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@grar.de Aktuell - 02.10.2003

Lebensmittel müssen wieder mehr wert sein

Erntedank-Erklärung der Kirchen, des Bauernverbandes und der Landfrauen


Berlin (agrar.de) - Im deutschen Einzelhandel werden die Lebensmittel nach wie
vor über den Preis und weniger über die Qualität vertrieben. Mit
Dauerniedrigpreisen und Billigstpreisen wird die 'Wertschöpfung' gefährdet und
damit letztendlich der Wert der menschlichen Arbeit vernichtet. Dies stellten in
einer gemeinsamen Erklärung zum Erntedank 2003 (5. Oktober 2003) der Ausschuss
für den Dienst auf dem Lande in der Evangelischen Kirche Deutschlands, die
Katholische Landvolkbewegung Deutschlands, der Deutsche Landfrauenverband und
der Deutsche Bauernverband (DBV) fest.

Anlässlich Erntedank mahnen die vier Organisationen eine faire Wertschöpfung an
und das Ende der schleichenden Wertevernichtung bei Lebensmitteln. Ein höherer
Stellenwert der Lebensmittel in unserer Gesellschaft sei die Voraussetzung, um
Arbeitsplätze zu erhalten und auch wieder angemessene Einkommen zu erzielen. In
anderen europäischen Ländern werde zum Beispiel Frische, Regionalität der
Lebensmittel und qualifizierte Beratung sehr viel mehr geachtet und auch
bezahlt. Die Land-, Agrar- und Ernährungswirtschaft sei immerhin viertgrößter
Wirtschaftszweig in Deutschland, jeder neunte Erwerbstätige befasse sich direkt
oder indirekt mit der Bereitstellung des täglichen Brotes.

Für Lebensmittel geben die Verbraucher derzeit nur noch 15 Prozent ihres
Einkommens aus, vor 30 Jahren waren dies noch 30 Prozent. Gleichzeitig hat sich
der Erzeugerpreis zum Beispiel für Brotweizen halbiert, während der Arbeitslohn
eines Industriearbeiters um das vielfache stieg.

Die vier Organisationen fordern in ihrer Erklärung vom Lebensmitteleinzelhandel
saisonale und regionale Angebote aus konventionellem und ökologischem Anbau
stärker zu berücksichtigen und die Erlössituation der Bauern zu verbessern. Auch
die Politik dürfe nicht länger untätig den Konzentrationsprozess im Handel in
Kauf nehmen und sich ihrer Verantwortung entziehen. Weitergehende
gesetzgeberische Maßnahmen wie dies in anderen einseitig beherrschten Märkten
bereits gegeben sei, seien ebenso notwendig wie ein forcierter Strukturwandel in
der Ernährungswirtschaft. Das 'gleichförmige' Verhalten der marktbeherrschenden
Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels gegenüber den Erzeugern brauche eine
gegengewichtige Marktmacht, fordern die vier Organisationen in ihrer gemeinsamen
Erklärung. Ansonsten nehme am Ende auch der Verbraucher Schaden.

Die Landwirtschaft sei ihrerseits gefordert, ihre Möglichkeiten zur Bündelung
des zersplitterten Angebotes über Genossenschaften oder Erzeugergemeinschaften
noch konsequenter zu nutzen und sich verstärkt an die Erfordernisse des Marktes
anzupassen. Unternehmenszusammenschlüsse, zum Beispiel bei
Molkereigenossenschaften, seien durch das Kartellamt deutlich zu erleichtern.
Deutschland nehme im Weltagrarhandel einen führenden Platz ein, vor allem als
Importeur von Nahrungsmitteln, aber auch als Exporteur. Mit dieser
Globalisierung der Agrarmärkte seien aber auch erhebliche Risiken verbunden. Im
harten Wettbewerb um Marktanteile führten deshalb nationale Alleingänge bei
Produktionsauflagen schnell zu Benachteiligungen für die deutsche Landwirtschaft
und zur Gefährdung des Agrarstandortes Deutschland.

Die beiden kirchlichen Organisationen, die Landfrauen und der Bauernverband
setzen sich für einen fairen Welthandel. Mit hoher Verantwortung gelte es, die
landwirtschaftliche Produktion und die Agrarmärkte weltweit zu gestalten. Dazu
gehöre, dass der gesundheitliche Verbraucherschutz unteilbar sei und alle
Produkte auf dem Markt unter gleichwertigen Bedingungen erzeugt und vermarktet
werden. Nationale Alleingänge im Tier-, Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz
nutzten letztendlich niemandem, weder den Tieren, noch der Umwelt, noch den
Verbrauchern. Sie gefährdeten aber die Arbeitsplätze in Deutschland. Am mühsamen
Weg europäischer und internationaler Harmonisierung führe kein Weg vorbei, heißt
es in der Erklärung zum Erntedank 2003.

Die vollständige Erklärung ist im Internet abrufbar.

Links zum Thema Verbände.

 


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