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@grar.de Aktuell - 25.03.2003

Neue Studien über GAP-Reform bestätigen: Vorschläge fördern extensivere Produktionssysteme und sichern höhere Einkommen für Landwirte


Brüssel (agrar.de) - Die EU-Kommission hat heute zwei neue
Folgenabschätzungsstudien der Vorschläge veröffentlicht, die die Kommission im
Januar 2003 für eine Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vorgelegt hat. Die
Studien zeigen, dass der Vorschlag der Kommission, die Bindung von Erzeugung und
Beihilfe zu lösen ('Abkoppelung'), der Extensivierung der Erzeugung zugute kommen
und für die EU-Landwirte bedeutende Einkommenszuwächse bedeuten würde.

Der Analyse zufolge würden die landwirtschaftlichen Einkommen gegenüber 2001 um
8,5 Prozent steigen. Nach einem Szenario, das von der gegenwärtigen
Agenda-2000-Politik ausgeht, wären die Auswirkungen auf die Einkommen in der EU-15
praktisch neutral (-0,1 Prozent im Jahr 2009). Die Rindfleischerzeugung würde in
der EU-15 zwar mittelfristig um 2,7 Prozent zurückgehen, doch die
Rindfleischerzeuger könnten 2009 bis zu 7 Prozent höhere Preise erzielen. In einer
erweiterten EU-25 würde die GAP-Reform den neuen Mitgliedstaaten den
erweiterungsbedingten Einkommenszuwachs zusichern. 2009 würden die Markteinnahmen,
gemessen an der Lage in 2002, d.h. vor der Erweiterung, real um 17 Prozent
zunehmen. Berücksichtigt man das Anlaufen von Direktzahlungen und Mitteln
zugunsten der ländlichen Entwicklung, könnte dieser reale Einkommenszuwachs sogar
bei 45 Prozent und darüber liegen. In den neuen Mitgliedstaaten würde die
Abkoppelung ähnliche Trends anstoßen wie in der EU-15, da sich Erzeugerbeschlüsse
an der Marktlage orientieren würden und nicht daran, möglichst hohe Beihilfen zu
erzielen.

'Die Studien zeigen ganz deutlich, dass die Reform unseren Landwirten höhere
Einkommen sichern wird. Gleichzeitig wird die landwirtschaftliche Erzeugung von
den Überschüssen weg und hin zu extensiveren und nachhaltigeren
Produktionsmethoden gelenkt. Die Aufhebung der Verbindung zwischen Erzeugung und
landwirtschaftlichen Beihilfen wird nicht dazu führen, dass Landwirte ihre Höfe
aufgeben oder die Erzeugung einstellen. Die Erzeugung wird vielmehr besser auf den
Markt ausgerichtet sein, da die Landwirte die Wahl haben werden, das zu erzeugen,
was die Verbraucher wirklich wollen und nicht mehr das, was ihnen die Beihilfen
diktieren', erklärte Franz Fischler, EU-Kommissar für Landwirtschaft, ländliche
Entwicklung und Fischerei.

Die Auswirkungen der Reformvorschläge lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Landwirtschaftliche Einkommen

Die landwirtschaftlichen Einkommen in der EU-15 werden gegenüber 2001
voraussichtlich (real und je Arbeitseinheit) um 8,5 Prozent steigen. Die
Auswirkungen der GAP-Reformvorschläge auf die Einkommen im Agrarsektor wären sehr
geringfügig. Die landwirtschaftlichen Einkommen wären, gemessen an den Prognosen
der Agenda 2000 für 2009, (-0,1 Prozent) relativ stabil.

Die GAP-Reformvorschläge würden sich auf die verschiedenen Erzeugnisse
unterschiedlich auswirken. Im Jahre 2009 und gemessen an den Prognosen der Agenda
2000 wären die Gesamteinnahmen (d.h. Markteinnahmen und Direktbeihilfen) im
Getreidesektor weitgehend stabil, während sie im Sektor Schaf-, Schweine- und
Geflügelfleisch deutlich zunehmen würden (zwischen 2 Prozent und 3 Prozent), da
die Preiserhöhungen bei Fleisch die kombinierte Wirkung des Rückgangs der
Produktion und der Verringerung der Direktbeihilfen ('Degression') mehr als
ausgleichen dürften. Im Sektor Milch und Ölsaaten (für die
Lebensmittelherstellung) wird von einem Rückgang der Gesamteinnahmen um rund 5
Prozent bzw. 11 Prozent ausgegangen.

Die GAP-Reform würde den neuen Mitgliedstaaten den sich durch die Erweiterung als
solche ergebenden Einkommenszuwachs zusichern. 2009 würden die Einnahmen aus dem
Markt, gemessen an der Lage in 2002, d.h. vor der Erweiterung, real um 17 Prozent
zunehmen. Berücksichtigt man das Anlaufen von Direktzahlungen und Mitteln
zugunsten der ländlichen Entwicklung könnte dieser reale Einkommenszuwachs bei 45
Prozent oder sogar darüber liegen. Wie in der EU-15 würde die GAP-Reform,
insbesondere die Abkoppelung der Beihilfe, auch in den neuen Mitgliedstaaten zu
einer effizienteren Erzeugung führen, da die Landwirte ohne Verlust von
Direktzahlungen selber entscheiden könnten, was sie erzeugen wollen.

Nach einem GAP-Reform-Szenario wird für die neuen Mitgliedstaaten nach der
Erweiterung ein beträchtlicher Anstieg der Agrareinkommen prognostiziert. Die
Erweiterung und die GAP-Reform würden in der EU-25 bis zum Jahre 2004, gemessen am
der Lage in 2002, d.h. vor der Erweiterung, eine reale Zunahme der
landwirtschaftlichen Einkommen herbeiführen. 2009 würden die Agrareinnahmen trotz
niedrigerer Markteinnahmen (3,4 Prozent) die Prognosen der Agenda 2000 um nur 1,3
Prozent unterschreiten. Außerdem könnten die positiven Auswirkungen der Reform der
ländlichen Märkte die Einkommenssituation aktiver Landwirte weiter verbessern.

Getreide

Die Anbaufläche von Energiepflanzen dürfte um 0,8 bis 0,9 Millionen Hektar, die
zuvor weitgehend mit Getreide bebaut waren, zunehmen, und die freiwillige
Flächenstilllegung (d. h. die Aufgabe der Erzeugung) dürfte um 0,7 Millionen
Hektar zunehmen, während die mit Ölsaaten für die Lebensmittelerzeugung bebaute
Fläche rückläufig sein dürfte. Einem Rückgang der Gesamtgetreideerzeugung der
EU-15 um rund 2 Prozent zugunsten des Getreideanbaus würden durch
Flächenzuweisungen zugunsten von Energiepflanzen, durch die Zunahme freiwilliger
Flächenstillegungen und durch Änderungen der Förderbeträge zugunsten dieses
Sektors Grenzen gesetzt.

Roggen, ein Sektor, in dem es derzeit erhebliche Überschüsse gibt, und Hartweizen
wären die Getreidearten, die mit einem Rückgang der Anbaufläche um 10 Prozent am
stärksten betroffen wären. Das Gleichgewicht der Roggen- und Rindfleischmärkte in
der EU-25 dürfte sich deutlich verbessern.

Fleisch

Die Durchführung der Abkoppelungsregelung würde extensivere Erzeugungsmethoden
fördern. In der EU-15 würde die Rindfleischerzeugung mittelfristig um 2,7 Prozent
zurückgehen, was bis 2009 zu einem Anstieg der Rindfleischerzeugerpreise um etwa 7
Prozent führen dürfte. Dieser Rückgang der Rindfleischproduktion dürfte
unweigerlich einen leichten Rückgang der Ausfuhren (um rund 5 Prozent) nach sich
ziehen. Höhere Preise für Rind- und Schaffleisch würde die Wettbewerbsfähigkeit
von Schweine- und Geflügelfleisch verbessern, so dass diese Sektoren eine gewisse
Steigerung bei Erzeugung und Verbrauch erzielen könnten.

Milch

Es wird erwartet, dass die vorgeschlagene Erhöhung der Milchquote eine
entsprechende Zunahme der Milcherzeugung in der EU-15 nach sich zieht (2,0 Prozent
über den Prognosen der Agenda 2000 für 2009). Der damit einhergehende Anstieg der
Fettproduktion und die vorgeschlagene Kürzung des Stützungspreises für Butter
dürfte zu einem entsprechenden Rückgang des Marktpreises für Butter (23 Prozent,
gemessen an den Prognosen der Agenda 2000 für 2009) führen. Bei geringerem
Preisanreiz dürfte die Buttererzeugung mittelfristig zurückgehen. Ein knapperes
Angebot und ein steigender Verbrauch innerhalb der Gemeinschaft würden zu einem
deutlichen Rückgang der EU-Exporte führen (18 Prozent).

Die geringere Attraktivität des Buttermarktes würde dagegen der Erzeugung von Käse
und frischen Milcherzeugnissen zugute kommen, die von sinkenden Milchpreisen
profitieren und so eine ständige wachsende Nachfrage decken könnte. Nach dem
GAP-Reform-Szenario dürften die Milchpreise in der EU-25 im Jahre 2009, gemessen
an den Prognosen der Agenda 2000 für 2009, um 10 Prozent sinken, während der
Rückgang in der EU-15 bei 23 Prozent läge.

Die Reform dürfte jedoch den Druck auf den Buttermarkt in der EU-25 deutlich
abschwächen und (subventionierte) Ausfuhren im Vergleich zur Lage unter den
Bedingungen der Agenda 2000 beträchtlich verringern.

Der vollständige Bericht ist in englischer Sprache im Internet verfügbar.

Links zum Thema EU und Landwirtschaft.

 


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