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@grar.de Aktuell - 30.10.2002

ISN ist besorgt über den Konzentrationsprozeß in der europäischen Schlachtindustrie


Damme (agrar.de) - Franz Schulze Tenkhoff, Vorstandsmitglied der
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Nord-Westdeutschland (ISN),
äußert sich besorgt über den zunehmenden Konzentrationsprozeß in der europäischen
Schlachtbranche. Wenn es auch um die anstehende Fusion zwischen den zwei deutschen
Schlachtunternehmen Westfleisch, Münster und der Norddeutschen
Fleischzentrale (NFZ), Hamburg ruhig geworden sei, so zeigten jedoch die
aktuellen Entwicklungen in den Niederlanden, über welche Marktmacht die dort übrig
gebliebenen Unternehmen verfügten.

Die Dumeco habe vor kurzem in den Niederlanden zur Reduzierung von
Schlachtkapazitäten sieben Schlachthöfe aufgekauft. Durch diese Konzentration
schwinde der Wettbewerb im niederländischen Schlachtschweinemarkt. Dort seien die
Schweinehalter eindeutig die Verlierer dieser Strukturmaßnahme, meinte das
ISN-Vorstandsmitglied. Die Dumeco habe einen Marktanteil von ca. 45 Prozent des
niederländischen Schlachtschweinemarktes. Hendrix, das zweite bedeutende
Schlachtunternehmen in den Niederlanden, komme auf ca. 35 Prozent Marktanteil.
Zusammen dominieren diese zwei Unternehmen mit einem Gesamtmarktanteil von 80
Prozent den Schlachschweinemarkt in Holland.

'Ein fader Vorgeschmack auf die anstehende Fusion von Westfleisch und NFZ', so
Schulze Tenkhoff. Es sei zu erwarten, daß die zwei genossenschaftlichen deutschen
Schlachtunternehmen 'ihre Muskeln wie ihre Vorbilder in Holland spielen lassen
werden.' Durch eine Fusion würde das größte deutsche Schlachtunternehmen mit einem
geschätzten Umsatz von 2,5 Milliarden Euro entstehen. Dem deutschen Marktführer
käme mit rund 9 Mio. Schweinen und 600.000 Rindern im nordwestdeutschen Raum fast
eine Monopolstellung zu, sagte Schulze Tenkhoff. Die ISN befürchte, daß dies die
wirtschaftliche Situation der Schweinehalter in Nord-Westdeutschland in ähnlicher
Weise wie in den Niederlanden verschlechtere. Die Entwicklung in den Niederlanden
habe gezeigt, daß sich dadurch der Auszahlungspreis für die holländischen
Schweinemäster deutlich verschlechtert habe, der Preisabstand zum Nordwest-Preis
sei größer geworden. 'Man muß berücksichtigen, daß zum Beispiel bei der
Westfleisch schon heute überwiegend unter Nordwest-Preis bezahlt wird und sich der
Vier-Wochen-Preis eher zum Nachteil der Landwirte auswirkt. Bezieht man dann auch
noch die Vermarktungsnachteile der Auto-FOM-Maske ein, so fehlen dem
Vertragslandwirt schnell vier bis fünf Euro je Mastschwein', stellte das
ISN-Vorstandsmitglied fest.

Ob die Fusion der beiden deutschen genossenschaftlichen Schlachtunternehmen
wirklich dazu diene, sich gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel neu zu
positionieren, erscheine mit Blick auf die Niederlande fraglich, so Schulze
Tenkhoff weiter. Eine Fusion der beiden Unternehmen dürfte zumindest die Situation
der deutschen Schweinehalter nicht verbessern, denn der Handel und die
Schlachtindustrie drückten den Erzeugerpreis zur Zeit schlimmer denn je. Gerade in
letzter Zeit setzten übrigens die zwei niederländischen Schlachtunternehmen den
deutschen Markt mit Niedrigpreisangeboten unter Druck, stellte das
ISN-Vorstandsmitglied abschließend fest. Die Zeche für die
Schlachthofkonzentration zahlen die Schweinemäster, die angesichts dieser
Situation mit dem Rücken zur Wand ständen.

Links zum Thema Fleischwirtschaft.

 


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