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@grar.de Aktuell - 06.06.2003

Ostendorff: Bienen schützen, Imkerei erhalten


Berlin (agrar.de) - Anlässlich einer Pressekonferenz zur aktuellen Situation der
Imkerei in Deutschland erklären Friedrich Ostendorff, Obmann im
Agrarausschuss des Bundestages von Bündnis 90 / Die Grünen, Dr. Schieferstein,
Präsident des Deutschen Imkerbundes und Thomas Radetzki, Initiator der
Bienenstockkäfer Kampagne und Vorstand von Mellifera e.V. in Berlin:

'Europaweit werden dramatische Verluste bei Bienenvölkern gemeldet. Neue
Schädlinge bedrohen die Existenz der Imkerei in Deutschland.

Bienen erfüllen im Ökosystem eine zentrale Funktion: Etwa 80 Prozent der
Bestäubung wird von Bienen und den ebenfalls bedrohten Hummeln geleistet. Ohne
Bestäubung kann bei vielen Kultur- und Wildpflanzen keine Fruchtbildung
stattfinden. Das Bienensterben, vermutlich durch die Varroa-Milbe und die
generelle Schwächung der Vitalität der Bienen hervorgerufen, dürfte daher nicht
folgenlos bleiben.

Sofortmaßnahmen gegen akute Bedrohung

Bienen und Hummeln droht eine noch viel größere Gefahr: der Bienenstockkäfer
(Aethina tumida), auch kleiner Beutenkäfer genannt. Der Bienenstockkäfer ist über
Bienenimporte bereits nach Nordamerika, Australien und Ägypten eingeschleppt
worden, wo er sich mit rasender Geschwindigkeit ausgebreitet und verheerende
Schäden in den Bienenbeständen angerichtet hat. Das Auftreten des
Bienenstockkäfers in Europa würde womöglich das Ende der Imkerei in Deutschland
bedeuten.

Wir fordern daher als Sofort-Maßnahme ein EU-weites Einfuhrverbot für Bienen
(Paketbienen und Bienenköniginnen). Sollte ein EU-weites Einfuhrverbot nicht
durchzusetzen sein, so wäre ein nationales Importverbot notwendig. Eine Lösung auf
europäischer Ebene ist jedoch wirkungsvoller und daher vorzuziehen. Wir begrüßen
ausdrücklich, dass die Bundesregierung bereits erste Schritte zur Umsetzung eines
Importverbotes unternommen hat.

Daneben müssen verstärkt Maßnahmen zur Bekämpfung der Varroa-Milbe ergriffen
werden. Hier sind insbesondere die Bundesländer gefordert, einen koordinierten
Plan zur großflächigen und gleichzeitigen Bekämpfung der Varroa aufzustellen.
Dabei ist der Einsatz hochwirksamer biologischer Mittel wie Ameisensäure oder
Oxalsäure anzustreben und zu fördern. Die den Bundesländern hierfür zur Verfügung
stehenden EU-Gelder sollten ausgeschöpft werden.

Unterstützung für Bienen und Imker

Neben diesen Sofortmaßnahmen bedarf es einer langfristig angelegten Strategie zur
Erhaltung der Bienen und der Imkerei in Deutschland.

Dazu gehört die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bienen. Der Rückgang an
Blütenpflanzen führt zunehmend zu einem Mangel an 'Bienenweide', insbesondere in
den Sommermonaten, wenn der Raps bereits verblüht ist. In dieser Zeit fehlen
vielfach typische Blütenpflanzen wie etwa die Kornblume. Diese Frage muss bei der
Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Fördermaßnahmen berücksichtigt werden.
Auch hier sind in erster Linie die Länder gefordert, da sie für die Ausgestaltung
der sogenannten Agrarumweltmaßnahmen verantwortlich sind.

Weiter ist es notwendig, die Untersuchung der Auswirkungen von
Pflanzenschutzmitteln auf die Bienengesundheit und auf Rückstände im Honig zu
intensivieren, um einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln und der Vitalität der Bienenvölker zu untersuchen.

Ein flächendeckendes Vorkommen von Bienen kann nur gewährleistet werden, wenn auch
die Imkerei in Deutschland erhalten bleibt. Hier sehen wir ebenfalls
Handlungsbedarf. Die Imkerei in Deutschland ist stark überaltert und es fehlt an
Nachwuchs. 58 Prozent der Imker sind über 50 Jahre alt, nur 15 Prozent zwischen 40
und 50 Jahre. Es ist zu befürchten, dass in Folge der derzeitigen Probleme in der
Bienenhaltung viele Imker aufgeben werden. Daher muss über Maßnahmen zur
Nachwuchsförderung nachgedacht werden.

Eine artgerechte und ökologische Bienenhaltung leistet einen wichtigen Beitrag
sowohl für die Bienengesundheit als auch zur Reinhaltung des Honigs und ist daher
ausdrücklich zu unterstützen. Dazu gehört auch die Weiterentwicklung der
Anforderungen an eine artgerechte und ökologische Bienenhaltung.

Honig ist ein Naturprodukt, das in vieler Hinsicht Vorbildcharakter hat:

• 95 Prozent des deutschen Honigs werden auf dem Wege der Direktvermarktung
abgesetzt. Honig wird zum größten Teil in kleinen, regionalen Strukturen erzeugt.

• Honig ist ein besonders naturnahes Produkt, dessen Herstellung die Umwelt nicht
belastet, sondern sogar eine wichtige ökologische Funktion erfüllt.

• Honig ist gesund.

• Honig trägt ein Gütesiegel mit Erfolg. Kaum ein anderes Produkt ist über sein
Gütesiegel/Glas so deutlich zu erkennen wie der deutsche Honig.

• Honig ist Vielfalt. Im Honig verbindet sich ein einheitliches Qualitätssiegel
mit einem vielfältigen Inhalt, bei dem man Herkunftsort und Jahreszeit schmeckt.

Diese Eigenschaften machen den heimischen Honig zu einem Produkt, das es besonders
zu schützen gilt.

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