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@grar.de Aktuell - 13.09.2003

Aktuelles Ökobarometer: Jüngere Verbraucher kaufen mehr Bioprodukte

EMNID-Umfrage im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums


Berlin (agrar.de) - Bereits zum dritten Mal führte das EMNID-Institut
Mitte August im Auftrag des Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung
und Landwirtschaft (BMVEL) das sogenannte Ökobarometer, eine
deutschlandweite repräsentative Umfrage mit 1000 Befragten durch. Nach den
Befragungen im November 2002 und im April 2003 wurden nun erneut Verbraucher zu
ihren Einstellungen und Kaufentscheidungen rund ums Thema Biolebensmittel
befragt. Wichtige Kernfragen wiederholen sich bei jedem Ökobarometer. So sind
wie bei einem Barometer Schwankungen feststellbar und ein langfristiger Verlauf
der Entwicklung in diesem Bereich wird deutlich.

Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze

Sich einfach wohlfühlen! Der Wunsch, etwas für seine Gesundheit tun zu wollen,
ist das mit 15 Prozent am häufigsten genannte Schlüsselerlebnis, das einer
Umstellung auf Produkte aus dem Ökolandbau vorausgeht.

22 Prozent der Verbraucher, die bisher noch keine Biolebensmittel kaufen,
interessieren sich für Lebensmittel in Bioqualität. Das sind vier Prozent mehr
als im April diesen Jahres.

Die Gruppe der 30 bis 39-jährigen gelegentlichen Biokäufer ist seit November um
zwölf Prozent gewachsen.

Das bewog die Verbraucher zur Umstellung auf Biolebensmittel. Viele Verbraucher
entdecken Biolebensmittel nach und nach, oftmals durch Einsteigerprodukte wie
Milch oder Obst und Gemüse. 59 Prozent derjenigen, die Ökoprodukte verwenden,
gaben dementsprechend an, ohne einen besonderen Anlass oder ein
Schlüsselerlebnis ihre Ernährung ganz oder teilweise auf Bio umgestellt zu
haben. Für 41 Prozent der Käufer von Biolebensmitteln allerdings gab es einen
besonderen Grund, ihre Ernährung kritisch zu überdenken und zu verändern. Der
mit 15 Prozent am häufigsten genannte Auslöser ist der Wunsch, über die
Ernährung das eigene körperliche Wohlbefinden zu verbessern. Zum Teil geht eine
Krankheit oder gesundheitliche Beeinträchtigung der Ernährungsumstellung hin zu
Bioprodukten voraus. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko zu erkranken und
damit das Bewusstsein, eigenverantwortlich für seine Gesundheit sorgen zu
müssen. Entsprechend gibt mit einem Anteil von 20 Prozent besonders die Gruppe
der 50 bis 59-Jährigen diesen Grund an. Sieben Prozent der Befragten nannten
Lebensmittelskandale wie BSE als Auslöser für die Entscheidung für Bio. Eigene
positive Erfahrungen mit Biolebensmitteln haben bei drei Prozent der
Biokonsumenten den entscheidenden Motivationsschub ausgelöst. Mit jeweils zwei
Prozent punkten Schlüsselerlebnisse wie das besondere Genusserlebnis bei
Biolebensmitteln, Vorbilder (Eltern, Verwandte, Freunde), Vorträge und Berichte
zum Thema, Umweltschutzgründe und oder die Geburt eines Kindes.

Das ist den Verbrauchern beim Lebensmitteleinkauf wichtig

Erneut wurde nach den allgemeinen Wichtigkeitskriterien beim Lebensmitteleinkauf
gefragt. Das Wohl der Tiere ist den Verbrauchern noch immer besonders wichtig.
War in der April-Befragung der "Verzicht auf vorbeugende Gabe von Antibiotika"
noch auf dem ersten Rang gelandet, so ist es nun mit 55 Prozent die "artgerechte
Tierhaltung". Besonders den Frauen liegt mit 59 Prozent dieses Thema am Herzen
(Männer 49 Prozent).

Es folgt mit 53 Prozent ein 'gutes Preis-Leistungsverhältnis', das von Rang fünf
im April nach oben gerückt ist. Ein weiterer wichtiger Punkt ist nach wie vor
der Gesundheitsaspekt. Hier ist erneut die Käuferschicht der 50 bis 59-Jährigen
stark vertreten (61 Prozent gegenüber 52 Prozent aller Befragten). Etwas
zurückgefallen ist mit 51 Prozent der 'Verzicht auf vorbeugende Antibiotika' in
der Tierhaltung (April-Befragung, 58 Prozent).

Nach wie vor wird auf die sogenannten 'klassischen Merkmale' geachtet: 'Frische
und Reife' punkten mit 50 Prozent, 'guter Geschmack' mit 49 Prozent. Um zwei
Prozentpunkte auf 43 Prozent gestiegen, ist die 'schonende Verarbeitung mit
wenig Zusatzstoffen', um ganze neun Prozent gefallen dagegen das Kriterium 'dass
Pflanzen nicht mit chemisch-synthetischen Unkrautbekämpfungsmitteln behandelt
werden'. Auch der 'Ausschluss von Gentechnik', der wie schon im April auf Rang
neun zu finden ist, hat einen Punktverlust von sieben Prozent zu verzeichnen.
Die 'Naturbelassenheit' stufen 31 Prozent der Befragten als sehr wichtig ein.
Ein 'nur niedriger Preis' ist nur 23 Prozent und damit vier Prozent weniger
Verbrauchern besonders wichtig. 21 Prozent der Käufer achten auf die 'regionale
Herkunft der Produkte', 18 Prozent der Käufer auf eine 'gute Beratung' (plus
drei Prozent seit April). Wie schon bei den letzten beiden Ökobarometern
auffallend, liegt bei dieser allgemeinen Fragestellung das Kriterium 'Herkunft
aus ökologischem Landbau' mit 16 Prozent (minus drei Prozent seit April) nur auf
Rang 14 wohingegen Einzelkriterien, die dem Ökolandbau zuzuordnen sind (z.B.
'Artgerechte Tierhaltung') ganz oben zu finden sind.

Insgesamt fällt auf, dass die Verbraucher im Vergleich zur April-Befragung ihre
Ansprüche etwas zurückgeschraubt haben: Während im April noch jeweils mehr als
die Hälfte der Befragten sieben von 15 Kriterien als 'sehr wichtig' eingestuft
haben, war dies im August nur noch bei vier Kriterien der Fall, womit deutlich
wird, dass der Aufmerksamkeitsfokus der Deutschen derzeit offensichtlich auf
andere Themenschwerpunkte gerichtet ist.

So wichtig ist den Verbrauchern Bioqualität

Klein aber stabil ist der Anteil der Biopuristen, die zwei Prozent aller
Konsumenten ausmachen. Nahezu unverändert ist auch die Gruppe der gelegentlichen
Biokäufer mit 59 Prozent. Bei den 30 bis 39-Jährigen ist die Fraktion der
'Gelegentlichen' mit 69 Prozent überdurchschnittlich groß und seit der ersten
Befragung im November 2002 um zwölf Prozent gewachsen (November 57 Prozent,
April 59 Prozent). Um ganze vier Prozent höher liegt die Quote derjenigen, die
Interesse an Produkten aus dem Ökolandbau haben, diese aber bisher noch nicht
kaufen. Besonders stark vertreten sind in diesem Segment die unter 30-Jährigen:
Jeder Vierte zeigte sich an Biolebensmitteln interessiert, ablehnend verhalten
sich 17 Prozent der Konsumenten, das sind drei Prozent weniger als im April
diesen Jahres.

Nach dem leichten Einbruch des Interesses an Bioprodukten von November bis
April, fühlen sich die Verbraucher nun wieder stärker zu Lebensmitteln aus dem
Ökolandbau hingezogen.

So blicken die Verbraucher in die Zukunft

Der Zukunftstrend in Sachen Bio ist ungebrochen: Im Vergleich sowohl zur
November- , als auch zur April-Befragung ergeben sich kaum Veränderungen. Bei
der Befragung wurden zwei Zeithorizonte unterschieden: Die nächsten zwölf Monate
und die weitere Zukunft. Für die nächsten zwölf Monate wollen sich die Deutschen
folgendermaßen entscheiden: 24 Prozent sehen ihren 'Biokonsum' als steigend, 68
Prozent als gleichbleibend und 6 Prozent sinkend. Derzeit gehen außerdem 40
Prozent der Deutschen davon aus, dass sie in der weiteren Zukunft verstärkt
Biolebensmittel kaufen werden, 52 Prozent werden nach eigenen Angaben ihr
Kaufverhalten diesbezüglich beibehalten. Nur ein geringer Anteil der Befragten
(fünf Prozent) gibt an, zukünftig weniger Bioprodukte kaufen zu wollen.

Das motiviert oder demotiviert die Verbraucher

Sicherheit und Gesundheit sind weiterhin die wichtigsten Motivationsgründe
dafür, Produkte aus dem Ökolandbau zu verwenden (28 Prozent). Der 'proaktive'
Gesundheitsaspekt konnte noch an Bedeutung gewinnen (plus drei Prozentpunkte).
Eines der wesentlichsten Merkmale von Lebensmitteln aus dem ökologischen
Landbau, die 'Natürlichkeit' und die 'Naturbelassenheit' der Produkte konnte
deutlich punkten (plus sechs Prozent) und kommt inzwischen auf 24 Prozent. Der
Aspekt des 'guten Preis-Leistungsverhältnisses' bei Biolebensmitteln fiel auf
den vierten Platz zurück (jetzt 17, vorher 20 Prozent). Die artgerechte
Tierhaltung (16 Prozent) ist weiterhin ein bedeutender Aspekt, der dazu
motiviert bzw. motivieren würde, Produkte aus dem Ökolandbau zu verwenden. Es
folgen schließlich die "klassischen" Kriterien der Qualitätsbeurteilung 'guter
Geschmack' (15 Prozent), Frische (vier Prozent) und Qualität (vier Prozent).
Zwei altruistische Beweggründe haben an Bedeutung gewonnen: Die regionale
Herkunft ist von sechs auf zehn Prozent gestiegen, der Umweltschutz taucht mit
fünf Prozent zum ersten Mal auf.

Was die Verbraucher hindert, sich für Bio zu entscheiden, hat sich seit April
nicht geändert. Mit Abstand das stärkste Argument ist nach wie vor der Preis (60
Prozent, plus zwei Prozent), gefolgt von 'kein Vertrauen' (16 Prozent).
Schließlich wird von 13 Prozent angegeben, Bioprodukte seien schwer zu bekommen.
'Qualitätsmängel' (acht Prozent), 'Chemikalien' (drei Prozent), 'mangelnde
Kennzeichnung' (drei Prozent) und 'kein Interesse' (drei Prozent) schließen das
Ranking wie schon im April ab. Das Kriterium 'schmeckt nicht', das im April noch
von drei Prozent der Deutschen genannt wurde, spielt in der aktuellen Umfrage
keine Rolle mehr.

Fazit: Der Bereich Biolebensmittel zeigt sich über den Befragungszeitraum seit
November 2002 als gefestigtes Segment, das sich auch ohne den Einfluss von
Skandalmeldungen im Bereich der herkömmlichen Lebensmittel gut entwickelt. Auch
wenn die Verbraucher ihre Erwartungen an Lebensmittel generell
herunterschrauben, bewirkt das doch keinen Rückgang im Biobereich. Ein stabiler
Anteil an Verbrauchern entscheidet sich offensichtlich aus echter Überzeugung
für Produkte aus dem Ökolandbau.

Links zum Thema Bio-Landbau.

 


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