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@grar.de Aktuell - 30.09.2003

Die EU-Agrarreform geht weiter: Kommission schlägt nachhaltiges Modell für den EU-Hopfensektor vor


Brüssel (agrar.de) - Heute hat die Europäische Kommission ihre Vorschläge für
eine grundlegende Reform der gemeinsamen Marktorganisation (GMO) für Hopfen
vorgelegt. Diese steht im Einklang mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik
(GAP), die der Rat im Juni 2003 beschlossen hat. Bei Hopfen schlägt die
Kommission vor, die derzeitigen Beihilfen ganz oder zumindest großteils von der
Erzeugung abzukoppeln und sie auf die entkoppelte Betriebsprämie - den Kern der
neuen, reformierten GAP - umzustellen. Nach dem Vorschlag können die
Mitgliedstaaten entscheiden, ob sie die Prämie ganz oder nur teilweise
entkoppeln wollen. Im letzteren Fall haben sie die Möglichkeit, bis zu 25
Prozent der Beihilfe weiterhin produktionsabhängig zu gewähren, um besonderen
Produktionsbedingungen oder regionalen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Diese
Zahlung wird wie andere Direktzahlungen durch die sog. 'Auflagenbindung'
(Cross-compliance) an die Einhaltung von Standards für Umweltschutz und
Lebensmittelsicherheit gebunden. Die Kommission beabsichtigt, den Rechtstext für
die reformierte Hopfen-GMO bis zum Jahresende vorzulegen.

'Unser Ziel ist ein einfaches und flexibles System. Hierdurch wird in der EU
eine am Markt ausgerichtete, nachhaltige Hopfenerzeugung geschaffen', so Franz
Fischler, EG-Kommissar für Landwirtschaft, Entwicklung des ländlichen Raums und
Fischerei.

Der Reformvorschlag der Kommission stützt sich auf eine Folgenabschätzung für
den Sektor, die dem Rat bis zum 31. Dezember 2003 vorzulegen ist. Aus dieser
Analyse geht eindeutig hervor, dass die künftige Regelung drei Bedingungen
erfüllen muss: Sie muss die Rentabilität der Erzeugung sichern, günstige
wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Erzeugung schaffen und der
Marktentwicklung Rechnung tragen. Was die erste Bedingung betrifft, so gelten
die Hauptbestandteile der derzeitigen Hopfen-GMO, also Bestimmungen für die
Produktzertifizierung und die zentrale Rolle der Erzeugergemeinschaften, auch
weiterhin, weil sie sich als sehr effizient erwiesen haben. Der zweiten und
dritten Bedingung wird am besten durch die Einbeziehung der Hopfenerzeugung in
die Betriebsprämienregelung entsprochen.

Für die Erzeuger ist dieses System einfach, flexibel und nachhaltig und sorgt
zudem durch eine Beihilfe, die der jetzigen Beihilfe entspricht, für die
Stabilität der derzeitigen Einnahmen und für eine effizienteren und direkten
Transfer der Stützung. Außerdem bietet sie den Erzeugern im Falle kurzfristiger
und struktureller Marktkrisen Alternativen, weil diese jetzt die Möglichkeit
haben, die Erzeugung vorübergehend oder endgültig einzustellen und die
Anbauflächen für andere Formen der Erzeugung zu nutzen.

Um den Zusammenschluss der Erzeuger zu fördern, können die Mitgliedstaaten
beschließen, die produktionsabhängige Beihilfe ganz oder teilweise von der
Mitgliedschaft in einer Erzeugerorganisation abhängig zu machen.

Der Bericht der Kommission über die Entwicklung des Hopfensektors wird im
Internet
verfügbar sein.

Hintergrund

Wie funktioniert die gemeinsame Marktorganisation (GMO) für Hopfen?

Die gemeinsame Marktorganisation für Hopfen wurde 1971 eingerichtet und zuletzt
1997 reformiert. Kernbestandteile der Grundverordnung sind Regeln für die
Vermarktung von Hopfen mittels eines Zertifizierungsverfahrens und vorab
geschlossenen Verträgen, Vorschriften für die Zulassung und Förderung von
Erzeugergemeinschaften sowie Bestimmungen für den Handel mit Drittländern.

Für den Hopfenanbau in der Gemeinschaft wird eine Beihilfe gewährt.
Erzeugergemeinschaften können selbst entscheiden, ob sie die Beihilfe ganz oder
teilweise von der Anbaufläche abhängig machen: Bis zu 20% der Beihilfe können
für die Umstellung auf andere Hopfensorten oder andere Maßnahmen von gemeinsamem
Interesse verwendet werden.

Für vorübergehend stillgelegte oder gerodete Flächen gelten befristete
Sondermaßnahmen.

Die Ausgaben für die Hopfen-GMO waren bei den Ernten von 2000, 2001 und 2002 mit
12,5 Mio. EUR (davon 10 Mio. EUR für Deutschland) stabil.

Lage des Sektors in der EU

Etwa 22.000 Hektar (das sind etwa ein Drittel der weltweiten Hopfenanbaufläche)
werden für den Anbau von Hopfen verwandt, die Fläche ist auf acht
EU-Mitgliedstaaten (Belgien, Deutschland, Spanien, Frankreich, Irland,
Österreich, Portugal und Vereinigtes Königreich) verteilt; 80% der
EG-Hopfenanbaufläche befinden sich in Deutschland.

In allen Mitgliedstaaten ist der Hopfenanbau rückläufig. Die Erzeuger bauen
immer ertragreichere Sorten mit immer größerem Alphasäuregehalt (dem Stoff, der
dem Bier seinen bitteren Geschmack verleiht) an, sodass für die Erzeugung
derselben Menge immer geringere Flächen ausreichen.

In den letzten Jahren ist die Hopfenanbaufläche in der EU jährlich um 3,5
Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig hat die Zahl der Hopfenbaubetriebe um etwa
6 Prozent jährlich abgenommen. Dagegen ist die Hopfenanbaufläche je Betrieb um 4
Prozent pro Jahr gestiegen. Die Hopfenerzeugung der Gemeinschaft hat in den
letzten Jahren mit 0,8 Prozent jährlich nur leicht abgenommen (Rückgang im Jahr
2002: 38.000 Tonnen).

Für die aromatischen Sorten, die niedrigere Erträge bringen und schwerer
anzubauen sind, wurden bislang höhere Preise bezahlt als für die bitteren
Sorten. Allerdings gleichen sich Preise der beiden Hopfentypen an, da die
Nachfrage nach den Aromasorten nachlässt und die neuen Superalphasorten einen
höheren Alphasäurengehalt aufweisen und dadurch einen höheren Marktpreis
erzielen.

Das Interesse an vorab geschlossenen Verträgen geht zurück, da die
Nutzerindustrie auf dem freien Markt ein immer größeres Angebot zu Preisen
vorfindet, die unter den vertraglich vereinbarten Preisen liegen. Von den
Erzeugern wird der Vertrag als Vermarktungsinstrument aber weiterhin geschätzt,
weil er über längere Zeiträume stabile Preise garantiert.

Handel und Lage auf dem Weltmarkt

Die Europäische Union ist mit 40 Prozent der Weltproduktion der weltweit größte
Erzeuger von Hopfendolden. An zweiter Stelle stehen die Vereinigten Staaten mit
27 Prozent; China folgt mit derzeit 14 Prozent der Weltproduktion an dritter
Stelle.

Obwohl die weltweite Biererzeugung um etwa 1,9 Prozent jährlich steigt, geht der
weltweite Bedarf an Alphasäure aufgrund des technischen Fortschritts und der
Hinwendung der Verbraucher zu weniger bitteren Biersorten zurück (-0,66
Prozent).

Die EU ist der größte Exporteur von Hopfen (Ausfuhr 2002: etwa 22.000 Tonnen
Doldenäquivalent(bei Hopfenpellets und Hopfenextrakten wird zu Vergleichszecken
das entsprechende Doldenäquivalent gebildet)). Die Einfuhren in die EU sind
rückläufig und haben sich auf etwa 11.500 Tonnen Doldenäquivalent eingependelt.
Die Handelsbilanz weist derzeit einen Überschuss von etwa 10.000 Tonnen
Doldenäquivalent auf. Die EU ist auf dem Weltmarkt traditionell Nettoexporteur
von Hopfen und ein wichtiges Zentrum des weltweiten Hopfenhandels.

Statistische und andere Daten zum Hopfensektor.

Links zum Thema Hopfen und Malz,
Links zum Thema EU und Landwirtschaft.

 


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