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@grar.de Aktuell - 20.01.2003

Germanwatch startet Kampagne gegen Lebensmittel-Dumping


Berlin (agrar.de) - 'Unterbieten Verbieten' heißt die neue
Germanwatch-Kampagne, die auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellt
wurde. Sie richtet sich gegen den Verkauf europäischer Lebensmittel unterhalb der
tatsächlichen Produktionskosten.

Laut Germanwatch werden Lebensmittel zu Dumpingpreisen sowohl im Inland als auch
im Ausland, vor allem in Entwicklungsländern, verkauft. 'Die Produktion eines
Doppelzentners Weizen kostet z.B. in Baden-Württemberg 16,64 Euro. Verkauft wird
der Weizen aber auf dem Binnenmarkt für 11,73 Euro, auf dem Weltmarkt für 13,70
Euro. Bei Rindfleisch liegen die Vollkosten bei 3,56 Euro/kg, der Verkaufspreis
auf dem Binnenmarkt liegt bei 2,62 Euro und auf dem Weltmarkt bei 2,05 Euro. Damit
werden die Preise der lokalen Anbieter auf den Märkten der Entwicklungsländer
unterboten,' erläutert Rudolf Buntzel, Vorstandsmitglied bei Germanwatch, das
sogenannte Lebensmittel-Dumping. Möglich werde dies durch sehr hohe
Subventionierung von Agrarprodukten durch die EU.

Die Folge laut Germanwatch: Die Kleinbauern im Süden können mit ihren Produkten
nicht mehr mit den 'Billig-Produkten' aus dem Norden konkurrieren. Die lokalen
Märkte werden zerstört. Den Kleinbauern wird zunehmend ihre Lebensgrundlage
entzogen. 'Dumping ist ein unfairer Wettbewerb. Die Landwirte in den reichen
OECD-Ländern werden subventioniert, während die Kleinbauern in Entwicklungsländern
leer ausgehen. Im Gegenteil: die EU setzt alles daran, die weitere Öffnung der
Märkte im Süden bei den WTO-Verhandlungen zu erzwingen und die Bauern dort
schutzlos dem Dumping auszusetzen' kritisiert Rainer Engels, Leiter der Kampagne
bei Germanwatch.

Jährlich würden in der EU fast 60 Milliarden Euro zugunsten der gemeinsamen
Agrarpolitik aufgewendet. Rechnete man die Differenz zwischen dem Binnenmarktpreis
und dem Weltmarktpreis noch hinzu (Subventionierung durch den Verbraucher über den
höheren Preis), komme man auf ein Unterstützungsniveau von 110 Mrd. Euro. 1999
seien mehr als ein Drittel der Agrarexporte im Wert von 17,57 Mrd. Euro aus der EU
in Entwicklungsländer gegangen.

Das Dumping-Problem werde in den WTO-Agrarverhandlungen nicht ausreichend
thematisiert, kritisiert Germanwatch. Das derzeitige Regelwerk erlaube den USA und
der EU, ihre Landwirte in unbegrenzter Höhe zu unterstützen, solange die Zahlungen
nicht direkt produktionsfördernd oder preiswirksam sind. Gleichzeitig werde den
Entwicklungsländern kein wirksames Schutzinstrument gegen das Dumping zugestanden.

Germanwatch setze sich daher mit der Kampagne 'Unterbieten Verbieten' gegen
Lebensmittel-Dumping und für Schutzmechanismen der Entwicklungsländer in der WTO
ein. 'Dumping fördert den Hunger, indem es die Ernährungssicherheit in den
betroffenen Entwicklungsländern bedroht', resümiert Buntzel. 'Die Industrieländer
müssen sich hier bewegen und unter Beweis stellen, dass sie es mit der
Armutsbekämpfung ernst meinen.'

Links zum Thema Lebensmittel,
Links zum Thema Landwirtschaft international.

 


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