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@grar.de Aktuell - 27.11.2002

Lebensraumkorridore: Chance für Mensch und Natur

BfN und DJV wollen gemeinsam biologische Vielfalt erhalten


Bonn (agrar.de) - Mehr als 100 Experten aus Planung, Wissenschaft, Verwaltung und
Verbänden diskutieren heute in Bonn über den Nutzen von Lebensraumkorridoren zur
Erhaltung der biologischen Vielfalt und einer lebenswerten Landschaft. Zu der
Tagung in der Andreas-Hermes-Akademie hatten Bundesamt für Naturschutz
(BfN) und Deutscher Jagdschutz-Verband (DJV) gemeinsam
eingeladen.

Die zunehmende Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen (129
Hektar pro Tag - Stand 2000) stellt ein großes Problem dar.

'Jäger, Grundeigentümer wie Land- und Forstwirte, die gemeinsam am Erhalt einer
artenreichen Tier- und Pflanzenwelt sowie an deren nachhaltigen Nutzung
interessiert sind, müssen vermehrt den sparsamen Umgang mit der begrenzten
Ressource Landschaft einfordern. Dabei soll der Mensch mit seinen Bedürfnissen
nicht ausgesperrt werden. Wir brauchen vielmehr vernünftige Lösungen, die
unterschiedliche Interessenlagen vereinbaren', sagte DJV-Präsident Constantin
Freiherr Heereman.

Die mit der Nutzung von Natur und Landschaft verbundenen Auswirkungen, wie
Zerschneidung, Verlärmung, Schadstoffeintrag betreffen sowohl 'grosse Säuger', wie
Rothirsch oder Wildschwein, als auch Kleinsttiere oder sogar Pflanzen. Die
zunehmende Zerschneidung der Landschaften führt zur Isolation der Lebensräume,
geringerer Stressresistenz der Individuen und zur genetischen Verarmung. Aber auch
für den Menschen sinkt so die Attraktivität von Naturerlebnisräumen mit schönen
Landschaften und Erholungsmöglichkeiten.

Ziel der Veranstaltung ist es daher, mit Experten unterschiedlicher Richtungen zu
diskutieren, wie der örtliche und überörtliche Lebensraumverbund entwickelt und
eine lebenswerte Landschaft in Deutschland erhalten werden kann. Dafür sind
vorhandene planerisch-steuernde Instrumente so zum Beispiel durch konsequente
Landschaftsplanung umzusetzen. Zugleich müssen ökonomische Instrumente zur
nachhaltigen Flächenhaushaltspolitik noch intensiver entwickelt und genutzt
werden.

'Die Stärkung der gemeinsamen Interessen, wie sie DJV und BfN auch durch diese
Tagung anstreben, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Naturschutz
muss in der gesamten Bevölkerung als Querschnittsaufgabe begriffen werden. In
diesem Sinne sind Konzepte zur Entwicklung und Erhaltung von Lebensraumkorridoren
zu erarbeiten - für Natur und Mensch gleichermassen', so das Fazit des
BfN-Präsidenten, Professor Dr. Hartmut Vogtmann.

Hintergrund

An der Notwendigkeit des Lebensraumverbundes für Natur und Mensch besteht kein
Zweifel. Bisher war aber kaum bekannt, wie sehr selbst kleine Tiere, wie zum
Beispiel Laufkäfer oder Heuschreckenarten, in unserer von Verkehrswegen
zerschnittenen Landschaft von funktionierenden Verbundkorridoren abhängig sind.
Die Anforderungen der 'Kleinen' an die Qualität der Lebensbänder sind oft sogar
noch größer als die von Säugetieren. Doch erst bei gemeinsamer Betrachtung
erschließst sich das Zusammenspiel der Natur: denn Arten wie Rothirsch und
Wildschwein transportieren mit Fell oder Klauen Insekten (beispielsweise
Heuschrecken) und Pflanzensamen über viele Kilometer und Hindernisse, und sie
schaffen neue Lebensräume. Erst wenn die heimischen Säuger wieder Wanderungen
aufnehmen können, wird die Isolation verbliebener Populationen aufgebrochen und
verwaiste Gebiete
können von den naturraumtypischen Arten wieder besiedelt werden.

Um dies zu gewährleisten müssen tragfähige Konzepte der Lebensraumkorridore für
Natur und Mensch auf Grundlage der Landschaftsplanung entwickelt, planerisch
implementiert und innerhalb einer nachhaltigen Landschaftsentwicklung umgesetzt
werden. Zum anderen gilt es, Eingriffsfolgen, zum Beispiel durch funktionsfähige
Querungsbauwerke über zerschneidende Straßen, kreativ zu bewältigen.

Links zum Thema Landschaft und Natur,
Links zum Thema Jagd und Wild.

 


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