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@grar.de Aktuell - 18.06.2003

Protestaktion: Schwein 'Barny' erreichte nach 560 km Berlin

Bauern aus dem westfälische Greven protestieren gegen Preisdumping


Berlin (agrar.de) - 'Billigstpreise bei Lebensmitteln gefährden Qualität,
Angebotsvielfalt und Arbeitsplätze'. Verlierer eines anhaltenden Preiskrieges im
Lebensmitteleinzelhandel werden Bauern und Verbraucher gemeinsam sein! Dieses
erklärten die Landwirte aus dem westfälischen Greven (Kreis Steinfurt) in einer
Resolution, die sie zum Abschluss ihrer zehntägigen Informations- und Protestfahrt
quer durch Deutschland dem Staatssekretär des Bundesministeriums für
Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL), Gerald Thalheim,
in Berlin übergaben. 'Geiz hat seine Grenzen', betonte Bernhard Averbeck, der die
Idee für diese Aktion hatte. Seit Pfingstmontag waren die jungen Landwirte mit
einem von einem Traktor gezogenen überdimensionierten Schwein mit dem Namen Barny
durch fünf Bundesländer unterwegs, um gegen die Wertevernichtung von Lebensmitteln
wie Milch, Molkereiprodukte und Fleisch durch Dauerniedrigpreise, Lockangebote und
Schnäppchenpreise im Lebensmitteleinzelhandel aufzurütteln und zu protestieren.

Die Aktion 'Ein Schwein auf Tour - Saustark gegen Preisdumping' fand im Rahmen der
bundesweiten Kampagne 'Lebensmittel sind mehr wert!' des Deutschen Bauernverbandes
(DBV) und seiner Landesbauernverbände statt. Nach der Übergabe der
Resolution diskutierten die westfälischen Landwirte, die auf ihrer letzten Etappe
nach Berlin von über 100 Bäuerinnen und Bauern aus Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt begleitet worden sind, vor dem
Brandenburger Tor mit Verbrauchern über die verheerenden Folgen eines weiteren
Preisverfalls bei Lebensmitteln. Zur Unterstützung der Aktion verteilten Landwirte
aus Brandenburg heimische Äpfel.

Die jungen Landwirte diskutierten in über 30 Städten und Gemeinden auf ihrem Weg
von Westfalen nach Berlin auf Marktplätzen, vor Supermärkten und Rathäusern mit
Verbrauchern, Politikern und Journalisten über die Kehrseiten der
Dauerniedrigpreise bei Lebensmitteln für die deutsche Landwirtschaft, die
heimische Wirtschaft und auch für die Verbraucher, die alle Verlierer dieses
Preiskampfes und dieser Wertevernichtung sein werden. Nicht nur das vielfältige
Angebot an Lebensmitteln sei dadurch gefährdet, sondern auch ihre Sicherheit und
Qualität. Die Bauern in Deutschland, die gleichfalls wie die Verbraucher preiswert
einkaufen wollen, sehen in dem stetig zunehmenden Preiskrieg des
Lebensmitteleinzelhandels jedoch auch ihre Existenzen gefährdet. So sind die
Erzeugerpreise und damit Einkommen der bäuerlichen Familien seit Jahren
rückläufig. Bei weiter sinkenden Lebensmittelpreisen, die seit Jahren
Inflationsbremse Nummer Eins sind, würde der Strukturwandel in der Landwirtschaft
verschärft, bäuerlich geprägte Kulturlandschaften aufgegeben und Hunderttausende
von Arbeitsplätzen in der Land- und Ernährungswirtschaft gefährdet.

Der stellvertretende Generalsekretär des DBV, Adalbert Kienle, begrüßte deshalb
bei der Übergabe der Resolution, dass Bundeslandwirtschaftministerin Renate Künast
Anfang des Jahres ebenfalls die Dauerniedrigpreise und das Verschleudern von
Nahrungsmitteln verurteilt hat und von Handel und Gesetzgeber Konsequenzen
gefordert hat. Zugleich monierte er, dass diese Konsequenzen bislang ausgeblieben
sind.

Die Kampagne 'Lebensmittel sind mehr wert!' hat nach Einschätzung des DBV erste
Erfolge innerhalb der Wirtschaft, bei den Listungsgesprächen über Milch und
Milchprodukte mit den Discountern gezeigt. So wurde die Verhandlungsposition der
Molkereiunternehmen gegenüber dem Handel gestärkt, so dass vom Handel vorgesehene
Preissenkungen nicht durchgesetzt werden konnten. Die Bauern aus Westfalen zeigten
sich in Berlin auch erfreut darüber, dass ihre Aktionen bei den Verbrauchern viel
Akzeptanz fanden und überwiegend begrüßt wurden.

Links zum Thema Verbände.

 


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