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@grar.de Aktuell - 13.11.2002

Artgerechte Tierhaltung zwischen Zielkonflikten und Wettbewerbsfähigkeit

Symposium der Edmund Rehwinkel-Stiftung auf der EuroTier in Hannover


Frankfurt/Hannover (agrar.de) - Die Verbraucher messen dem Tierschutz und der
Umweltverträglichkeit für die Akzeptanz der Nutztierhaltung heute eine zunehmende
Bedeutung bei. Die Politik hat den veränderten gesellschaftlichen Anforderungen an
die Nutztierhaltung bereits durch die Verankerung des Tierschutzzieles im
Grundgesetz Rechnung getragen. Bei der praktischen Umsetzung treffen die Landwirte
jedoch in einigen Teilbereichen auf Zielkonflikte mit dem Umwelt- und
Verbraucherschutz und den weiter steigenden Anforderungen an die
Wettbewerbsfähigkeit ihrer Betriebe. Zu diesen Ergebnissen kommen fünf von der
Edmund Rehwinkel-Stiftung der Landwirtschaftlichen Rentenbank, Frankfurt
am Main, im Rahmen einer Sonderausschreibung geförderte Forschungsarbeiten zum
Thema 'Artgerechte Tierhaltung in der modernen Landwirtschaft - Diskussion neuer
Ergebnisse'.

Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung kann danach immer nur einen
gesellschaftspolitisch akzeptierten Kompromiss darstellen zwischen den
Anforderungen der Verbraucher und der Landwirte sowie den Bedürfnissen der Tiere.
Auch die Messung und Beurteilung der Tiergerechtigkeit einzelner Haltungsverfahren
wirft trotz zweifellos erzielter Fortschritte nach wie vor komplexe noch nicht
abschließend gelöste Probleme auf und bedarf weiterer Forschungsaktivitäten.

Auf der EuroTier in Hannover veranstaltete die Stiftung ein Symposium und bot
damit inmitten der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Debatte ein Forum für
den sachorientierten Dialog. Unter der Leitung von Dr. Uwe Zimpelmann, Mitglied
des Vorstands der Landwirtschaftlichen Rentenbank, wurden die Studien einem
Fachpublikum vorgestellt und diskutiert. Die veröffentlichten Ergebnisse basieren
auf empirischen Fallstudien, Interviews, Befragungen und statistischen
Auswertungen der Universitäten Gießen, Halle-Wittenberg, Kassel und München sowie
einer Arbeitsgruppe des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der
Landwirtschaft.

Die Forschungsarbeiten decken ein breites Spektrum an Untersuchungszielen ab. Sie
reichen von der Erforschung der Einschätzung der artgerechten Tierhaltung bei
Landwirten einerseits und Verbrauchern andererseits über die Erarbeitung
praktikabler Kriterien zur Beurteilung der Tiergerechtigkeit von Haltungssystemen
unterschiedlicher Nutztiere bis zur Konzeption und Prüfung praxistauglicher
Beurteilungssysteme der Tiergerechtigkeit von Schweinhaltungssystemen. Zwei
weitere Studien bewerten auf betriebstechnischer und tierbiologischer Basis
spezielle fachspezifische Fragestellungen. Eine Forschungsarbeit untersucht die
Eignung konventioneller Mastputenhybriden für die Bedingungen ökologischer
Haltungsanforderungen, eine weitere Studie analysiert den Einfluss verschiedener
Futterrationen für Mastbullen auf Tiergesundheit und Verhalten.

Neben den zahlreichen Problemen der Messung und Bestimmung der Tiergerechtheit
wird die Anpassung der Nutztierhaltung an eine tiergerechte Produktionsweise auch
dadurch erschwert, dass Landwirte und Verbraucher sowohl die Ist-Situation als
auch die Soll-Situation merklich unterschiedlich einschätzen. Dabei unterliegen
die Verbraucher mit zunehmender Entfremdung von der Landwirtschaft der wachsenden
Gefahr der Fehleinschätzung. Die komplexen Wirkungszusammenhänge können oft nur
auf der Basis von Expertenwissen erkannt werden, wodurch den Massenmedien eine
besondere Verantwortung im Kommunikationsprozess zuwächst. Die Reduzierung
möglicher Lösungsansätze auf die Alternativen ökologische oder konventionelle
Produktionsweise wird der Komplexität des Themas nicht gerecht. Die
Haltungsverfahren müssen vielmehr auf der Basis objektiver wissenschaftlicher
Erkenntnisse punktuell weiter entwickelt und am gesellschaftlichen Konsens
ausgerichtet werden.

Die Landwirtschaftliche Rentenbank hat die Ergebnisse der Forschungsarbeiten im
soeben erschienenen Band 17 ihrer Schriftenreihe veröffentlicht. Interessenten
können die Publikation kostenlos bei der Rentenbank (Tel.: 069-2107-363; Fax:
069-2107-447 oder per Internet) bestellen.

Links zum Thema Tierhaltung.

 


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