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@grar.de Aktuell - 03.03.2003

Weinherbst 2002: 2,68 Millionen Hektoliter Weinmost gekeltert

Vorjahresernte um 15 Prozent übertroffen – Große regionale Unterschiede


Stuttgart (agrar.de) - Die für den Verkauf bestimmte baden-württembergische
Erntemenge an Weinmost 2002 beläuft sich auf 2,68 Millionen Hektoliter (Mill. hl),
wovon 1,15 Mill. hl auf Weiß- und 1,53 Mill. hl oder 57 Prozent auf Rotmost
entfallen. Damit hast sich innerhalb von nur 10 Jahren das Verhältnis von Rot- zu
Weißmosten ins Gegenteil verkehrt. Wie das Statistische Landesamt
aufgrund der Angaben zur gemeinschaftlichen Weinbaukartei weiter feststellt,
wurden damit der Weinherbst des Vorjahres (2,32 Mill. hl) um gut 15 Prozent
übertroffen, im Zehnjahresdurchschnitt wurden 2,46 Mill. hl geherbstet. Damit hat
sich die Schätzung von Anfang/Mitte November 2002 in vollem Umfang bestätigt. Zur
Landesernte trugen die württembergischen Weinbaubereiche bei einem
durchschnittlichen Ertrag von 119 hl je Hektar (hl/ha) mit 1,314 Mill. hl (2001:
1,157 Mill. hl) und die badischen Weinbaubereiche bei einer Flächenleistung von 89
hl/ha mit 1,369 Mill. hl (2001: 1,168 Mill. hl) im Mittel aller Rebsorten bei.

Regional sind bei der Weinmosternte 2002 bemerkenswerte Unterschiede zu
verzeichnen. In den nördlichen Weinbaubereichen mussten die Winzer gegenüber dem
langjährigen Mittel 1992/2001 im Fall der Badischen Bergstraße (26.700 hl), von
Kocher-Jagst-Tauber (37.600 hl) und Tauberfranken (44.800 hl) Ernteeinbußen in
Höhe von 4 und 8 bzw. gut 17 Prozent hinnehmen; dies ist nicht zuletzt eine
Spätfolge der starken Nachtfröste im vergangenen Frühjahr. Steigerungen zwischen 4
und 7 Prozent waren dagegen aus den Weinbaubereichen Kaiserstuhl (377.600 hl),
Breisgau (138.400 hl), Remstal-Stuttgart (188.900 hl) und Kraichgau (97.000 hl) zu
verzeichnen. In den Bereichen Württembergisch Unterland (1,084 Mill. hl),
Markgräflerland (296.500 hl), Ortenau (240.100 hl) und Tuniberg (100.700 hl) lagen
die Mehrerträge in der Größenordnung von 12 bis 17 Prozent. Im Bereich Bodensee
bedeutet die Weinmosterntemenge von 47.700 hl gegenüber dem langjährigen Mittel
sogar ein Plus von einem Drittel.

Auch bei den einzelnen Rebsorten bestehen bemerkenswerte Unterschiede, wobei die
seit Beginn der 90er-Jahre zu beobachtende Tendenz einer Verlagerung hin zu den
Rotgewächsen zu Lasten weißer Rebsorten bei den Erntemengen zwangsweise ihren
Niederschlag findet. In Württemberg wurden über ein Viertel mehr an Rotmosten
(992.000 hl) als im Mittel der Jahre 1992/2001 eingebracht. Insgesamt drei Viertel
entfiellen auf die für Württemberg so typischen Rotweinsorten Blauer Trollinger
(408.600 hl), Schwarzriesling (201.900 hl) und Lemberger (157.300 hl). An
Weißmosten wurde ein Fünftel weniger als im langjährigen Mittel geerntet, darunter
Riesling (202.900 hl), Kerner (48.800 hl) und Müller-Thurgau (38.200 hl).

Im Anbaugebiet Baden konnten über 40 Prozent mehr Rotmoste (538.800 hl), darunter
486.600 hl Blauer Spätburgunder geherbstet werden. An Weißmosten (830.600 hl)
wurden in Baden nur geringfügig weniger als im Mittel der Jahre 1992/2001 in die
Keller gebracht. Die Sorte Müller-Thurgau (330.200 hl) musste deutliche Einbußen
hinnehmen, die Erntemenge bei Riesling (101.900 hl) entspricht in etwa dem
langjährigen Mittel. Die Sorten Weißer Burgunder (86.900 hl), Gutedel (134.100 hl)
und Ruländer konnten sogar deutlich zulegen.

Im Anbaugebiet Baden wurde im Durchschnitt aller Weißweinsorten ein Mostgewicht
von 79° Oechsle bzw. bei Rotweinsorten von 85° Oechsle ermittelt; die Werte
entsprechen den langjährigen Mitteln. Im Anbaugebiet Württemberg erreichten die
Weißweinsorten Durchschnittsmostgewichte von 80° Oechsle, die Rotgewächse von 73°
Oechsle (Mittel 1992/2001: 77° bzw. 75° Oechsle). Die durchschnittlichen
Säuregehalte belaufen sich im Landesmittel auf 8,1 Promille für Weiß- und 8,4
Promille für Rotmost (Mittel 1992/2001: 8,3 bzw. 8,9 Promille).

Nach den gesetzlichen Regelungen könnten aufgrund der erzielten
Ausgangsmostgewichte in Württemberg 737.000 hl oder 56 Prozent, in Baden mit
742.000 hl ebenfalls über die Hälfte der anfallenden Weinmostmenge als
Prädikatsweine (Kabinett, Spätlese, Auslese und dgl.) ausgebaut werden. Die
übrigen Erntemengen sind zur Herstellung von Qualitätsweinen bestimmter
Anbaugebiete (Q.b.A.) geeignet. Zahlreiche Winzer- (Weingärtner-)genossenschaften
haben aus Marketingüberlegungen heraus bereits vor der Lese ihre
Qualitätsanforderungen durch Heraufsetzen der Mindestmostgewichte erhöht. Damit
werden aus dem Jahrgang 2002 wieder mehr Q.b.A.-Weine mit herausragenden
Qualitätseigenschaften und somit weniger Prädikatsweine hergestellt werden. Die
Kellermeister im Land sind traditionell ohnehin bestrebt, beim Ausbau der
einzelnen Qualitätsklassen im Interesse von Charakter und Harmonie der Weine die
gesetzlichen Mindestmostgewichte deutlich zu übertreffen.

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