Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 16.09.2003

NATURA 2000: Sachsen-Anhalt erfüllt Vorgaben der FFH-Richtlinie


Magdeburg (agrar.de) - Sachsen-Anhalt wird 30.782 Hektar besondere Schutzgebiete
für das europäische Netzwerk Natura 2000 nachmelden. Damit steigt der Anteil an
der Landesfläche um 3,8 Prozent auf 11,26 Prozent. Das sind insgesamt 230.805
Hektar. Die größten nach zumeldenden Flächen sind die Truppenübungsplätze
'Altmark' in der Colbitz-Letzlinger Heide und Altengrabow.

Umweltministerin Petra Wernicke bezeichnete das Natura 2000 Netzwerk als
ehrgeizigstes Naturschutzprojekt Europas. Zugleich mahnte sie an: 'Wir müssen in
diesem Zusammenhang aber noch einmal in Europa über die Kosten reden.' Die
Bundesländer seien mit dem zu erwartenden Aufwand für Monitoring, Betreuung und
Unterhaltung überfordert.

Sachsen-Anhalt wird vor allem folgende typische Lebensräume und Arten
nachmelden: Binnen-Dünen und deren Trockenrasenvegationen, subpannonische
Trockenrasen und andere trockene Heiden, Brenndolden-Auenwiesen und magere
artenreiche Flachland-Mähwiesen, eutrophe Seen, Unterwasservegetation in Flüssen
sowie spezielle Buchenwald- und Niedermoor-Typen.

Zu den Arten zählen einige Fische wie der Steinbeißer und der Bitterling, der
Kammolch und die Rotbauchunke, aber auch Käfer wie der Hirschkäfer, Eremit oder
der Heldbock. Des weiteren müssen Fledermäuse wie die Mops- und
Bechsteinfledermaus, die Kleine Hufeisennase und das Große Mausohr nachgemeldet
werden.

Das Kabinett hat für die Nachmeldeliste des Umweltministeriums vergangene Woche
'grünes Licht' gegeben. Die Liste geht jetzt an die Bundesregierung und kann im
Oktober fristgerecht an die EU weitergeleitet werden. Die Vorschlagsliste wurde
zwischen Anfang Juni und Ende August mit Betroffenen und Naturschutzverbänden
öffentlich diskutiert.

Zu vermeintlich konfliktträchtigen Gebietsvorschlägen gab es gezielte Beratungen
vor Ort und im Ministerium. Das betraf insbesondere den Arendsee und die
Bergbaufolgelandschaft Geiseltal wegen der touristischen Nutzung. Beide
potentiellen Naturschutzflächen wurden darauf hin konkretisiert. Im Bereich
Geiseltal wurde insbesondere das Argument neu bewertet, dass es sich beim
ehemaligen Tagebau um ein sich noch ständig entwickelndes Areal handelt und
abschließende Aussagen über stabile Tier- und Pflanzenansiedlungen daher nicht
möglich sind. Da eine Ausweisung als 'Besonderes Schutzgebiet' (nach
FFH-Richtlinie) auf Vorrat nicht möglich ist, wurde das jetzt zu meldende Gebiet
kleiner gefasst. Zum Bereich Borntal, Feuchtgebiet und Heide bei Allstedt kamen
die Beteiligten überein, dass Schutz- und gewerbliche Nutzungsinteressen unter
einen Hut zu bringen sind.

Ministerin Wernicke betonte: 'Wir haben in diesen Fällen ein sinnvolles
Nebeneinander von Schutz- und Nutzflächen angestrebt und gefunden.' Sie wies
darauf hin, dass Naturbesonderheiten auch die Attraktivität für touristische
Nutzung steigern.

Natura-2000-Flächen setzen sich, teilweise überlappend, aus FFH-Flächen und
Vogelschutzgebieten zusammen.

Sachsen-Anhalt wird etwa 1,5 Prozent seiner Landesfläche als FFH-Gebiete
nachmelden. Der größte Teil sind die Truppenübungsplätze in der
Colbitz-Letzlinger Heide und bei Altengrabow, aber auch Flussläufe und
Fledermausquartiere. Damit erhöht sich das FFH-Gesamtvolumen auf 8,7 Prozent.
Sachsen-Anhalt bleibt damit immer noch leicht unter dem Bundesdurchschnitt von
neun Prozent.

Als Vogelschutzgebiete werden 2,3 Prozent der Fläche nachgemeldet, womit sich
der Gesamtwert auf 8,3 Prozent erhöht. Insbesondere geht es um Rastplätze für
überwinternde nordische Vogelarten im Bereich der Elbe und der Tagebauseen sowie
um typische Vogelarten der Laubwälder und Heideflächen.

Diese Größe liegt leicht über dem bisherigen Durchschnitt von 8,1 Prozent für
Deutschland insgesamt, der aber von der EU als unzureichend bezeichnet und daher
gegenwärtig in einem Klageverfahren beanstandet wird. Andere Staaten haben
höhere Flächenanteile als Vogelschutzgebiete ausgewiesen, so zum Beispiel die
Niederlande 24,1 Prozent, Dänemark 22,3 Prozent, Österreich 14,7 Prozent und
Spanien 17,8 Prozent.

Die EU-Kommission hat Deutschland vor einem halben Jahr aufgefordert, weitere
für die Region typische besondere Schutzgebiete und Arten laut FFH-Richtlinie
(Flora-Fauna-Habitat) zu melden. Für Sachsen-Anhalt wurden 18 Lebensraumtypen
und etwa 30 Arten in den beiden biogeografischen Regionen (atlantische im NW und
kontinentale im SO des Landes) benannt. Im Vergleich zu Gesamtdeutschland und zu
anderen Bundesländern ist Sachsen-Anhalt jedoch eher gering betroffen.

Links zum Thema Landschaft und Natur,
Links zum Bundesland Sachsen-Anhalt.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de