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@grar.de Aktuell - 18.08.2003

Dürreschäden: Miller fordert weitere Soforthilfen


München (agrar.de) – Die anhaltende Dürre bereitet den bayerischen Bauern
zunehmend Probleme. Landwirtschaftsminister Josef Miller fordert deshalb von Bund
und EU zusätzliche, rasch umsetzbare und breitenwirksame Soforthilfen. Dem von
Bundesagrarministerin Renate Künast in Aussicht gestellten
Existenzsicherungsprogramm müssten schnell Taten folgen, sagte der Minister am
Donnerstag Abend nach einem Krisentreffen mit Vertretern des Bauernverbandes und
Experten der Landwirtschaftsverwaltung in München. Keine Hilfe für Trockenschäden
sind laut Miller die von Künast öffentlichkeitswirksam angekündigten 1,8
Milliarden Euro EU-Mittel, denn: 'Das sind keine zusätzlichen Gelder, sondern den
Bauern ohnehin zustehende Tier- und Flächenprämien.' Der Bund müsse stattdessen
umgehend die mit der Modulation verbundene Kürzung der Direktzahlungen an die
Bauern aussetzen und auf die Streichung der 218 Millionen Euro Bundeszuschüsse zur
Krankenversicherung der Landwirte verzichten.

Außerdem verlangt Miller von Künast, sich mit Nachdruck für weitere
Ausnahmeregelungen der EU einzusetzen, denn: 'Brüssel kann mit einer Reihe
einfacher, kostenneutraler Kulanzregelungen den Bauern rasch und wirksam helfen.'
Unter anderem gelte es Prämienkürzungen zu verhindern, die den bayerischen
Landwirten wegen Überschreitung der Anbaufläche für Mais drohen. Der Minister
fordert deshalb von der EU, ausnahmsweise eine Saldierung der Maisfläche mit den
Anbauflächen anderer Kulturpflanzen zuzulassen. Im nassen Herbst 2002 konnten
viele Bauern kein Wintergetreide anbauen und mussten auf Mais ausweichen.

Für die Mutterkuhhalter erwartet sich der Minister eine Senkung des
Mindesthaltezeitraums von sechs Monaten. Wegen der Engpässe beim Futter sei der
Zeitraum heuer zu lang. Die Bauern müssten entweder bereits jetzt Wintervorräte
verfüttern oder teure Futtermittel zukaufen. Zudem soll die EU laut Miller 2004
generell auf den Einzug von Prämienansprüchen verzichten, wenn die Bauern wegen
Futtermangel ihre Tierbestände abbauen müssen. Der Aufbau neuer Bestände koste
Zeit. Die Landwirte dürften zusätzlich zur geringeren Prämiensumme nicht auch noch
mit einem Verlust ihrer Prämienrechte bestraft werden.

Der Freistaat hat nach Auskunft Millers bereits eine Reihe von Soforthilfen
eingeleitet. So würden Steuern gestundet, Steuervorauszahlungen gemindert und
Vollstreckungsmaßnahmen hinaus geschoben. Die Ausgleichszulage für benachteiligte
Gebiete wird von Oktober auf Anfang September vorgezogen. Erleichterungen gibt es
auch beim Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm: Das für die Grünlandprämie
geltende Verbot von Mineraldünger wird bei besonders betroffenen Betrieben für den
Rest des Jahres ausgesetzt, damit die geringen Erträge teilweise ausgeglichen
werden können. Zwischenfruchtaufwuchs darf ausnahmsweise verfüttert werden. Bei
der Kulturpflanzenregelung durften Getreidebestände heuer zur Gewinnung von
Ganzpflanzensilage verwendet werden, auch wenn dies im Mehrfachantrag nicht
vorgesehen war. Insgesamt 125 000 Hektar Körnermais können ohne Prämienverluste
auch als Silomais verfüttert werden. Zudem darf nach Einsatz des Ministers bei der
EU der Aufwuchs von Stillegungsflächen für Futterzwecke genutzt werden. Und auch
der Beratungsschwerpunkt an den Landwirtschaftsämtern wurde geändert: Im
Mittelpunkt stehen Zwischenfruchtanbau, Strohnutzung, Futterkonservierung und der
Einsatz alternativer Futtermittel.

Die Ernteeinbußen im Freistaat schwanken in Abhängigkeit von Bodengüte und
Niederschlagsverteilung regional sehr stark. Regional gibt es sogar Totalausfälle.
Besonders betroffen ist Nordbayern, vor allem Ober-, Mittel- und Unterfranken. Bei
Getreide betragen die Einbußen nach derzeitigen Schätzungen durchschnittlich rund
15 Prozent gegenüber dem sechsjährigen Mittel. Bei Wintergerste ist im
Durchschnitt ein Rückgang von 22 Prozent zu verzeichnen, bei Winterweizen von 15
Prozent und bei Roggen von 28 Prozent. Keine bzw. kaum Abstriche gab es bei
Sommergerste und Hafer. Winterraps wurden 25 Prozent weniger geerntet. Bei
Kartoffeln ist mit einem Minus von bis zu 30 Prozent, bei Zuckerrüben von örtlich
bis zu 40 Prozent und bei Mais von 25 bis 35 Prozent zu rechnen. Besonders große
Einbußen von 20 bis 60 Prozent des Jahresertrages gibt es beim Grünland. Wenn es
in den nächsten Tagen nicht regnet, werden sich die Versorgungsengpässe erheblich
vergrößern.

Links zum Thema Agrarpolitik.

 


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