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@grar.de Aktuell - 14.03.2003

Kartoffelanbau im Saarland stark rückläufig


Saarbrücken (agrar.de) - Wenn die Saarländerinnen und Saarländer ihren Verbrauch
an 'Grumbeere' aus eigenem Anbau bestreiten müssten, sähe es um die Versorgung mit
'Gequellten', 'Dibbelabbes' und 'Grumbeer-Kiischelscha' bedenklich schlecht aus:
Im letzten Jahr wuchsen nur noch auf 198 Hektar Kartoffeln. Dagegen betrug die
Kartoffelanbaufläche kurz vor dem ersten Weltkrieg stattliche 23.431 Hektar, war
also über 100 Mal so groß!

Seit dieser Zeit geht der Anbau der gesunden und nahrhaften Knolle im Saarland
kontinuierlich zurück (1960: 9.966 ha; 1970: 8.309 ha; 1980: 888 ha; 1990: 330
ha), obwohl es im Saarland ausreichend gute Kartoffelböden gibt. Auch die
Vermarktungschancen für die Erdäpfel sind nicht schlecht. Auffallend ist, dass von
den angebauten 198 Hektar Kartoffeläckern 24 Hektar biologisch bewirtschaftet
werden; das entspricht einem Anteil von 12,5 Prozent. Das ist überproportional
viel, denn der Anteil der biologisch bewirtschafteten Fläche liegt ansonsten in
unserem Lande bei etwa 6 Prozent.

Interessant ist ein Vergleich des Kartoffelanbaus in den einzelnen Landkreisen
(Zahlen von 2001): Kartoffelkreis im Saarland ist der Landkreis Saarlouis, wo die
ursprünglich aus den Anden stammende Knolle auf 84 Hektar angebaut wird. Im Kreis
Neunkirchen sind es 50 ha, in St. Wendel 35 ha, in Merzig-Wadern 30 ha und im
Saar-Pfalz-Kreis 26 ha Kartoffeläcker. Im Stadtverband Saarbrücken wachsen die
Feldfrüchte auf mageren vier Hektaren.

Die Landwirtschaftsexperten im Umweltministerium bedauern den stetigen
Rückgang des Kartoffelanbaus im Saarland aus mehreren Gründen. Die Böden zwischen
Blies, Prims und Saar sind nämlich für Kartoffeln, die keine sehr hohen Ansprüche
an die Nährstoffversorgung stellen, gut geeignet. Als Hackfrüchte lockern
Kartoffeln außerdem die Fruchtfolge auf und sind deshalb gut für eine nachhaltige
Bodenfruchtbarkeit. Aus Naturschutzsicht sind Hackfrüchte wie Kartoffeln ebenfalls
gerne gesehen. Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass es einen deutlichen
Zusammenhang gibt zwischem dem Rückgang des Hackfrüchteanbaus (wozu neben
Kartoffeln auch Futterrüben zählen) und dem Rückgang des Niederwildes (Rebhühner,
Hasen). Hasen und Rebhühner lieben ganz offensichtlich die Abwechslung in der
Feldflur und schätzen Deckungsmöglichkeiten. Angehörige der älteren Generation,
die früher als Kind bei der Kartoffelernte helfen mussten, erinnern sich, dass
dabei regelmäßig Hasen unvermittelt aus dem Kartoffelacker sprangen und die Flucht
ergriffen.

'Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich im Saarland wieder mehr Landwirte oder
Hobbybauern entscheiden würden, wenigstens ein paar Hektar Kartoffeln zu pflanzen.
Die Saarländerinnen und Saarländer müssten umgekehrt bereit sein, für solche
regional erzeugten Grumbeere bester Qualität auch ein paar Euro mehr für den
Zentner zu bezahlen', so Umweltminister Stefan Mörsdorf. Denkbar und sinnvoll
seien Kooperationen von Landwirten mit dem Lebensmitteleinzelhandel, um einen
starken Vermarktungsverbund aufzubauen. 'Ich bin überzeugt, dass es den Versuch
wert wäre.' Bei der Landwirtskammer stünden, so der Minister, den Landwirten
kompetente Ansprechpartner hierfür zur Verfügung.

Kartoffeln unterliegen nicht der Marktordnung der Europäischen Union. Jeder kann
also so viel Kartoffeln anbauen wie er will.

Kartoffeln gelten aus ernährungsphysiologischer Sicht als besonders hochwertiges
und gesundes Nahrungsmitteln, vor allem, wenn sie mit der Schale gedünstet werden
(Pellkartoffeln). Im Gegensatz zur landläufigen Annahme machen Kartoffeln – es sei
denn in Form von Pommes frites – auch nicht dick.

Links zum Thema Kartoffeln,
Links zum Bundesland Saarland.

 


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