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@grar.de Aktuell - 10.03.2003

Kompost ist eine gute Alternative zum Mineraldünger

Bremer Langzeit-Studie weist deutliche Bodenverbesserung nach


Bremen (agrar.de) - Mineraldünger in der Landwirtschaft ist gut, Kompost ist
mitunter eine bessere Alternative. Jahr für Jahr fallen in Deutschland erhebliche
Mengen nativ organischer Abfälle an. Sie werden verbrannt und deponiert oder als
Grüngut und Kompost in ökologische Kreisläufe zurückgegeben. Gegen den Einsatz von
Kompost in der Landwirtschaft sprach in der Vergangenheit die zum Teil nicht
unerhebliche Schwermetallbelastung der Böden, hervorgerufen durch mangelhafte
Kompostierungsverfahren sowie unsachgemäße Kompostaufbringung. Dagegen sind die
außerordentlich positiv einzuschätzenden Eigenschaften der Komposte im Bereich der
Bodenphysik viel zu wenig berücksichtigt worden: Zu diesem Schluss kommt eine im
Zentrum für Umweltforschung und -technologie (UFT) der Universität Bremen
angefertigte Dissertation. In einer Langzeitstudie haben die Bremer
Wissenschaftler Professor Jörg Venzke und Dr. Ralf Hartmann vom Institut für
Geographie nachgewiesen, dass durch die Kompostnutzung die Bodenerosion
entscheidend verringert, die Fähigkeit, pflanzenverfügbares Wasser im Boden zu
halten, erhöht und das Bodenmikroklima insgesamt verbessert worden sind - auch
ohne Schwermetallbelastung. Diese lässt sich nämlich durch vernünftige
Kompostierung auf ein Minimum reduzieren.

Seit 1996 sind auf drei bodenkundlich unterschiedlichen Standorten auf der
Wildeshauser Geest in Niedersachsen Dauerversuche vorgenommen worden, um die
Qualitätsverbesserung von landwirtschaftlich genutzten Flächen durch Kompost zu
erforschen. Bei den Feldversuchen auf einem Podsol-, einem Braunerde- und einem
Parabraunerde-Standort sind jährlich verschiedene Mengen (15 bis 60 m³/ha ) und
unterschiedlich abgesiebte (10 bis 40 mm) Frisch- und Fertigkomposte aufgetragen
worden - mit und ohne zusätzliche mineralische Stickstoffdüngung. Dabei kamen
ausschließlich qualitativ hochwertige, handelsübliche Komposte mit nachweislich
niedrigen Schwermetallgehalten zum Einsatz, so dass die Schwermetallgehalte der
Böden nach fünfjähriger Kompostanwendung keine nennenswerte Erhöhung aufwiesen und
weit unter den von der Abfallklärschlammverordnung vorgeschriebenen tolerierbaren
Werten lagen.

Das umfangreiche Untersuchungsprogramm umfasste Verfahren der Bodenphysik, der
Gelände- und Mikroklimatologie und der Mykorrhiza-Forschung (Erforschung der
Lebensgemeinschaften zwischen Wurzeln von höheren Pflanzen und Pilzen) sowie das
Erfassen der Ernteerträge. Bei diesem Langzeit-Forschungsprojekt - das kürzlich
mit der Vorlage der Dissertation von Ralf Hartmann zu einem Zwischenabschluss
gekommen ist - hat die Abteilung Physiogeographie des Instituts für Geographie der
Universität Bremen eng mit der Firma Umweltschutz Nord GmbH & Co. in Ganderkesee,
der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt Nord-West
(Landwirtschaftskammer Weser-Ems) in Oldenburg, dem Bodentechnologischen Institut
in Bremen sowie mehreren Landwirten zusammengearbeitet. Gefördert wurde das
Projekt durch den Bremer Senator für Frauen, Gesundheit, Jugend und Umwelt und der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück.

Die wichtigsten Ergebnisse:

Besonders auf der Podsol- und Braunerde-Versuchsfläche zeigten sich deutliche
Verbesserungen der pflanzlichen Wasserversorgung. Vor allem durch höhere (Fertig-)
Kompostgaben, geringfügig auch durch feinere Kompostabsiebung, konnte nämlich eine
Steigerung des Anteils der dafür wichtigen engen Grobporen und Mittelporen im
Boden um bis zu acht Prozent erreicht werden. Auf dem schweren Boden der
Parabraunerde-Versuchsfläche lag dieser Zuwachs gegenüber den ausschließlich mit
Mineraldünger betriebenen Versuchsvarianten noch bei 0,5 bis 2,5 Prozent.
Interessanterweise wirkten sich die feinere Kompostabsiebung in den sandigeren
Böden, die gröbere Absiebung in den schluffigeren Böden durch bessere Durchlüftung
günstiger für die natürliche Nutzung der mineralischen und organischen
Bodenkomponenten aus.

Auf allen Versuchsflächen bewirkte die Kompostanwendung, besonders eine mit
größeren Mengen, eine deutliche Stabilisierung der oberen Bodenschicht. Dadurch
verringerte sich die Erosionsanfälligkeit, was die Bremer Physiogeographen durch
Winderosionsexperimente mit Hilfe eines Windkanals überprüften. Damit wird in der
Untersuchung nachgewiesen, dass sich sandige, podsolierte Ackerstandorte, wie sie
vielfältig in norddeutschen Geest- und Altmoränengebieten vorkommen, hervorragend
für den Einsatz von Komposten in der Landwirtschaft eignen.

Der Komposteinsatz hatte über die genannten bodenphysikalischen Effekte hinaus
auch mikroklimatische Auswirkungen, die beispielsweise das Wachstum von
Mais-Jungpflanzen positiv beeinflussen. Die täglichen Temperaturschwankungen
werden gedämpft und besonders die Bodentemperaturen während der nächtlichen
Auskühlungsphasen um ein bis zwei Grad angehoben. Auch wenn während der konkreten
Untersuchungsperiode kein Nachtfrost auftrat, kann durch diese Ergebnisse auf eine
Verringerung der frühjährlichen Frostgefährdung kompostbehandelter Standorte
geschlossen werden.

Offensichtlich wird durch Komposteinbringung besonders auf den Podsol-Standorten
auch das mikrobiologisch wichtige Entstehen von Lebensgemeinschaften von
Bodenpilzen und Pflanzenwurzeln an Maiswurzeln begünstigt. Durch größere Mengen
der feiner abgesiebten Fertigkomposte mit ergänzender mineralischer
Stickstoffdüngung ergab sich ein bis zu 50 Prozent höheres Mykorrhiza-Vorkommen
als bei den Versuchsvarianten mit ausschließlich mineralischer Düngung.

Nach mehrjähriger Kompostaufbringung zeigte sich ein deutlicher Anstieg der
Ernteerträge. Während beim leichten Podsol-Standort höhere Kompostmengen einen
größeren Effekt erzielten, reichten auf dem schweren Parabraunerde-Standort
bereits geringere Mengen zur Ertragssteigerung aus. Unerlässlich war allerdings in
jedem Fall eine zusätzliche Stickstoffdüngung.

Die Bremer Langzeitstudie belegt, dass die durch die in den Kommunen bei der
Getrenntmüllsammlung in großen Mengen anfallenden Bioabfälle - eine
verantwortliche Trennung vor der Kompostierung vorausgesetzt - auf sandigen,
erosionsanfälligen Böden sinnvoll in der Landwirtschaft eingesetzt werden können.
Denn die Komposte bewirken bemerkenswerte bodenphysikalische Verbesserungseffekte
ohne unerwünschte Nebeneffekte.

Weitere Information: Universität Bremen, Zentrum für Umweltforschung
und -technologie (UFT), Institut für Geographie, Dr. Ralf Hartmann, Tel.:
0421-2187695, E-Mail.

Links zum Thema Forschung,
Links zum Thema Kompost.

 


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