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@grar.de Aktuell - 18.11.2002

USA: Gentechische Verunreinigung von Soja mit Pharma-Mais

Greenpeace: Fall bestätigt Notwendigkeit von Freisetzungsstopp


Hamburg (agrar.de) - In den USA ist erneut eine Diskussion um Verunreinigung von
Soja mit gentechnisch veränderten Organismen entbrannt. Die amerikanische
Landwirtschaftsbehörde USDA hat Medienberichten zufolge in Nebraska
insgesamt 500.000 Bushel (15.000 Tonnen) Soja unter Quarantäne gestellt, da eine
Verunreinigung mit Gen-Mais festgestellt wurde. Dabei handelt es sich um eine so
genannte 'Pharm-Crop', also eine Pflanze, die durch Genmanipulation z. B. ein
Enzym für technische Anwendungen oder die Pharmaindustrie produziert. Die genaue
Beschaffenheit dieser Gen-Pflanzen wurde von den Behörden bislang nicht bekannt
gegeben. Es wird jedoch vermutet, dass der Mais das Protein Trypsin produziert,
das zur Herstellung von Insulin dienen soll. Fest steht jedenfalls, dass dieser
genmanipulierte Mais nicht für die Lebensmittelproduktion zugelassen wurde.

Die amerikanischen Behörden geben sich überzeugt, dass die Lebensmittelkette von
der Kontamination nicht betroffen ist. Der Schaden wird mit ca. 2,7 Mio US-Dollar
beziffert.

Die in Texas ansässige Firma Prodigene hatte vergangenes Jahr auf einem
Feld in Nebraska den Gen-Mais angebaut. Heute wurde auf dem selben Acker Soja
geerntet. Offensichtlich sind Samen der Gen-Pflanzen vom vergangenen Jahr dieses
Jahr aufgegangen und haben so die Soja-Ernte verunreinigt. Die Ernte von etwa 500
Bushel (15 Tonnen) wurde in der Folge mit 500.000 Bushel Soja im Lagerhaus
vermischt. Prodigene sowie die Saatgut-Tochter Stauffer Seeds (mit Sitz
in Nebraska) setzt auf die Produktion von Medikamenten und technischen
Hilfsmitteln mittels genmanipulierter Pflanzen. Laut Angaben der Firma beginnen
jedoch voraussichtlich erst nächstes Jahr die klinischen Test mit Insulin, das
mittels genmanipulierter Pflanzen erzeugt wurde. Die Firma wäre durch Auflagen der
Behörde verpflichtet gewesen, sämtliche Pflanzen aus dem letzten Jahr zu
vernichten, was sie offensichtlich nicht getan hat. Nun ist bekannt geworden, dass
amerikanische Behörden bereits im September in Iowa 155 Acre (62 ha)
Gentech-Pflanzen vernichten ließen, weil die Gefahr der unkontrollierten
Ausbreitung bestand. Dabei handelte es sich ebenfalls um Fläche der Firma
Prodigene.

Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace, kommentiert: 'Wer
genmanipulierte Pflanzen in die Umwelt ausbringt, der muss damit rechnen, dass sie
sich unkontrolliert ausbreiten. Das aktuelle Beispiel aus den USA reiht sich
nahtlos in die Liste ähnlicher Problemfälle wie 'Starlink-Mais' oder Gentech-Raps
in Kanada ein. In den USA wurden in der letzten Dekade mehrere hundert Versuche
mit Gentech-Pflanzen durchgeführt, die technische oder pharmazeutische Hilfsmittel
produzieren. So hat Greenpeace aufgezeigt, dass mitten in einem Reisanbaugebiet
Gen-Reis gepflanzt wurde, der ein menschliches Protein produziert. Sollte in
diesem Fall tatsächlich verhindern worden sein, dass die Lebensmittelkette
kontaminiert wurde, so ist dies noch lange kein Garant dafür, dass dies nicht
anderorts passiert. Dieses und andere Beispiel belegen, dass der Einsatz der
Gentechnik außer Kontrolle gerät. Zwingende Konsequenz sind nicht strengere
Auflagen, sondern ein Freisetzungsstopp'.

Links zum Thema Biotechnologie.

 


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