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@grar.de Aktuell - 30.06.2003

Klimastudie Brandenburg: Mehr Sonne, weniger Wolken und Wasser


Potsdam (agrar.de) - Keine Klimaänderung hat sich seit 8000 Jahren so schnell
ausgeprägt wie die gegenwärtigen Verschiebungen bei Regen, Wind und Wasser. Zu
dieser Schlussfolgerung kommen die Forscher vom Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK) in ihrer aktuellen 'Studie zur
klimatischen Entwicklung im Land Brandenburg bis 2055 und deren Auswirkungen auf
den Wasserhaushalt, die Forst- und Landwirtschaft sowie die Ableitung erster
Perspektiven
'. Der vom brandenburgischen Agrar- und Umweltministerium in
Auftrag gegebene Report ist heute von Brandenburgs Umweltstaatssekretär Friedhelm
Schmitz-Jersch und Dr. Manfred Stock (PIK) in Potsdam vorgestellt worden. Erstmals
werden in dieser Studie die Auswirkungen der Klimaänderung auf die Umwelt und die
Land- und Forstwirtschaft Brandenburgs zusammengefasst.

'Schon bei einer Analyse der derzeitigen Situation wird der Handlungsbedarf
offensichtlich: Dürreschäden auf den Feldern, Überschwemmungen an den Flüssen und
eine Zunahme extremer Wettersituationen fordern in vielen Bereichen zum Umdenken
auf', sagte Schmitz-Jersch. Deshalb habe das Agrar- und Umweltministerium eine
Studie speziell für die Region Brandenburg in Auftrag gegeben, um frühzeitig
reagieren zu können.

In Brandenburg wird es sonniger, wärmer und trockener

'Die Forscher des PIK haben eine neuartige Methode angewandt, um das zukünftige
Regionalklima mit hoher Wahrscheinlichkeit zu ermitteln', erläuterte Stock.
Ausgehend von einer Temperaturerhöhung von rund 1,4 Grad Celsius für den Zeitraum
2001 bis 2055 zeigt die Studie des PIK, dass ein weiterer Rückgang der
Niederschläge bei gleichzeitig zunehmender Verdunstung insbesondere im Sommer zu
erwarten ist. Ein Absinken des Grundwasserspiegels, sinkende Wasserstände in den
Flüssen und Probleme bei der Wasserverfügbarkeit und Wasserqualität wären damit
verbunden.

Schon jetzt ist Brandenburg das niederschlagsärmste Bundesland. Von derzeit etwa
600 Millimeter werden die Niederschläge auf weniger als 450 Millimeter bis zum
Jahr 2055 weiter sinken. Der stärkste Niederschlagsrückgang ist in den
Sommerperioden zu erwarten. Weniger Niederschläge werden mit weniger Bewölkung und
längerer Sonnenscheindauer einher gehen. Zunehmend ist mit Extremwetterlagen zu
rechnen. Schon im Beobachtungszeitraum 1961 bis 1998 zeigte sich, dass beim
Niederschlag eine Verschiebung vom Sommer in den Winter festzustellen ist und die
Sickerwassermenge auf rund 75 Prozent der Gesamtfläche Brandenburgs stark
abgenommen hat. Dieser Trend werde sich weiter fortsetzen, sind sich die
Klimaforscher sicher.

Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, die Land -und Forstwirtschaft

Als Folge der klimatischen Änderung könnten auch die in Brandenburg noch häufig
anzutreffenden ausgedehnten Niederungen, Moore und Luchgebiete in ihrer
vielfältigen Funktion verloren gehen. Dies hätte zusätzliche negative
Rückwirkungen auf die Grundwasserressourcen und die Attraktivität der Landschaft.

Die in Brandenburgs Wäldern vorherrschende Monokultur mit einem überwiegenden
Kiefernbestand ist nicht geeignet, Wasser im Boden zu speichern. Im Gegenteil: Die
Nadelbäume entziehen der Natur ganzjährig Wasser und lassen es verdunsten, so dass
die Wasserbilanz ungünstiger als bei Laubwäldern ausfällt.

'Um Wassermangel künftig zu vermeiden und die Landschaft in ihrer Vielfalt zu
erhalten, müssen integrierte Nutzungskonzepte erstellt werden, die allen Belangen
genügen', erklärte Stock. Als eine der vordringlichsten Maßnahme wird empfohlen,
den Aspekt der Klimaänderung beim Waldumbauprogramm im Zusammenhang mit der
Diskussion verschiedener Alternativen der Wald- und Landnutzung zu
berücksichtigen. So könne negativen Entwicklungen beim Wasserhaushalt begegnet und
das Risiko von Waldbrand oder Schädlingsbefall gesenkt werden.

Insgesamt sehen die Klimaforscher im geringen Wasserdargebot den limitierenden
Faktor für die natürliche Vegetation, die bewirtschafteten Wälder und die
landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Die Bodenerosion würde durch einen Anstieg
vegetationsloser Flächen zunehmen. Die landwirtschaftlichen Erträge, insbesondere
bei Winterweizen, werden bei fehlender Bodenfeuchte sinken. Um dem zu begegnen,
müsse Wasser so lange wie möglich in der Region gehalten werden, Pflanzenbau und
Fruchtfolgen darauf abgestimmt, sowie der Wasserverbrauch reduziert werden.

Schmitz-Jersch: 'Angesichts dieser Ergebnisse scheint es dringend geboten,
Entscheidungen und Planungen zum Naturschutz, zur ländlichen Entwicklung, zu Be-
und Entwässerungsvorhaben, zum Hochwasserschutz oder zum Waldumbau - um nur einige
Bereiche zu nennen - daran auszurichten.'

Die Brandenburg-Studie zeige eindrucksvoll, wie anspruchsvolle Grundlagenforschung
zugleich hohe Praxisrelevanz haben kann und dass sich Wissenschaft, Politik und
Wirtschaft nur im engen Zusammenwirken auf die Zukunft vorbereiten können.
'Strategien und Maßnahmen müssen entwickelt werden, die es ermöglichen, die
negativen Auswirkungen der Klimaveränderungen auf unser natürliches,
wirtschaftliches und soziales Umfeld so gering wie möglich zu halten. Die
Landesregierung wird nationale und internationale Initiativen zum Klimaschutz
weiterhin unterstützen', fasste Schmitz-Jersch zusammen.

Links zum Thema Wetter,
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