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@grar.de Aktuell - 06.11.2002

BWV: Nur Milch und Flaschenwein ein Lichtblick - Veredlung, Fasswein und Marktfrucht düster


Mainz (agrar.de) - 'Die stärksten Einkommenseinbußen mit mehr als 30 Prozent haben
in diesem Jahr die Fassweinwinzer in Rheinhessen und der Pfalz hinnehmen müssen',
so das heutige Resümee von Norbert Schindler, Präsident des Bauern- und
Winzerverbandes Rheinland-Pfalz (BWV), zu den ersten Auswertungen der
Testbetriebsergebnisse des Wirtschaftsjahres 2002/01.

Der Rückgang sei besonders dramatisch, da diese Betriebsgruppe schon im Vorjahr
12,5 Prozent Einkommenseinbußen verbuchen musste. Aufgrund eines geringeren
Rotweinanteils, der von den anhaltend miserablen Weinpreisen nicht betroffen sei,
seien außerdem die rheinhessischen Winzer mit einer Einkommensminderung von 37
Prozent besonders getroffen. Dass die schlechte Situation weder an der Qualität
des Weines noch der Erntemenge liege, sondern vor allem an dem Preisdruck der
aufnehmenden Hand im Fassweinbereich, bestätige sich auch in diesem Jahr wieder
durch das positive Ergebnis der Flaschenweinerzeuger von plus 3,1 Prozent in
2002/01 nach plus 2,5 Prozent im Wirtschaftsjahr 2001/00.

Schindler ermahnt deshalb nochmals die Abfüllbetriebe, sich durch das anhaltende
Preisdumping vor allem im Weißweinbereich nicht die eigene Rohstoffbasis weg zu
raffen, indem sie die Betriebe systematisch kaputt machten. Außer den
Flaschenweinbetrieben konnten lediglich die speziellen Milchviehbetriebe auf
Grünlandbasis einen positiven Trend mit einem Einkommenszuwachs von 7,6 Prozent
fortsetzen. Die übrigen Futterbaubetriebe haben den Gewinnzuwachs im
Milchviehbereich in den Bereich Marktfruchtbau stecken müssen. Denn besonders im
extensiven Marktfruchtbau mussten rund 30 Prozent Einbußen verzeichnet werden. So
konnten Futterbaubetriebe nur ein um 2,1 Prozent verringertes Einkommen verbuchen,
nach dem negativen Ergebnis von minus 1,6 Prozent in 2001/00.

Der intensive Marktfruchtbau konnte durch eine noch zufriedenstellende Situation
im Zuckerrübenbau seine Einkommenseinbußen auf minus 1,5 Prozent gegenüber dem
Vorjahr begrenzen, während der Marktfruchtbau insgesamt ein um rund 20 Prozent
verringertes Einkommen hinnehmen muss. Dies sei vor allem auf die Einbrüche im
Getreidepreis seit Anfang 2002 zurückzuführen, nachdem die EU-Kommission das
Importkontingent erweitert habe und rund 10 Millionen Tonnen Getreide zu
Dumpingpreisen aus der Schwarzmeerregion auf den Markt geflossen seien, so
Schindler. Außerdem seien die Ernteerträge in dem Erntejahr 2001 nur
durchschnittlich bis unterdurchschnittlich gewesen. Besonders negativ hat sich in
diesem Jahr auch die Einkommenssituation infolge einer schwachen Preisentwicklung
gegenüber dem Vorjahr im Veredelungssektor - also der Schweine-, Geflügel- und
Rindermast- entwickelt. Jedoch sei die erschreckende Größe von minus 31 Prozent
auch vor dem Hintergrund des Einkommenszuwachses von plus 60 Prozent in 2001/00
insbesondere im Geflügel- und Schweinebereich infolge der BSE-Krise zu bewerten,
erklärt Schindler.

Schindler sieht in der Entwicklung alles andere als die von der Bundesregierung
propagierte Nachhaltigkeit für die Landwirtschaft. Ebenfalls zweifelt Schindler
stark daran, ob der soeben von Renate Künast vorgestellte Zukunftsplan
'Aktionsprogramm bäuerliche Landwirtschaft' an dieser traurigen Tendenz
irgendetwas ändern werde. Handlung sei gefragt. Insbesondere müssten diese
Ergebnisse endlich Einzug finden bei den Überlegungen zur EU-Osterweiterung und
dem Midterm review.

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