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@grar.de Aktuell - 02.10.2003

Niedersachsen: 20 Prozent weniger Stärkekartoffeln

Den Fabriken fehlt der Rohstoff - Überdurchschnittliche Stärkegehalte


Hannover (agrar.de) - Auch in diesem Jahr werden die niedersächsischen
Kartoffelstärkefabriken ihr Soll nicht erfüllen können. Erneut fällt die Ernte
nach einer Umfrage des Landvolks Niedersachsen kleiner aus, als zur
Erfüllung der Stärkequoten erforderlich wäre. Während im vergangenen Jahr die
anhaltende Nässe für Mindererträge verantwortlich war, hat in diesem Jahr die
extreme Trockenheit teilweise erhebliche Ertragsrückgänge verursacht. Aber auch
starker Läusebefall setzte den Kartoffeln neben Hitze und Trockenheit zu.

Erste Schätzungen gehen von einer Ernte aus, die um ungefähr 20 Prozent unter
dem Durchschnitt liegt. Allerdings hat die reichliche Sonne den Stärkegehalt auf
überdurchschnittliche Werte ansteigen lassen. Bei der AVEBE mit den Werken in
Lüchow und Dallmin werden derzeit um 19 Prozent Stärke in den Knollen gemessen
gegenüber 18,5 Prozent im vergangenen Jahr, bei der Emslandstärke in Emlichheim
sind es sogar 19,6 Prozent.

Gleichwohl reicht der höhere Gehalt für den Ausgleich des Minderertrages nicht
aus. Die Stärkefabriken rechnen deshalb mit einer verkürzten
Verarbeitungskampagne. Den Mangel an Rohstoff können sie nicht kompensieren, da
sie nur spezielle Stärkekartoffelsorten verarbeiten dürfen, die fast
ausschließlich im Vertrag angebaut werden. Auch europaweit wird die
Stärkeproduktion aufgrund schlechterer Erträge geringer ausfallen. Dennoch
rechnen die Fabriken nicht damit, besser Preise am Markt realisieren zu können,
weil die hochwertige Kartoffelstärke einem starken Konkurrenzdruck durch
billigerer Mais- und Getreidestärke ausgesetzt ist. So werden auch die Anbauer
von Stärkekartoffeln nicht von der Knappheit profitieren können wie im
Speisekartoffelanbau. Sie erhalten nunmehr im dritten Jahr in Folge den gleichen
Preis für ihre Knollen. Bei 19,6 Prozent Stärke werden ihnen 66,60 Euro je Tonne
(t) ausgezahlt, während die Anbauer von Speisekartoffeln zurzeit je nach Sorte
110 bis 150 Euro je t erhalten.

Die Erntearbeiten auf den Feldern kommen bei günstiger Witterung jetzt zügig
voran. Vor allem in den östlichen Landesteilen sind die Rodungen schon weit
fortgeschritten, während im Emsland noch gut die Hälfte der Knollen in der Erde
steckt. Mit der Qualität sind die Fabriken sehr zufrieden. Wegen der trockenen
Rodebedingungen ist auch der Erdanhang in diesem Jahr sehr gering, die Bauern
können die Ware sauber an die Fabriken liefern. Für die niedersächsische
Landwirtschaft hat die Stärkeproduktion eine große Bedeutung. Mit einem Anteil
von mehr als zwei Dritteln am gesamten deutschen Stärkekontingent von 700 000
Tonnen (t) ist Niedersachsen der bedeutendste Erzeuger von Kartoffelstärke. Von
insgesamt knapp 120.000 Hektar (ha) Anbaufläche mittelfrüher und später
Kartoffeln entfallen lediglich knapp 30.000 ha auf Speisekartoffeln, aber fast
90.000 ha auf Industriekartoffeln, zu denen allerdings auch Kartoffeln für die
Pommes-frites- und Chipherstellung zählen. Diese starke Position sehen die
Bauern aber mit der EU-Agrarreform jetzt in Gefahr. Sie fürchten, dass der Anbau
von Stärkekartoffeln mit der Entkoppelung der Prämien unwirtschaftlich wird.

Links zum Thema Kartoffeln,
Links zum Bundesland Niedersachsen.

 


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