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@grar.de Aktuell - 28.03.2003

BÖLW: Künasts Forderung nach Verursacherprinzip bei Grüner Gentechnik durchsetzen

Haftungsfrage darf aber nicht zu Lasten von Bauern und Verbrauchern gelöst werden


Berlin (agrar.de) - Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)
begrüßt die Äußerungen von Ministerin Renate Künast in einem
Spiegel-Interview zur Frage der Koexistenz zwischen dem Anbau
gentechnisch veränderter Pflanzen und derjenigen Landwirtschaft, die weiterhin
ohne Gentechnik produzieren will, sieht aber auch weiteren Handlungsbedarf.

Nur durch die Durchsetzung des von Renate Künast und der Ökologischen
Lebensmittelwirtschaft gleichermaßen geforderten Verursacherprinzips lässt sich
verhindern, dass z.B. Ökobauern und Verbraucher, die auf Genfood verzichten
wollen, die Zeche für die Einführung der Gentechnik zu zahlen haben.

'Das entspricht den Forderungen, die der ökologische Landbau an die nationale und
europäische Politik stellt' erklärten der Vorsitzende des BÖLW, Dr. Felix Prinz zu
Löwenstein und BÖLW-Vorstandssprecher Thomas Dosch. 'Wir brauchen Regelungen, die
sicherstellen, dass die Kosten der Koexistenz von denen getragen werden, die sich
aus der Anwendung der Gentechnik in der Landwirtschaft Profit versprechen.'

Es verursache hohen Aufwand, z.B. Anbau-Abstände zwischen den Feldern einzurichten
und für getrennte Lager-, Transport- und Verarbeitungseinrichtungen sowie
Labor-Analysen zu sorgen, um so die Verunreinigung herkömmlicher Lebensmittel und
Futtermittel in den durch die Kennzeichnungsverordnung gesetzten Grenzen zu
halten.

Der BÖLW kritisiert die Tatsache, dass trotz aller Beteuerungen bisher keine
konkreten rechtlichen Regelungen vorhanden sind, die die Sicherung einer
GVO-freien Landwirtschaft ermöglichen. Insbesondere die Haftungsfrage ist nicht
geklärt: Wenn es trotz der Einhaltung einer 'guten fachlichen Praxis' zu
Verunreinigungen komme, die ein Ökoprodukt unvermarktbar machen, dann müsse die
Entschädigung über einen Fonds der Gentechnik-Industrie erfolgen. Es sei
keinesfalls zu akzeptieren, wenn stattdessen die Bauern darauf verwiesen würden,
gegen ihren Nachbarn vor Gericht zu ziehen. 'Dann nämlich würde die Einführung der
Grünen Gentechnik zu Zwietracht und Streit zwischen Nachbarn auf den Dörfern
führen' warnen Löwenstein und Dosch. 'Hier besteht nach wie vor Handlungsbedarf
über die von Ministerin Künast gestellten Forderungen hinaus.'

Der BÖLW wird in Brüssel die Forderungen der deutschen Ministerin nach
einheitlichen Europäischen Regeln unterstützen. Thomas Dosch, der deutscher
Vertreter in der EU-Gruppe des Welt-Dachverbandes für Ökologischen Land-bau
(IFOAM) ist, kündigte eine entsprechende Initiative an: 'Zusammen mit
unseren Kollegen aus den anderen europäischen Ländern wollen wir darauf dringen,
dass die Umsetzung dieser Regelungen zur unabdingbaren Voraussetzung für jede
weitere Entscheidung zur Beendigung des Moratoriums gemacht werden'. Das
Moratorium verhindert derzeit noch den kommerziellen Anbau gentechnisch
veränderter Pflanzen in Europa.

Links zum Thema Biotechnologie,
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