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@grar.de Aktuell - 18.01.2003

Gentechnik und Öko-Landbau: Ist Koexistenz möglich?

neue Studie von FiBL und Öko-Institut


Freiburg/Berlin (agrar.de) - Gentechnik in der Landwirtschaft würde den
ökologischen Landbau gefährden, der auf den Einsatz der Gentechnik verzichtet. Und
er gefährdet damit auch die Freiheit der Verbraucher, zwischen Produkten mit und
ohne Gentechnik wählen zu können. Zu diesem Ergebnis kommt die Untersuchung 'Grüne
Gentechnik und ökologische Landwirtschaft'. Sie beschreibt die Bedingungen, die
für ein unversehrtes Nebeneinander von Landwirtschaft mit und ohne Gentechnik
vonnöten sind. Dazu gehören rechtliche Szenarien für Sicherheitsabstände zwischen
den Ökoflächen und den Feldern der konventionellen Landwirtschaft mit gentechnisch
veränderten Pflanzen.

Die Studie wurde im Auftrag des Umweltbundesamtes vom
Öko-Institut in Freiburg und dem Forschungsinstitut für biologischen
Landbau Berlin (FiBL) in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Rechtsanwalt
Hanspeter Schmidt erarbeitet. Sie wurde jetzt zur Grünen Woche in Berlin
veröffentlicht.

Das Gutachten antwortet auf die Fragen:

- Was droht dem ökologischen Landbau durch die Einführung gentechnisch veränderter
Kulturen in der konventionellen Landwirtschaft?

- Welchen Schutz des ökologischen Landbaus bieten das deutsche und das
EU-Gemeinschaftsrecht heute?

- Was müsste verändert werden und welcher Schutzstandard ist praktisch möglich?

'Es darf nicht so sein, dass die Landwirte an den Folgen des Nebeneinanders von
ökologischen und gentechnisch veränderten Kulturen leiden, weder die Ökobauern
noch die konventionell wirtschaftenden Landwirte', sagt Dr. Beatrix Tappeser,
Koordinatorin des Bereichs 'Biodiversität, Ernährung & Landwirtschaft' im
Öko-Institut Freiburg. Die Wissenschaftlerin empfiehlt deshalb, zusätzliche
Rechtspflichten zu schaffen. Dazu gehören Sicherheitsabstände bei der ökologischen
Saatgutproduktion und Auflagen zum Schutz der Nachbarn beim Einsatz von
Gentechniksaatgut. Ein parzellengenaues, im Internet öffentlich zugängliches
Kataster der Gentechnikanbauflächen muss den Ökobauern und ihren Nachbarn schon
vor der Aussaat Auskunft über mögliche Konflikte geben.

Die Studie zeigt zudem, dass es schwer sein wird, die Wahlfreiheit der Landwirte
und der Verbraucher zu schützen. Das heute geltende Recht bietet zwar klare
Ansatzpunkte, bedeutet aber für alle Beteiligten einen hohen Aufwand und ständige
Ungewissheit. 'Der hohe Aufwand darf nicht dem ökologischen Landbau aufgebürdet
werden', sagt Dr. Robert Hermanowski von Forschungsinstitut für biologischen
Landbau Berlin. Rechtsanwalt Hanspeter Schmidt warnt: 'Um einen fortwährenden
Rechtskrieg zu vermeiden, müssen intelligentere Lösungen gefunden werden. Dazu
könnte nach dem Verursacherprinzip ein Schadensausgleichfonds der Saatgutindustrie
gehören.'

Die Studie ist beim Umweltbundesamt auf Deutsch unter der Nummer 1/03
veröffentlicht. Sie ist als PDF-Datei beim FiBL abrufbar.

Links zum Thema Bio-Landbau,
Links zum Thema Biotechnologie.

 


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