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@grar.de Aktuell - 19.11.2002

Acrylamid: Krebsrisiko durch Essenszubereitung


Erlangen (agrar.de) - Dass Acrylamid im Essen Krebs verursachen kann, ist
unbestritten. Nicht bekannt ist dagegen, wie hoch die Bevölkerung tatsächlich mit
diesem Stoff belastet ist.

Eine Teststudie am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der
Universität Erlangen-Nürnberg an einer Gruppe von 72 Personen hat nun
Werte ergeben, die bedenklich stimmen. Für die Untersuchung nutzten die
Umweltmediziner unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Angerer ein von ihnen
entwickeltes Verfahren. Europaweit ist das Institut in Erlangen fast die einzige
Einrichtung, die einen solchen Nachweis führen kann.

Acrylamid, eine mutagene und krebserzeugende Substanz, wurde in erstaunlich großen
Mengen in bestimmten Nahrungsmitteln, vor allem in Bratkartoffeln, Chips und
Pommes Frites, Keksen und Kaffee gefunden. Die Spitzenwerte betrugen bis zu
einigen Milligramm Acrylamid pro Kilogramm. Erst kürzlich hatte die
Bundesverbraucherministerin Renate Kühnast eindringlich vor der Gefahr gewarnt,
die der Gesundheit droht, wenn zuviel von diesem Stoff aufgenommen wird.

Ungewohnt ist, dass das Acrylamid nicht etwa durch Zusätze 'von außen' in die
kontaminierten Nahrungsmittel eingeschleust worden ist. 'Die Substanz entsteht im
Gegenteil während der Nahrungszubereitung aus natürlichen Inhaltstoffen,
beispielsweise aus Zuckern und speziellen Aminosäuren, wie sie in Kartoffeln
enthalten sind', erklärt der Lebensmittelchemiker Thomas Schettgen, der dieses
Projekt bearbeitet hat. An der krebserzeugenden Wirkung von Acrylamid ändert das
allerdings nichts.

'In dieser Situation ist es unerlässlich, Untersuchungen an repräsentativen
Gruppen der deutschen Bevölkerung durchzuführen, um die Acrylamidaufnahme zu
erfassen', lautet die Einschätzung von Prof. Angerer. Für das individuelle
Gesundheitsrisiko ist weniger der Anteil an Acrylamid ausschlaggebend, der in
Nahrungsmitteln gefunden wird, als die biologische wirksame Dosis, die im
menschlichen Körper feststellbar ist. Aus dieser inneren Belastung kann für jeden
Menschen auf das zusätzliche Risiko geschlossen werden, an Krebs zu erkranken

Als biologisch wirksame Dosis wird das Reaktionsprodukt von Acrylamid mit
Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff, angesehen. Man geht davon aus, dass Moleküle,
die an Hämoglobin binden, auch mit der Erbsubstanz DNA reagieren, was der erste
Schritt zur chemischen Krebsentstehung ist. Die als Hämoglobin-Addukte des
Acrylamid bezeichneten Reaktionsprodukte können außer von den Erlanger
Umweltmedizinern nur noch von einer Gruppe in Schweden nachgewiesen werden, die
mit dem Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin zusammenarbeitet.

Bei der jüngsten Studie hat sich eine auffallend hohe Dosis an Acrylamid-Addukten
im Blut der untersuchten Personen gefunden. Im Vergleich dazu fällt die Belastung
mit anderen krebserregenden Substanzen deutlich niedriger aus. Es muss davon
ausgegangen werden, dass besondere Lebensumstände und Ernährungsgewohnheiten das
Risiko in manchen Fällen noch erheblich steigern.

Weitere Informationen:
Acrylamid in Lebensmitteln - ernstes Problem oder überschätzte Gefahr?
(BgVV, 29.08.2002, PDF, 94.2KB)
Acrylamid-Forum

Links zum Thema Lebensmittel.

 


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