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@grar.de Aktuell - 12.02.2003

BfN: 85 Prozent des Grünen Bandes sind noch erhalten

Naturschutzvorhaben zum Zustand des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens erfolgreich abgeschlossen


Bonn (agrar.de) - Auch zwölf Jahre nach der Wiedervereinigung besitzt der fast
1.400 km lange ehemalige innerdeutsche Grenzstreifen auf langen Strecken noch
immer einen außerordentlich hohen naturschutzfachlichen Wert. 'Dieses Grüne Band
bietet eine hervorragende Möglichkeit zur Erhaltung und Schaffung eines nationalen
Biotopverbundsystems. Wie ein Rückgrat zieht sich eine Perlenschnur hochwertiger
Naturflächen durch Deutschland. Das Grüne Band kann aber auch ein Beispiel und
Chance für den europäischen Naturschutz sein,' sagte der Präsident des Bundesamtes
für Naturschutz (BfN), Professor Dr. Hartmut Vogtmann anlässlich der
Präsentation der Ergebnisse des E+E-Vorhabens 'Bestandsaufnahme Grünes Band'.

In nur 18 Monaten wurde durch den Auftragnehmer des Vorhabens, den Bund
Naturschutz Bayern, eine beachtliche Datengrundlage zusammengetragen und
ausgewertet. Auf der ganzen Länge des Grünen Bandes wurden die Biotoptypen
einschließlich ihres Zustands kartiert, alle verfügbaren Informationen zu
Vorkommen von Lebensräumen und Arten sowie zu Erfahrungen mit bisherigen
Pflegemaßnahmen zusammengetragen und der momentane oder geplante Schutzstatus
ermittelt. Neben einer Vielzahl geschützter und gefährdeter Lebensraumtypen wurde
eine große Zahl von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten der Roten Listen
festgestellt. Darüber hinaus besitzt das Grüne Band in ausgeräumten Bereichen mit
intensiver Landwirtschaft wie den Bördelandschaften eine wichtige Funktion als
einzig verbliebenes Rückzugsgebiet für eine große Zahl störungsempfindlicher und
bedrohter Tier- und Pflanzenarten.

Die Erfassung hat auch ergeben, dass bereits ca. 15 Prozent der Fläche des Grünen
Bandes beeinträchtigt oder zerstört worden sind, z.B. durch die Umwandlung
wertvoller Flächen in Intensivgrünland, den Umbruch von Grünland zu Äckern oder
die Zerschneidung durch Verkehrswege. Aufgrund der fehlenden rechtlichen Sicherung
sind weitere große Flächenanteile akut bedroht. Da bisher jedoch nur knapp ein
Drittel der Fläche geschützt sind, besteht dringender Handlungsbedarf. 'Wenn nicht
zügig weitere intensive Anstrengungen des Naturschutzes auf allen Ebenen erfolgen,
besteht die Gefahr, dass diese national so bedeutsame Biotopverbundachse mehr und
mehr in einzelne isolierte Teile zerschnitten wird oder über weite Strecken
vollständig verschwindet,' befürchtet Prof. Vogtmann.

Zum Abschluss des E+E-Vorhabens ist ein Leitfaden für die Naturschutzpraxis am
Grünen Band erschienen, der den Handlungsbedarf auf allen politischen und
praktischen Ebenen aufzeigt und als Grundlage für Umsetzungsprojekte dienen soll.
Das BfN wird weiter geeignete Umsetzungsprojekte im Bereich des Grünen Bandes
unterstützen. 'Ich hoffe, dass die Ergebnisse aus diesem Projekt auch anderen
Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, bei den Naturschutz- und
Landschaftspflegeverbänden sowie in der Landwirtschaft und im Forst einen Anstoß
und eine Hilfestellung zum Handeln geben. Nur so kann das Grüne Band als wichtige
nationale, aber auch als zentraler Teil einer europäischen Biotopverbundachse
erhalten und weiterentwickelt werden', sagte der BfN-Präsident.

Mit der Bereitschaft zur Übernahme der Schirmherrschaft für das Grüne Band hat
Michail Gorbatschow, der frühere Präsident der Sowjetunion und Präsident des
internationalen Grünen Kreuzes gezeigt, welche große Bedeutung dem Grünen Band für
den Naturschutz und als Symbol der Vereinigung zwischen West und Ost auch
international beigemessen wird. Bereits in einigen Ländern entlang des ehemaligen
Eisernen Vorhangs, z.B. an der finnisch-russischen Grenze oder im Bereich des
Neusiedler Sees (Österreich – Ungarn) bestehen Aktivitäten zur Sicherung der
entsprechenden Gebiete für den Naturschutz. Um diesen gerade im Hinblick auf die
EU-Osterweiterung so wichtigen Prozess zu unterstützten, lädt das Bundesamt für
Naturschutz am 15. und 16. Juli 2003 zu einem internationalen Erfahrungsaustausch
nach Bonn ein.

Links zum Thema Landschaft und Natur.

 


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