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@grar.de Aktuell - 02.08.2003

ISN: Öko-Schweinefleisch doppelt so teuer wie normales Schweinefleisch

Alternative Schweinehaltung gescheitert?


Damme (agrar.de) - In den letzten Wochen häufen sich Nachrichten über eine
schwierige Marktlage im Ökolandbau. Während die Produktion von ökologischen
Produkten - aufgrund staatlicher Förderung - in den letzten Jahren stark gestiegen
ist, trifft das Angebot jedoch nur auf eine sehr begrenzte Nachfrage. 'Viele
Öko-Betriebe stehen deshalb jetzt unmittelbar vor dem Aus', meint Detlef Breuer,
Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Nord-Westdeutschland
(ISN). Diese Betriebe benötigen einen Erzeugerpreis von ca. 2,40 Euro/kg
bis 2,50 Euro/kg Schweinefleisch. Das teuer erzeugte, ökologische Schweinefleisch
muß zum Teil allerdings als konventionelle Ware für 1,25 Euro/kg Schlachtgewicht
vermarktet werden. So stellt sich schnell ein Verlust von über 120 Euro pro
Schwein ein. Die Betriebe, die die alternative Schweinehaltung favorisieren,
produzierten offenbar am Markt vorbei.

Bereits auf dem Höhepunkt der Bio-Öko-Welle Mitte 2001 hatte die ISN darauf
hingewiesen, dass ökologisch erzeugtes Schweinefleisch nicht wettbewerbsfähig sei.
Grundlage war eine Studie des Instituts für angewandte Verbraucherforschung e.V.
(IFAV) vom Mai 2001 im Auftrag der Verbraucherzentralen. Die Auswertung dieser
Studie durch die ISN ergab bereits damals, daß ökologisch erzeugte
Schweinefleischprodukte im Lebensmitteleinzelhandel ca. 50-60 Prozent teurer waren
als konventionell erzeugtes Schweinefleisch. Dem gegenüber seien die Verbraucher
nur bereit, einen Mehrpreis von maximal 30 Prozent zu zahlen.

'Aufgrund unserer Analyse haben wir damals zahlreiche Anrufe von Landwirten
erhalten, die selber in alternative Haltungsformen einsteigen wollten', erinnert
sich Breuer. 'Wir haben seinerzeit allen Landwirten mit Rat und Tat zur Seite
gestanden und so manchen Schweinehalter vor einem Desaster bewahren können.'
Leider seien einige aber auch den 'falschen Propheten' gefolgt und müssten jetzt
bitter dafür bezahlen.

Ein aktueller Preisvergleich von konventionellen und ökologischen
Schweinefleischprodukten zeigt, dass sich der Abstand sogar noch vergrößert hat.
Der Verbraucher muß für ökologisch erzeugtes Schweinefleisch das Doppelte
bezahlen. Lediglich der Kochschinken steht mit einem Mehrpreis von knapp 70
Prozent etwas besser dar. Angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen ist heute kaum noch ein Verbraucher dazu zu bewegen, mehr zu
zahlen als unbedingt nötig. Die alternative Schweinehaltung dürfte eine sehr enge
Marktnische für einige, wenige Idealisten bleiben, stellt der ISN-Geschäftsführer
abschließend fest, 'und auch nur, wenn sie es sich leisten können und bereit sind,
ihr Eigenkapital dafür zu verbrauchen.'

Links zum Thema Schweine,
Links zum Thema Bio-Landbau.

 


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