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@grar.de Aktuell - 13.08.2003

Tierschützer: Trotz Hitze gehen Tiertransporte weiter

Auch in Massenställen von Geflügel droht Tod durch Hitzestress


Aachen (agrar.de) - Die mörderischen Sommertemperaturen sind für die
Viehhandelsbranche kein Grund, Tiertransporte vorübergehend auszusetzen, wie dies
das Bundesverbraucherschutzministerium kürzlich gefordert hat. Nach aktuellen
Recherchen des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte gehen auch
Ferntransporte unbeirrt weiter. Besonders vom Hitzetod bedroht seien Geflügeltiere
während des Transports, aber auch in den Massenställen.

Nach dem Appell von Staatssekretär Alexander Müller im Bundesministerium für
Verbraucherschutz an die Bundesländer und die Transportwirtschaft, bei den
außergewöhnlich hohen Temperaturen auf Tiertransporte zu verzichten, wollte es der
Bundesverband Menschen für Tierrechte genauer wissen. Er fragte bei Behörden, die
Tiertransporte abfertigen, und bei Polizeidienststellen, die diese kontrollieren,
nach. Das Ergebnis ist ernüchternd: Obwohl sich alle Beteiligten der Leiden und
der Lebensgefährdung der Tiere bewusst sind, läuft das Geschäft mit der lebenden
Ware Tier ungerührt weiter.

Selbst Ferntransporte von Schlachtbullen von Norddeutschland aus über Italien bis
in den Libanon und von hochträchtigen Kühen bis nach Spanien und Griechenland
würden von den Behörden wie üblich abgefertigt. 'Der Appell von Staatssekretär
Müller verhallt wie ein Ruf in der Wüste', so Hannelore Jaresch vom Bundesverband
Menschen für Tierrechte, 'denn die Tiere sind bestellt, die Lkws stehen bereit.
Und wenn die Ventilatoren und die Tränkeanlage bei der Abfahrt funktionieren,
waschen die für die Transportgenehmigung zuständigen Tierärzte ihre Hände in
Unschuld.'

Business as usual heißt es auch in der Geflügelbranche. Da die Todesrate von
Hochleistungsputen und Masthühnern, aber auch von Enten und Legehennen in den
Massenställen bei Überschreitung einer bestimmten Wärmebelastung (Enthalpie)
besonders hoch ist, haben die Tierschützer die Enthalpiewerte der letzten Tage an
bestimmten Orten in Deutschland abgerufen. Ergebnis: Der kritische Enthalpiewert
von 67 kJ/kg wurde an mehreren Orten überschritten.

'Da sich Geflügeltiere nicht durch Schwitzen abkühlen können, helfen sie sich
durch Schnabelatmung. Wenn diese in Hecheln übergeht, droht in wenigen Stunden der
Hitzetod von Zehntausenden von Tieren', erklärt Jaresch. Wie dramatisch die
Situation derzeit besonders bei den auf schnellen Fleischzuwachs gezüchteten und
in extremer Enge gehaltenen Puten und Masthühnern ist, würden Warnhinweise des
niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums zeigen. Diese enthalten sogar den
Rat, die Tiere vorübergehend nicht zu füttern und den Maststall von außen zu
befeuchten und zu kühlen.

Nur eine strikte zeitliche Begrenzung von Transporten sowie ein gesetzliches
Verbot von extremer Zucht und Intensivmast könne aber, so der Verband,
unermessliches Leid und Todesfälle von landwirtschaftlichen 'Nutztieren' besonders
in heißen Sommermonaten wie diesen verhindern.

Links zum Thema Tierschutz,
Links zum Thema Verbände.

 


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