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@grar.de Aktuell - 20.01.2003

AbL: 'Spielt nicht mit den Schnäppchen!'

Verband will faire Diskussion um Wert der Qualität


Berlin/Leutkirch/Hamm (agrar.de) - 'Wer die Schnäppchen zu einem Heiligtum
erklärt, der setzt das verantwortliche Handeln von Bauern und Bäuerinnen bewusst
aufs Spiel. Niemand will Sonderangebote verbieten, aber wer den billigen Jakob bei
Lebensmitteln zum Prinzip macht, handelt unverantwortlich. Eine bäuerliche
Landwirtschaft, die umwelt- und tier­freund­lich wirtschaftet, hält Billigpreise
nicht lange durch. Am Ende bezahlen wir alle, Bauern und Verbraucher, zusammen die
Rechnung, wie die Skandale der Vergangenheit gezeigt haben.' Mit diesen Worten
richtet die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
(AbL), Maria Heubuch, eine dringende Bitte an Berufskollegen wie an
Verbraucher, sich aktiv in die aktuelle Debatte einzuschalten. 'Das lassen wir uns
selbstverständlich auch vom Kanzler nicht verbieten. Wenn z.B. eine westfälische
Handelskette einen Liter Milch zu 24 Cent anbietet, dann ist es genau richtig,
dass sich Bauern und Bäuerinnen mit Aktionen dagegen wehren', so Heubuch. Zu dem
Preis könne kein Bauer produzieren, also auch keine Molkerei anbieten. 'Wir freuen
uns, dass Ministerin Künast unser Anliegen unterstützt.'

Lob von der AbL bekam Künast auch für ihr neues 'Aktionsprogramm bäuerliche
Land­wirt­schaft', das die Ministerin gerade auf der Grünen Woche vorgestellt hat.
'Für uns ist das Programm auch eine Bestätigung für unsere moderne Form der
Landwirtschaft', so Heubuch. Damit unterstreiche die Politik das hohe Ansehen der
bäuerlichen Landwirtschaft in der Gesellschaft, so Heubuch, die mit ihrer Familie
einen reinen Grünlandbetrieb im baden-württembergischen Allgäu betreibt. 'Auch
wenn für das Programm noch nicht viel Geld bereit steht, ist es ein wichtiges
Signal an die Landwirtschaft, dass es nicht altmodisch ist, wenn zum Beispiel
Milchkühe im Sommer täglich auf die Weide kommen und im Winter mit Heu gefüttert
werden. Auch wenn es mehr Arbeit macht, als die Tiere das ganze Jahr über im Stall
zu halten, steht die Gesellschaft dahinter. Dass sich die Politik dazu bekennt und
die Förderung entsprechend weiter umbauen will, ist gut und überfällig', so
Heubuch. Sowohl die angekündigte Existenzgründungsoffensive in der Landwirtschaft
als auch die Förderung landwirtschaftlicher Arbeitsplätze im Rahmen des
'Hartz-Konzeptes' könnten einen wichtigen Beitrag gegen das Stimmungstief in der
Landwirtschaft leisten, so die AbL.

Die AbL, in der sich sowohl konventionell als auch ökologisch wirtschaftende
Bauern zusammen geschlossen haben, hat zur Grünen Woche einen Aufruf an alle
Kolleginnen und Kollegen vorgestellt, in dem in 15 Punkten die aktuellen
agrarpolitischen Herausforderungen aus Sicht der bäuerlichen Landwirtschaft
beschrieben sind. Bauern und Bäuerinnen sind aufgerufen, dazu ihre Meinung zu
äußern. 'Wir wollen damit eine breite Diskussion im Berufstand anstoßen. Bauern
und Bäuerinnen sollen ungefärbt von Strategen der Verbände ihre Meinung
vortragen', kündigt Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf an. 'Wir brauchen eine
öffentliche Diskussion um die Zukunft unserer Landwirtschaft und Ernährung, sonst
setzen sich die Interessen einer kleinen, aber einflussreichen Agrarlobby durch,
und die Folgen müssen am Ende wieder alle ausbaden. Diese Demokratisierung der
Agrarpolitik ist anstrengend, aber es gibt zu ihr keine vernünftige Alternative',
so Graefe zu Baringdorf.

Links zum Thema Agrarpolitik,
Links zum Thema Verbände.

 


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