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@grar.de Aktuell - 30.01.2003

'Gutes Investitionsklima' war nur ein Strohfeuer

Hohe Erwartungen der Landtechnik nach EuroTier-Ausstellung wurden nicht erfüllt


Hannover (agrar.de) - Die Zuversicht ist der Depression gewichen. Noch während der
EuroTier in Hannover, Europas führender Fachausstellung für die Tierhaltung,
herrschte im vergangenen November Optimismus vor. Die Hersteller von Stalltechnik
gingen von einem guten Investitionsklima aus und erwarteten eine große
Bereitschaft der Tierhalter, ihr Geld in Ställen und Stalleinrichtungen anzulegen.
Die Erwartungen haben sich nach Angaben des niedersächsischen
Landvolkverbandes jedoch nicht erfüllt.

Ein führender Hersteller von Stalleinrichtungen für die Veredelungswirtschaft
sieht die gegenwärtige Geschäftslage sogar 'ganz düster'. Besonders verunsichert
sind die Legehennenhalter; sie fragen sich derzeit, ob es angesichts der jetzigen
Rahmenbedingungen überhaupt noch Sinn hat, in Deutschland in Hühnerställe zu
investieren. Nach dem Verbot der Käfighaltung im Alleingang ist eher eine
Bereitschaft erkennbar, die Legehennenhaltung ins Ausland zu verlegen. Aber auch
bei den Putenmästern ist nach einem deutlichen Rückgang der Erlöse 'die Luft
raus', sie sehen im Augenblick finanziell keine Möglichkeiten zum Investieren.
Zurückhaltung üben ebenso die Schweinehalter, nachdem kräftige Preisrückgänge ihre
Ertragslage wieder verschlechtert haben. Und schließlich sitzt auch bei den
Milchviehhaltern das Geld für Investitionen angesichts rückläufiger Milchpreise
und den Unsicherheiten auf der agrarpolitischen Bühne nicht so locker wie zunächst
angenommen.

Nicht anders sind die Einschätzungen des Handels bei der Landtechnik für die
Außenwirtschaft. Die Euphorie im Markt nach einer erfolgreichen Agritechnica 2001,
der europäischen Leitmesse für Landtechnik in Hannover, spiegelte sich auch
zunächst in einem guten Geschäftsverlauf der Landmaschinenhändler Anfang 2002
wider. Gedämpft wurde dieses positive Investitionsklima auf Seiten der
Landwirtschaft allerdings durch eine verregnete Ernte, rückläufige Preise für
Getreide, Kartoffeln, Milch und Fleisch sowie politische Entwicklungen. Diese
Zurückhaltung wirkte sich auf die komplette zweite Jahreshälfte 2002 aus und ließ
die Umsätze des Handels schrumpfen. Auch im gerade begonnenen Jahr ist noch keine
Trendwende erkennbar. Im Gegenteil: Die Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG
erwartet eine anhaltende Kaufzurückhaltung der Landwirte und ein Umsatzminus von
fünf Prozent. Statt neue Maschinen zu kaufen, nutzen die Bauern lieber ihre alte
Technik länger oder lassen Arbeiten verstärkt überbetrieblich durch
Lohnunternehmer oder im Maschinenring durchführen.

Die Einschätzungen der Landtechnik-Branche werden auch durch den jüngsten
Investitionstest Agrar des Deutschen Bauernverbandes bestätig. Die repräsentative
Umfrage in 1.800 landwirtschaftlichen Betrieben und 300 Lohnunternehmen hat einen
Tiefpunkt der Stimmung ermittelt. Aufgrund der pessimistischen Einschätzung ihrer
wirtschaftlichen Lage wollen die Bauern danach in nächster Zeit nicht nur weniger
Investitionen tätigen, sondern auch die durchschnittliche Investitionshöhe wird
geringer ausfallen. Lediglich die Lohnunternehmen planen Investitionen, um der
steigenden Nachfrage nach ihren Dienstleistungen nachkommen zu können.

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