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@grar.de Aktuell - 17.06.2003

Konventionell und alternativ erzeugte Lebensmittel im Qualitätsvergleich


Berlin (agrar.de) - Lebensmittel aus Ökologischem Landbau haben eine hohe Qualität
und sind hinsichtlich ihrer Erzeugung konventionell produzierten Produkten in
vielen Punkten überlegen. Dass Öko-Lebensmittel aber generell gesünder sind, lässt
sich derzeit wissenschaftlich nicht belegen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine
umfangreiche Studie, die jetzt von einer Arbeitsgruppe des Senats
der Bundesforschungsanstalten
vorgelegt wurde.

Ziel der Studie, an der namhafte Experten aus den Forschungseinrichtungen des
Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, aus
Universitäten sowie Vertreter von Forschungsinstituten des Ökologischen Landbaus
mitgewirkt haben, war eine vergleichende Bewertung von Lebensmitteln aus
alternativer und konventioneller Produktion. Dabei wurde sowohl die Qualität der
landwirtschaftlichen Erzeugung von Lebensmitteln (Prozessqualität) als auch die
Qualität der Produkte selbst betrachtet und sozioökonomische Aspekte mit
berücksichtigt. 'Der jetzt vorgelegte Bericht ist die umfassendste Studie, die
bislang zu diesem Thema in Deutschland erarbeitet wurde', erklärte Professor
Bernhard Tauscher, Sprecher der Senatsarbeitsgruppe und Leiter der
Bundesforschungsanstalt für Ernährung (BFE) in Karlsruhe. Für den mehr als 100
Seiten starken Bericht wurde die vorliegende wissenschafliche Fachliteratur in
einem breiten Ansatz ausgewertet.

Der Anspruch des Ökolandbaus, weitgehend in geschlossenen Kreisläufen zu
wirtschaften, wirkt sich günstig auf den Naturhaushalt aus. So ist die
Artenvielfalt an Ackerwildkräutern und Insekten auf Ökoflächen meist höher als auf
konventionell bewirtschafteten Äckern. Die Eutrophierung von Gewässern und Böden
durch Stickstoff und Phosphat wird bei ökologischer Wirtschaftsweise deutlich
vermindert. Auch werden flächenbezogen weniger fossile Energieträger verbraucht.
Dagegen ist der Flächenbedarf im Ökolandbau wegen des geringeren Ertragsniveaus
größer.

Unübersichtlich ist die Datenlage zu den Auswirkungen der verschiedenen
Produktionsformen auf den Treibhauseffekt. Durch intensive Düngung mit
mineralischem Stickstoff, wie sie bei konventioneller Landwirtschaft möglich ist,
kann das Treibhausgas Distickstoffoxid (N2O, Lachgas) verstärkt freigesetzt
werden. Dem steht eine mögliche höhere N2O-Emission im Ökologischen Landbau
infolge des umfangreicheren Anbaus von Leguminosen gegenüber. In der Rinderhaltung
ist die Methanbilanz - also die Menge freigesetzten Methans pro kg Milch bzw. kg
Fleischmasse - bei intensiveren Haltungssystemen günstiger.

Pflanzliche Lebensmittel werden regelmäßig auf Pflanzenschutzmittel-Rückstände
untersucht. Generell ist bei Ökoprodukten mit wesentlich weniger Rückständen zu
rechnen, gänzlich frei - so haben verschiedene Untersuchungen ergeben - sind auch
sie nicht. Doch auch die Qualität konventionell erzeugter Produkte ist in dieser
Hinsicht gut: Weizen und Roggen aus konventioneller Erzeugung sind praktisch frei
von Pflanzenschutzmittel-Rückständen, Obst und Gemüse weisen zwar häufiger
Rückstände auf, aber selten werden die zulässigen Rückstands-Höchstmengen
überschritten. Die Studie zitiert eine aktuelle Untersuchung, in der 1.041 Obst-
und Gemüseproben aus ökologischem und 1.836 Proben aus nicht-ökologischem Anbau
geprüft wurden. In 0,1 Prozent der Proben aus ökologischem Anbau waren die
Höchstmengen überschritten, bei konventionell erzeugten Produkten lag der Wert bei
1,7 Prozent.

Zur Belastung von Getreide mit Mykotoxinen - giftigen Stoffwechselprodukten von
Schimmelpilzen - ergibt sich kein klares Bild. Verschiedene
Vergleichsuntersuchungen von alternativ und konventionell erzeugtem Getreide kamen
zu widersprüchlichen Ergebnissen. Das lässt den Schluss zu, dass die
Produktionsweise in diesem Punkt von untergeordneter Bedeutung ist und von anderen
Einflussgrößen überlagert wird. Nicht nur hier zeigt sich: Äußere Faktoren wie
Witterung, Sortenwahl im Pflanzenbau und Standortverhältnisse erschweren einen
direkten Vergleich der Produktionsverfahren, da sich diese Faktoren erheblich
stärker auf die Qualität der Ernteprodukte auswirken können als die
Produktionsweise. So hängt beispielsweise die Schwermetallbelastung pflanzlicher
Produkte wesentlich vom Standort und der früheren Landnutzung ab.

Nährstoff- und Vitamingehalt erkennen. Einige ernährungsphysiologisch wertvolle
sekundäre Pflanzenstoffe können bei Obst und Gemüse aus Ökoanbau in höheren
Konzentrationen vorliegen. Der Gehalt an Ballaststoffen ist vom Anbauverfahren
unabhängig. Bei der Milch kann die begrenzte Fütterungsintensität der Kühe im
Ökolandbau zu geringeren Eiweißgehalten führen, der Gehalt an Vitaminen und
Calcium wie auch das Fettsäuremuster werden durch die Produktionsweise nicht
beeinflusst. Signifikante Unterschiede im gesundheitlichen Wert von Milch aus
verschiedenen Produktionsrichtungen sind daher wenig wahrscheinlich.

Die bisher vorliegenden Erkenntnisse erlauben aus wissenschaftlicher Sicht nicht
den Schluss, dass der ausschließliche oder überwiegende Verzehr von ökologisch
erzeugten Lebensmitteln die Gesundheit des Menschen direkt fördern würde. Die
Autoren der Studie betonen, dass für die Gesundheit des Menschen in erster Linie
eine ausgewogene Ernährung wichtig ist, also insgesamt eine geringere
Verzehrsmenge und dabei weniger Fett und Fleisch, jedoch mehr Gemüse und Obst.
Angesicht der hohen Kosten im Gesundheitswesen, die in Deutschland alljährlich
durch ernährungsbedingte Krankheiten verursacht werden - die Studie nennt einen
Betrag von mehr als 50 Milliarden Euro pro Jahr - wäre es zu begrüßen, wenn die
Verbraucherinnen und Verbraucher mehr Wert auf einen gesunden Lebensstil legen
würden, der mit bewusster Ernährung und viel körperlicher Bewegung einher geht.

Links zum Thema Forschung,
Links zum Thema Lebensmittel.

 


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