunden bietet.

Jean-Michel Lemetayer, Vize-Präsident von COPA, legte Nachdruck auf die grossen
Schwierigkeiten, mit denen die EU-Landwirte im Bereich der Tierhaltung
vornehmlich kommenden Winter angesichts der Grünfutterverknappung und möglicher
Preissteigerungen bei Mischfuttermitteln konfrontiert sein werden. Bspw. alleine
in Frankreich wird der Verlust für den Rindfleischsektor mit 1.500 Millionen
Euro beziffert - das sind im Durchschnitt 200 Euro pro Vieheinheit. Die
Zusatzkosten infolge von Futterzukäufen werden im Durchschnitt mit 30.000 Euro
pro Betrieb angegeben.

Auch in den Sektoren Kartoffeln und Wein sind beträchtliche Verluste zu
verzeichnen. Die EU-Kartoffelanbaufläche wies 2003 mit einem Rückgang um 4
Prozent den tiefsten Stand seit 9 Jahren auf. Die EU-Kartoffelerzeugung wird um
4,6 Prozent zurückgehen. Schwer getroffen wurden Italien und Spanien (- 30
Prozent), Deutschland (-25 Prozent), die Niederlande und Belgien (-20 Prozent)
und Frankreich (-12 Prozent). Die Knollen werden kleiner ausfallen und es stehen
Probleme bei der Industrieversorgung zu erwarten.

Zur Weinerzeugung machte Jean-Michel Lemetayer darauf aufmerksam, dass jetzt im
dritten aufeinanderfolgenden Jahr ein Produktionsrückgang in der EU-15 zu
verzeichnen ist - von 182 Millionen Hektoliter in 2000 auf 163,91 Millionen hl
in 2001, 158,89 Millionen hl in 2002 und 153,37 Millionen hl in 2003. Dies
entspricht einer 11%igen Abnahme gegenüber der Durchschnittsproduktion der
letzten 5 Jahre (171,9 Millionen hl). Die stärksten Produktionseinbrüche gab es
in Italien (-18 Prozent), Frankreich (-17 Prozent), Deutschland, Luxemburg
(jeweils
-15 Prozent) und Österreich (-11 Prozent).

José Miranda Relvas, Vize-Präsident von COGECA, betonte, dass auch die
landwirtschaftlichen Genossenschaften der EU stark in Mitleidenschaft gezogen
wurden. Die Betriebsmittelpreise sind ansteigend, Bestellungen können infolge
der Verknappung des Angebots nicht realisiert werden und Schwankungen in
Warengrösse und -konformität werden Umsatz- und Marktanteilverluste zur Folge
haben.

In Zusammenhang mit den Waldbränden weisen die Ergebnisse der COPA/COGECA-Studie
aus, dass rund 647.069 ha Wald vernichtet wurden - davon entfallen 390.146 ha
auf Portugal und 127.525 ha auf Spanien. Vor diesem Hintergrund unterstrichen
die Präsidenten von COPA und COGECA, dass eine EU-koordinierte Aktion zur
Wiederaufforstung aller getroffener Gebiete definiert werden muss. Sie forderten
die EU-Kommission auf, die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen und die
Mitgliedstaaten in die Lage zu versetzen, existierende zweckgebundene Mittel im
Rahmen ihrer nationalen Pläne zur Entwicklung des ländlichen Raums neu
zuzuteilen.

Weiter erklärten sie, dass auf EU-Ebene eine kohärente Politik zur Verhütung von
Waldbränden anzunehmen und diese mit angemessenen Mitteln auszustatten ist. Dies
kann im Rahmen der EU-Verordnung Forest Focus geschehen - mit der gebotenen
Eingliederung spezifischer Massnahmen zur Verhütung von Waldbränden und
adäquater Finanzierung.

Abschliessend sagte COPA-Präsident Gaemelke, dass die globalen finanziellen
Auswirkungen der Dürre und der Waldbrände in den von diesen Naturkatastrophen am
stärksten getroffenen Ländern (Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien,
Portugal, Österreich, Ungarn, Estland und Slowakei) jetzt schätzungsweise mit
13,1 Milliarden Euro angegeben werden können.

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