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@grar.de Aktuell - 16.01.2003

AgrarBündnis fordert: Soziale und ökologische Schieflagen in der Agrarpolitik abbauen!


Berlin (agrar.de) - Auf der Internationalen Grünen Woche hat das AgrarBündnis den 'Kritischen Agrarbericht 2003' vorgestellt. Das AgrarBünd-nis forderte, die sozialen und ökologischen Schieflagen in der Agrarpolitik konsequent abzubauen.

Andrea Fink-Keßler vom Redaktionsteam des Kritischen Agrarberichts wies darauf hin, dass die Bewertung dessen, was mit der Agrarwende auf den Weg gebracht bzw. schon erreicht wurde, sehr unterschiedlich ausfalle. Kritische Stimmen kommen vor allem aus den Reihen der Bäuerinnen und Bauern selbst. Die Stimmungslage in der Landwirtschaft ist eher gedrückt: Der Strukturwandel hält unvermindert an und hat in einigen Bereichen sogar an Rasanz zugenommen.

Hubert Weiger vom Bund für Umwelt und Naturschutz bescheinigte Ministerin Künast gute Ansätze, z.B. bei der Förderung des Ökologischen Landbaus. Dass die durch die Modulation eingesparten Gelder für Agrar-umweltmaßnahmen ausgegeben würden, sei ebenfalls zu begrüßen. Um Ziele des Umwelt- und Naturschutzes in der Landwirtschaft zu verankern, müssten jedoch weitere sehr grundsätzliche Weichenstellungen erfolgen: Nur eine Vielzahl von Betrieben gewährleiste eine Vielfalt in der Landschaft; allein aus diesem Grunde müsse der permanente Strukturwandel angehalten werden. Außerdem hätten die Direktzahlungen aus Brüssel eine dringend zu korrigierende ökologische Schieflage: An den Grünlandregionen gehen sie beispielsweise völlig vorbei.

Auch Immo Lünzer vom Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise hält die mit der Agrarwende eingeleiteten Maßnahmen nicht für ausreichend: 'Es bedarf einer langfristigen umfangreichen Strategie zur Entwicklung der ökologischen Agrarkultur in Abstimmung mit den europäischen Nachbarn. Dabei ist es besonders wichtig, die höhere Wertigkeit gesunder und sicherer Lebensmittel in der Gesellschaft zu verankern. So darf es z.B. nicht weiter hingenommen werden, dass der steigende Absatz von Biomilch zu sinkenden Erlösen bei den Bauern führt.'

Benny Härlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft ging auf die aktuelle Debatte um die sogenannte Koexistenz mit der Grünen Gentechnik ein. 'Die Auseinandersetzung um die Einführung gentechnisch veränderter Pflanzen hat eine kritische Phase erreicht. 2003 werden in Brüssel und Berlin wichtige Entscheidungen fallen.' Dabei sei es eine wesentliche Aufgabe, konventionelles und biologisches Saatgut vor gentechnischer Verunreinigung zu schützen. 'Sonst wird die Gentechnik gegen den Willen und ohne Kontrolle der Landwirte und Verbraucher durch die Hintertüre auf den Äckern Einzug halten.'

Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, ging auf die Vorschläge von EU-Kommissar Fischler zur Reform der europäischen Agrarpolitik ein: Die Vorschläge gingen zwar in die richtige Richtung. Aber die Direktzahlungen müssten so ausgestaltet werden, dass sie einen Anreiz sowohl für Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen als auch für umweltfreundliches Wirtschaften bieten. Er sprach sich außerdem dafür aus, Gelder aus den Marktordnungen (1. Säule) in Zukunft verstärkt für die ländliche Entwicklung (2. Säule) zur Verfügung zu stellen. Er wies auch auf ein Demokratiedefizit in der Agrarpolitik hin: Wenn die bevorstehenden Agrarreformen zum Erfolg führen sollen, dann sei es notwendig, dass das Europäischen Parlaments mitentscheiden könne.

Dem AgrarBündnis, vor 15 Jahren gegründet, gehören heute 21 Organisationen aus Landwirtschaft, Verbraucherschutz, Kirchen, Tierschutz sowie Natur- und Umweltschutz an. Ziel der Organisation ist es, eine bäuerliche Landwirtschaft zu schaffen, die die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen und die Lebens- und Funktionsfähigkeit ländlicher Räume schützt, erhält und entwickelt.

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