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@grar.de Aktuell - 12.08.2003

Getreidemarkt: Blum kritisiert die aktuelle EU-Getreidemarktpolitik


Koblenz (agrar.de) - Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes
Rheinland-Nassau (BWV), Leo Blum, kritisiert scharf das Verhalten der
EU-Kommission, die durch das Exportverbot für Getreide die Teilnahme der
europäischen Getreidebauern am Weltmarkt und damit höhere Preise verhindere. Das
sei eine nicht nachvollziehbare Vorgehensweise und zeige, dass die EU-Bürokraten
kein Verständnis für die augenblicklich schwierige Situation der Landwirtschaft
hätten, erklärte Blum.

Hintergrund des Exportverbotes für Getreide durch die EU ist, dass der
internationale Getreiderat (IGC) seine Schätzung für die weltweite Produktion
2003/04 um 3,6 Mio. t auf rund 568 Mio. t zurückgenommen hat.

Gleichzeitig senkten die Londoner Marktexperten die Verbrauchsschätzungen um 5
Mio. t auf weltweit 591 Mio. t. Damit entsteht beim Weizen zwischen Angebot und
Nachfrage die größte Lücke seit 30 Jahren! Daraufhin verteuerte sich der Weizen
aus der neuen Ernte an der Terminbörse von Chicago, die als Welt-Leitbörse gilt,
um 3,2 Prozent und kostet nun umgerechnet 11,69 Euro/dt (3,60 Dollar je Buschel).
Damit überschreitet die Weizennotierung erstmals seit September vorigen Jahres die
psychologisch wichtige Marke von 3,50 Dollar je Buschel Weizen. Innerhalb der
letzten vier Wochen haben die Terminpreise damit um über 15 Prozent zugelegt.

Europäische Getreidebauern können diesen Preisvorteil nicht nutzen, da die
EU-Kommission in der letzten Woche sämtliche Gebote für den Drittlandsexport –
auch die mit Nullerstattungen, d.h. ohne jegliche Exportbeihilfe – von Getreide
abgelehnt hat. Darüber hinaus wurden die Ausschreibungen bis auf weiteres
'ausgesetzt' (unsere Meldung). Als Grund nannte die Kommmission die sich
abzeichnende Knappheit bei Getreide auf dem europäischen Binnenmarkt. Sie
entschied sich dafür, obwohl die Exporteure rund eine Million Tonnen Getreide ohne
Exportbeihilfen geboten hatten. Die Kommission habe sich hierzu gezwungen gesehen,
weil die EU nach den dürrebedingten Ernteeinbrüchen zum Nettoimporteur von
Getreide zu werden drohe, so die Begründung aus Brüssel.

Präsident Blum kritisierte dieses Vorgehen der Kommission. 'Man stelle sich vor,
der Weizenpreis am Weltmarkt steigt und kein europäischer Landwirt darf daran
teilhaben, obwohl gerade die EU-Kommission die Landwirte immer wieder auffordert,
sich auf den Weltmarkt einzustimmen. Bei einem derzeitigen Weizenpreis in
Rheinland-Pfalz von gerade einmal 8,50 bis 10, 00 Euro pro dt. wäre die
Möglichkeit zur Teilnahme am Weltmarkt für den Getreidehandel von großem Vorteil
und würde die Preise für die Landwirte deutlich verbessern. Das verhindert nun die
EU Kommission durch ihren Exportstopp.

Der Gedanke der Kommission eventuell eine Exportsteuer zu erheben zeigt die
geistige Haltung der Kommission. Sind die Preise am Weltmarkt tief, fordert sie
die Produktion zu Weltmarktpreisen. Wenn sie aber steigen, schließt sie die
Grenzen. Mit diesem Verhalten dreht die Kommission ihren eigenen Forderungen den
Rücken zu. Dabei würde sich am Brotpreis nichts ändern. Selbst eine Verdoppelung
des Getreidepreises würde das Mehl pro Brötchen nur um einen halben Cent, also
unmerklich, verteuern,' so Blum. Sich auf solche Weise in den Markt einzumischen,
laufe auch der Zielsetzung der Beschlüsse zur Agrarreform entgegen, nach denen das
Handeln der Landwirte in Europa sich stärker am Weltmarkt orientieren solle. Die
Kommission verspiele mit Ihrer Vorgehenswiese einmal mehr das Vertrauen der
Landwirte.

Links zum Thema EU und Landwirtschaft,
Links zum Thema Verbände.

 


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