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@grar.de Aktuell - 10.06.2003

Mecklenburg-Vorpommern: Agrarbericht 2003 vorgestellt

Landwirtschaft bleibt wirtschaftliches Fundament ländlicher Räume – Minister Backhaus: Gesunkene Preise und höhere Kosten setzen Betriebe aktuell unter Druck


Schwerin (agrar.de) - 'Die Agrarwirtschaft bleibt für Mecklenburg-Vorpommern ein
strukturbestimmender Wirtschaftsfaktor mit immer noch erheblichen
Entwicklungspotenzialen. Sie bildet das wirtschaftliche Fundament ländlicher
Räume', sagte der Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei,
Dr. Till Backhaus (SPD). Er stellte heute in Schwerin den Agrarbericht 2003 in der
Landespressekonferenz vor. Es ist der 11. Agrarbericht, in dem in dieser Form über
den Stand der Agrarwirtschaft im Land berichtet wird.

Im Berichtsjahr, das betrifft den Zeitraum 1. Juli 2001 bis 30. Juni 2002, betrug
die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Mecklenburg-Vorpommern 1.358.675 Hektar
und ist damit im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben. Damit werden 58,6
Prozent der Fläche des Landes agrarisch genutzt. 5226 landwirtschaftliche Betriebe
bewirtschaften die Fläche mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 269
Hektar. Der Anteil der gepachteten Fläche in den Betrieben lag bei knapp 84
Prozent.

Die Bruttowertschöpfung der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei in
Mecklenburg-Vorpommern betrug 1,0 Milliarden Euro, das entspricht einem Anteil von
3,8 Prozent an der gesamten Bruttowertschöpfung des Landes. Damit lag
Mecklenburg-Vorpommern weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt mit 1,1 Prozent.
Neben einem hohen Anteil an der Wertschöpfung zeichnete sich die Land- und
Forstwirtschaft sowie die Fischerei durch eine überdurchschnittliche
Arbeitsproduktivität aus. Sie erreichte 132 Prozent des gesamtdeutschen Niveaus.

Im Agrarbericht 2003 werden die aktuell erhobenen Daten zur Landwirtschaft in
Mecklenburg-Vorpommern 2002 soweit diese vorliegen vorgestellt. Die Darstellung
der Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen Produktion im Agrarbericht beruht
auf den Buchführungsabschlüssen von 261 Unternehmen zum Wirtschaftsjahr 2001/02.
Somit ist die Ernte des Jahres 2001 maßgebend.

Die Erträge bei Getreide, Raps und Silomais blieben unter den Ergebnissen der
Vorjahre. Die Anbaufläche von Getreide ging zugunsten von Winterraps zurück. Die
Rapsfläche hat im Jahr 2002 um 15 Prozent zugenommen. Der Ertragsrückgang von 9,6
Dezitonnen je Hektar aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen im Herbst und
zur Ernte konnte damit nicht ausgeglichen werden. Bei den Kartoffeln hat sich die
Anbaufläche weiter vermindert, aber die Erträge blieben stabil. Die
Zuckerrübenanbaufläche blieb nahezu unverändert.

Im Gemüseanbau ging die Anzahl der Betriebe im Vergleich zum Vorjahr um 4 bzw. 5
Prozent auf 73 (Freilandgemüse) bzw. 52 Betriebe (Unterglasgemüse) zurück.
Insgesamt wurde auf 2.162 Hektar Gemüse im Freiland und auf 15,1 Hektar unter Glas
angebaut. Die Anbaufläche für Obst sank um zwei Prozent auf 2218 Hektar.

Der Viehbesatz war in Mecklenburg-Vorpommern mit 41 Großvieheinheiten je 100
Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche nur halb so hoch wie im
Bundesdurchschnitt. Der Milchkuhbestand war weiter rückläufig. Die Milchleistung
je Kuh konnte geringfügig auf durchschnittlich 7868 Kilogramm gesteigert werden.
Nach dem hohen Preisniveau im Wirtschaftsjahr 2000/2001 gab der Milchpreis nach.
Die Schweine- und Schafbestände blieben gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert
und lagen bei 675.900 Schweinen und 112.600 Schafen (jeweils plus 1 Prozent).

Der ökologische Landbau wurde von 605 landwirtschaftlichen Unternehmen auf einer
Fläche von 103.803 Hektar betrieben. Die Fläche stieg damit um 6.577 Hektar
gegenüber dem Vorjahr und beträgt nun 7,7 Prozent der landwirtschaftlich genutzten
Fläche im Land.

Die Waldfläche beträgt 22 Prozent der Landesfläche, womit der Waldanteil in
Mecklenburg-Vorpommern weit unter Bundesdurchschnitt liegt. Der Anteil
ungeschädigter Bäume beträgt 46 Prozent. Die Holzwirtschaft ist durch ein
schwieriges Jahr und einen angespannten Markt gekennzeichnet.

In der Großen Hochseefischerei erwirtschafteten bis auf eine Reederei alle
positive Ergebnisse. Auch die Kleine Hochsee- und Küstenfischerei erzielte gute
Erlöse. In der Binnenfischerei war zwar ein Rückgang bei den Erträgen
festzustellen, aufgrund der gestiegenen Fischpreise ist der Fangerlös 2002 jedoch
gestiegen. Die Erträge von Speisefisch in Aquakulturanlagen in
Mecklenburg-Vorpommern sanken 2002 auf 443 Tonnen im Vergleich zu 553 Tonnen im
Vorjahr.

Im Bereich der Ernährungswirtschaft wurde, soweit das Ministerium für Ernährung,
Landwirtschaft, Forsten und Fischerei zuständig ist, zur Marktstrukturverbesserung
der Ausbau und Neubau moderner, leistungsfähiger Vermarktungs- und
Verarbeitungseinrichtungen unterstützt. Ziel ist die Veredelung und Wertschöpfung
landwirtschaftlicher Erzeugnisse, um dadurch die Absatzbedingungen zu verbessern
und die Erlöse für landwirtschaftliche Unternehmen zu erhöhen.

Im Berichtsjahr investierten Unternehmen 35,8 Mio. Euro in zuwendungsfähige
Vorhaben. An die 26 beteiligten Unternehmen flossen Mittel in Höhe von 12,5 Mio.
Euro, vor allem in den Sektoren Milch, nachwachsende Rohstoffe, Kartoffeln und
Fleisch.

Die Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft unterstützte das Ministerium im
Bereich Absatzförderung und Vermarktung unter anderem durch die Beteiligung mit
einer eigenen Länderhalle auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin 2002. Im
September fand die 12. Fachausstellung der heimischen Land-, Ernährungs-, Forst-
und Fischwirtschaft MeLa im Messe- und Ausstellungszentrum in Mühlengeez, statt.
Darüber hinaus unterstützte das Land im Jahr 2002 ca. 40 weitere absatzfördernde
Maßnahmen von Firmen der Land- und Ernährungswirtschaft. Dazu gehört die
Beteiligung auf Fachmessen wie der InternorGa in Hamburg oder der Biofach in
Nürnberg.

Fördermaßnahmen

Im Rahmen der Agrarinvestitionsförderung wurden im Jahr 2002 75 Maßnahmen mit 5,3
Mio. Euro gefördert. Der Schwerpunkt der Investitionen lag im Bereich der
Tierhaltung.

Insgesamt haben 3535 Unternehmen Ausgleichszahlungen der Europäischen Union für
eine Fläche von 998.019 Hektar beantragt. Für die pflanzliche Erzeugung wurden
332,5 Mio. Euro flächenbezogene Ausgleichszahlungen gewährt. Für Rinder und Schafe
wurden Tierprämien in Höhe von 23,0 Mio. Euro gewährt.

Die benachteiligten Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern erhielten eine
Ausgleichszulage in Höhe von 21,9 Mio. Euro. Das Fördermittelvolumen für die
Entwicklung ländlicher Räume in Mecklenburg-Vorpommern betrug im Jahre 2002 102,3
Mio. Euro. Davon entfielen allein auf den Bereich Flurneuordnung/Regelung der
Eigentumsverhältnisse 47,6 Mio. Euro. Hinzu kommen unter anderem die Förderungen
in den Bereichen der Ernährungswirtschaft, der Forstwirtschaft und der Fischerei.

Vorausschau

Die Vorschätzungen für 2002/2003 verheißen sowohl für den Ackerbau als auch für
die Veredlungsbetriebe, egal ob konventionell oder ökologisch geführt, nichts
Positives. Die Getreide- und Kartoffelpreise sind bei zudem oft weniger guten
Erträgen und Qualitäten niedriger als im vorangegangenen Jahr. Auch die Preise für
Schweine, Schlachtrinder und für Milch sind weiter auf dem niedrigen Niveau des
Vorjahres. Gleichzeitig werden steigende betriebliche Aufwendungen erwartet, so
dass mit einem Rückgang der Gewinne in der Größenordnung von 15 bis 20 Prozent
gerechnet wird. Ein trockener Herbst, Auswinterungen und die derzeitige
Trockenheit in vielen Regionen des Landes werden auch die wirtschaftlichen
Ergebnisse des kommenden Wirtschaftsjahres 2003/2004 negativ beeinflussen.

Die Milchwirtschaft und Schweineproduktion - Wirtschaftszweige mit aktuell wieder
größeren wirtschaftlichen Problemen - stehen im Vordergrund der seit April 2003 im
Rahmen der nationalen Modulation in Kraft getretenen Richtlinie zur Förderung
umwelt- und tiergerechterer Haltungsverfahren des Landes. Mit der Beihilfe sollen
besonders tierartgerechte Haltungsverfahren unterstützt und zusätzliche
Aufwendungen ausgeglichen werden.

Im Rahmen der Halbzeitbewertung der Agenda 2000 hat die Kommission der
Europäischen Gemeinschaften neue Perspektiven für eine Fortsetzung der Reform der
Gemeinsamen Agrarpolitik aufgezeigt. Neben konkreten Vorschlägen zur
Stabilisierung der Märkte und Verbesserung der gemeinsamen Marktorganisationen
sowie neuen Maßnahmen zur Stärkung der ländlichen Entwicklung hat die Kommission
eine grundlegende Neuregelung der in der Agrarmarktpolitik verankerten
Direktzahlungen zur Diskussion gestellt. Durch Entkopplung dieser
produktgebundenen Zahlungen soll nach Ansicht der Kommission eine Verlagerung der
Agrarstützung vom Erzeugnis zum Erzeuger konsequent umgesetzt werden.

Der von der EU-Kommission eingeschlagene Weg zu einer wettbewerbsfähigen,
marktorientierten und nachhaltigen Landwirtschaft ist auch im Interesse des
Landwirtschaftsministeriums. Die inhaltliche Umsetzung der Vorschläge bedarf
jedoch noch einiger Korrekturen um existenzbedrohende Härten und Nachteile für die
landwirtschaftlichen Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern zu vermeiden. Dies
betrifft insbesondere die Frage der Entkopplung, der Modulation, die Vorschläge
zum Milchmarkt und die Roggenintervention.

Links zum Thema Agrarbericht und Statistik,
Links zum Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.

 


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