Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 01.08.2003

DBV: Wetterderivate für die Landwirtschaft sind bisher ein Phantom

Angebote weltweit Fehlanzeige - dafür Ertragsschadensversicherung


Berlin (agrar.de) - Wetterderivate, die durch ungünstige Witterung verursachte
Ernteausfälle in der Landwirtschaft absichern, sind bisher nur ein Phantom. Dies
stellt der Deutsche Bauernverband (DBV) fest.

In Medienberichten zur Dürre war in der vergangenen Woche kritisiert worden, dass
solche Wetterderivate von der Landwirtschaft nicht genutzt werden, um ihr
Wetterrisiko abzusichern. Stattdessen würde sie auf staatliche Unterstützung
spekulieren. Diese Kritik wies der Deutsche Bauernverband zurück. Richtig ist
vielmehr, dass es zurzeit weltweit kein Angebot zur Absicherung von Ernterisiken
durch so genannte Wetterderivate gibt. Dabei besteht grundsätzlich ein Interesse
der Landwirtschaft, sich gegen natürliche Wetterrisiken abzusichern, die neben den
Preisschwankungen eine der Hauptursachen für drastische Einkommensveränderungen
sind.

Gründe für das fehlende Angebot für solche Wetterderivate, die in Form von
Optionsgeschäften von Brokern gehandelt werden, liegen in der fehlenden
Standardisierung der Verträge. Zur Standardisierung gehört auch, dass die
regionale Witterung auf einzelne Flächen bezogen werden kann. Dies ist derzeit
technisch noch nicht möglich.

Dagegen können Wetterderivate für die Energiebranche und für Großveranstalter von
Volksfesten und Freiluftkonzerten, die Sonnenschein und keinesfalls Regen für ihr
Geschäft benötigen, geeignete Instrumente zur Absicherung des Wetterrisikos sein.
Der Käufer eines derartigen Derivates muss sich beim Kauf auf ein singuläres
Wetterereignis, zum Beispiel Temperaturschwankungen zur Zeit der Veranstaltung
festlegen, das er absichern möchte. Die Landwirtschaft dagegen muss sich über eine
gesamte Vegetationszeit mit unterschiedlichen Witterungsverhältnissen wie Regen,
Temperatur und Sonne auseinandersetzen, die neben ackerbaulicher Leistung in der
Summe über die Höhe der Ernte entscheiden.

Nach Ansicht des Deutschen Bauernverbandes können Ernteausfälle, wie sie durch die
jüngste Trockenheit ausgelöst werden, durchaus effizient über
Ertragsschadensversicherungen abgesichert werden. Neben den Tierversicherungen
gibt es in der Landwirtschaft für den Ackerbau bislang jedoch nur die
Hagelversicherung. Der DBV hat sich mit der Versicherungswirtschaft deshalb
bereits vor Jahren Gedanken gemacht, wie extreme Witterungen abgesichert werden
können. Konzepte wurden mit der Versicherungswirtschaft entwickelt. Ein
Pilotprojekt für eine Ertragsschadensversicherung liegt bereits seit einiger Zeit
fertig ausgearbeitet auf dem Tisch. Diese Versicherung ist eine
Risikopartnerschaft zwischen Versicherungswirtschaft, Staat und Versicherten. Die
Versicherungen weisen jedoch darauf hin, dass eine Rückendeckung des Staates wegen
des möglichen immensen Schadensausmaßes notwendig ist analog zu den Versicherungen
im Flugverkehr.

Für das Pilotprojekt, das für die beiden Bundesländer Sachsen und Brandenburg
gelten soll, wäre eine Beteiligung von 10 Millionen Euro vom Bund notwendig. Wegen
fehlender Bereitschaft der Bundesregierung und des
Bundeslandwirtschaftsministeriums, eine solche Ertragsschadensversicherung
mitzutragen, ist das Pilotprojekt jedoch bisher nicht realisiert worden. Dabei
müsste es nach Ansicht des DBV im Interesse des Bundes liegen, eine solche
Versicherungsmöglichkeit zu schaffen, denn unvorhersehbare Ausgaben für
Katastrophenhilfsprogramme lassen sich dadurch abpuffern.
Ertragsschadensversicherungen mit staatlicher Partnerschaft funktionieren in den
USA, Kanada oder auch in anderen europäischen Ländern wie Italien, Frankreich,
Spanien, Portugal oder Österreich.

Links zum Thema Verbände.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de