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@grar.de Aktuell - 27.06.2003

DVT: Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Veredlungswirtschaft ist beeinträchtigt


Berlin (agrar.de) - Die Auswirkungen der nationalen Agrarpolitik auf die
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Tierproduktion standen im Mittelpunkt eines
Parlamentarischen Abends am 25. Juni in Berlin, zu dem der Deutsche Verband
Tiernahrung (DVT) und die Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der
Tierernährung (AWT) die Mitglieder des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft des Deutschen Bundestages eingeladen hatten.

Der Präsident des DVT, Ulrich Niemann, warnte dabei vor weiteren nationalen
Alleingängen, die die deutsche Veredelungswirtschaft ins Hintertreffen bringen
könnten. Die Legehenneverordnung führe bereits heute zu Produktionsverlagerungen
ins Ausland mit spürbaren Konsequenzen für die Mischfutternachfrage im Inland.
Ähnliches sei zu befürchten, wenn der Entwurf der Schweinehaltungsverordnung in
der derzeitigen Fassung umgesetzt werde. Deutliche Wettbewerbsverzerrungen seien
auch durch das nationale Verfütterungsverbot für tierische Fette entstanden.
Während in Deutschland tierische Fette grundsätzlich nicht an Nutztiere verfüttert
werden dürften, sei dies in allen anderen EU-Staaten uneingeschränkt möglich.
'Entweder tierische Fette sind risikobehaftet, dann gehören sie EU-weit verboten,
oder sie sind es nicht, dann muss der Einsatz in der Fütterung auch in Deutschland
erlaubt sein', sagte Niemann. Der jetzige Zustand sei nicht nur aus
wettbewerbsrechtlichen Gründen unhaltbar, er stelle auch eine Verbrauchertäuschung
dar, da die in den Nachbarländern mit tierischen Fetten produzierten
Veredelungsprodukte letztlich auch auf dem Teller des deutschen Konsumenten
landeten.

Ein weiteres Problem, das sich im Zusammenhang mit dem Verfütterungsverbotsgesetz
stelle, sei die Nulltoleranz für tierische Fette und Eiweiße in Futtermitteln.
Dies bedeute, dass ein Knochensplitterchen, das beispielsweise bei der Ernte ins
Getreide gerate, bei Nachweis im Futtermittel zu Rückrufaktionen bis hin zu
Betriebsschließungen führen könne. Andererseits erlaube es aber der Gesetzgeber,
dass Fleisch-Knochenmehl zur Düngung auf landwirtschaftliche Nutzflächen
ausgebracht wird. 'Wenn dieses feine Mehl beispielsweise durch Wind auf
Rinderweiden gelangt, macht der Tierhalter sich rein rechtlich strafbar', so
Niemann. Auch der Futtermittelhersteller sei nicht davor gefeit, dass das Mehl in
Lagerhallen oder auf Transportfahrzeuge gelange. 'Solange es keine vernünftige
Toleranzregelung gibt, muss der Gesetzgeber die Düngung mit Tiermehl untersagen',
forderte der DVT-Präsident.

Eine Rückbesinnung auf die Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung mahnte Dr.
Christoph Threde, Vorsitzender der AWT, an. Er erläuterte, wie durch den gezielten
Einsatz von Wirkstoffen, wie beispielsweise Vitaminen, Aminosäuren und Enzymen,
Tiere optimal versorgt werden können und gleichzeitig Nährstoffausscheidungen so
reduziert werden, dass damit ein messbarer Beitrag zum Umweltschutz geleistet
wird. Die politischen Bestrebungen, den Einsatz bestimmter Wirkstoffe als
Futterzusatzstoffe zu begrenzen, sei daher nicht nur aus tierschutzrechtlichen
Gründen abzulehnen. 'Wir verschenken damit ein Potenzial im Bereich der
Ressourcenschonung, das unter dem Aspekt einer nachhaltigen Tierhaltung nicht zu
vertreten ist', sagte Threde. Der AWT-Vorsitzende bot den Politkern einen Dialog
zu diesen Fragen an, der jedoch nicht ideologisch, sondern wissenschaftlich
geprägt sein müsse. Dazu gehöre auch ein unvoreingenommener Umgang mit neuen
Technologien, die einen entscheidenden Beitrag zur Nahrungsmittelsicherheit,
Qualität und Ressourcenschonung leisten könnten.

Links zum Thema Agrarpolitik,
Links zum Thema Verbände.

 


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