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@grar.de Aktuell - 02.06.2003

WTO soll entwicklungshemmende Agrarpolitik unterbinden

NRO verlangen Abschaffung der Exportsubventionen innerhalb von drei Jahren


Bonn/Berlin (agrar.de) - Die Bonner Nord-Süd-Initiative Germanwatch hat
die EU aufgefordert, sich bei den Agrarverhandlungen der Welthandelsorganisation
WTO für eine völlige Abschaffung der Exportsubventionen innerhalb von drei Jahren
einzusetzen. Das berichtet der Informationsdienst 'Entwicklungspolitik
online
. Außerdem verlange Germanwatch von der EU, ihre gesamten Subventionen im
Baumwollbereich abzuschaffen.

Francois Traoré, Präsident des Verbandes der Baumwollproduzenten von Burkina Faso,
und die Ethnologin, Autorin und Mongolei-Expertin Amélie Schenk schilderten auf
Einladung von Germanwatch und Evangelischem Entwicklungsdienst (EED) in
Berlin die negativen Auswirkungen der Agrarpolitik der Industrieländer auf
Kleinbauern.

'Mit Hilfe ihrer Agrarsubventionen drängt die EU auf die Märkte von Drittländern
und hält gleichzeitig ihren eigenen Markt geschlossen in Bereichen, wo
Entwicklungsländer qualitativ hochwertige Produkte anzubieten haben', erklärte
Rainer Engels (Germanwatch), Leiter der Kampagne 'Unterbieten Verbieten!'.
Hochsubventionierte Agrarprodukte würden zu Schleuderpreisen auf den Weltmarkt
gebracht. Mit diesen Dumpingpreisen boote die EU Agrarproduzenten aus
Entwicklungsländern aus. Dies gelte für deren einheimische und ausländische
Absatzmärkte.

Francois Traoré erläuterte: 'Eine Rekordernte drückte im vergangenen Jahr den
Preis für Baumwolle auf 697 Euro je Tonne, dem niedrigsten Niveau seit 30 Jahren
(im Dezember 2000 lag der Preis bei 1.525 Euro/Tonne). Jedoch sind die
Baumwollbauern in den USA und den EU-Anbauländern von diesem Preisverfall nicht
betroffen, denn sie erhalten Milliarden an Subventionen, die es ihnen unabhängig
von der Weltmarktsituation erlaubt, die Produktion fortzusetzen oder auszubauen.'
Die USA subventionierten ihren Baumwollsektor jährlich mit knapp vier Milliarden
US-Dollar, die EU mit 700 Millionen Dollar.

Ein anderes Beispiel entwicklungspolitisch schädlichen Verhaltens schilderte
Amélie Schenk: 'Die Mongolei, eines der ärmsten Länder der Welt, das fast
ausschließlich auf die Produktion von Weide-Fleisch angewiesen ist, produziert auf
der Basis von Nomadenkulturen, hat unter dem Verlust der Absatzmärkte in Russland
stark zu leiden. Mongolisches Fleisch wurde dort verdrängt von EU-Lieferungen. Das
qualitativ hochwertige Fleisch der Yak-Rinder hätte auch in Europa beste
Absatzmöglichkeiten. Ein Marktzugang wird der Mongolei aber verwehrt!'

Brasilien und vier Sahelstaaten beschwerten sich im Frühjahr 2003 offiziell bei
der WTO über die reichen, Baumwolle subventionierenden Staaten. Voraussichtlich
Anfang Juni entscheidet sich, ob daraus ein WTO-Streitschlichtungsverfahren wird.
'Der 'Baumwollfall' schreibt Weltgeschichte: Er ist die Nagelprobe des
Welthandelssystems, ob WTO-Streitschlichtungsverfahren auch zugunsten von mehr
Gerechtigkeit für die Ärmsten wirken kann,' so Rudi Buntzel-Cano vom EED.

Links zum Thema Internationale Zusammenarbeit.

 


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