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@grar.de Aktuell - 13.08.2003

Priesmeier zur Legehennenhaltung: Umdenken scheint nötig


Berlin (agrar.de) - Der Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion,
Dr. Wilhelm Priesmeier, wirkte schockiert. Gemeinsam mit seinem
Bundestagskollegen Holger Ortel, dem ehemaligen Niedersächsischen
Landwirtschaftsminister Uwe Bartels und Mitgliedern der Arbeitsgruppe Agrarpolitik
der SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag hatte der Politiker und Tierarzt
verschiedene Geflügel haltende Betriebe in Niedersachsen besucht - und dabei
bleibende Eindrücke gesammelt.

'Vor allem in der Legehennenhaltung sehe ich große Mißstände', erklärte Priesmeier
am Mittwoch. 'Seit dem vergangenen Jahr ist die Käfighaltung in Deutschland nicht
mehr erlaubt. Das klingt zunächst nach aktivem Tierschutz, zeigt aber in der
Praxis verheerende Auswirkungen. In den Bodenhaltungs- und Freilandbeständen
grassieren Krankheiten, die in Deutschland längst ausgerottet waren. Die
Mortalitätsraten bei den Tieren liegen zum Teil höher als 20 Prozent. Zudem ist
Kannibalismus ein schwerwiegendes grundsätzliches Problem bei Boden- und
Freilandhaltung. Daher werden den Tieren dort vielfach die Schnäbel beschnitten.
Hierdurch werden die Hennen eines wichtigen Sinnesorganes beraubt.'

Die dramatische Verschlechterung der Gesundheit der Legehennen bestätigt auch eine
unabhängige Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover, die demnächst
veröffentlicht wird. Auch unter dem Aspekt des Verbraucherschutzes sei diese
Entwicklung sehr bedenklich, erklärte Priesmeier ergänzend: Mehr Tierkrankheiten
bringen einen vermehrten Einsatz von Medikamenten mit sich.

Viele Eierproduzenten weichen seit Inkrafttreten der Legehennenverordnung in
Länder aus, in denen die Käfighaltung erlaubt ist. Dies belegen nicht nur die
Daten der internationalen Märkte für Eier und Eiprodukte, sondern auch die
Geschäftsentwicklung deutscher Hersteller von Haltungssystemen. Hier sieht
Priesmeier ein weiteres Problem: 'Viele Auslandsbetriebe kaufen Käfige, die nicht
dem letzten Stand von Wissenschaft und Technik entsprechen.'

Die Entwicklung der letzten eineinhalb Jahre fasste Priesmeier drastisch zusammen:
'Die Frühstückseier der Deutschen kommen seit Inkrafttreten der
Legehennenverordnung keineswegs von glücklicheren oder gesünderen Hühnern. Das
genaue Gegenteil ist der Fall!'

Daher will sich der SPD-Tierschutzbeauftragte für ein Umdenken einsetzen:
'Natürlich kann niemand die Rückkehr zu tierquälerischen Legebatterien wollen.
Aber ich denke, dass mit ausgestalteten Haltungssystemen ein Fortschritt erzielt
werden kann - ein Fortschritt für die Tiere, für die Verbraucher, und nicht
zuletzt für die deutschen Hühnerhalter.'

Links zum Thema Geflügel,
Links zum Thema Gesetze und Verordnungen.

 


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