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@grar.de Aktuell - 28.10.2002

NRO gegen Abschwächung der Weltbank-Richtlinien zum Waldschutz

Verbot der Finanzierung von Holzeinschlag soll gelockert werden


Bonn (agrar.de) - Umwelt- und Entwicklungsorganisationen haben gegen eine geplante
Abschwächung der Weltbank-Richtlinien zum Schutz der Wälder protestiert. Wie die
Umweltorganisation Urgewald mitteilte, wolle die Weltbank ihre
Schutzrichtlinie für den Waldsektor neu fassen und die Bestimmungen lockern. In
der bislang gültigen 'forest policy' wurde jede Finanzierung von Holzeinschlag in
tropischen Regenwäldern verboten.

Greenpeace stellte in einem Brief an Weltbank-Präsident Wolfensohn fest, dass die
überarbeitete Waldpolitik der Weltbank 'nicht nur die Wälder der Erde zerstört,
sondern auch die Glaubwürdigkeit der Bank als Entwicklungsinstitution.' Der WWF
erklärte in einem Protestbrief an Wolfensohn, statt die Schutzbestimmungen auch
auf die Wälder des Nordens auszuweiten, werde der Schutz der Regenwälder faktisch
aufgegeben. Lediglich zerstörerische Praktiken sollten vermieden werden.

'Damit widerspricht die neue Weltbank-Politik nicht nur dem deutschen
Waldsektor-Konzept. Sie fällt auch noch hinter die Ziele von Rio 1992 zurück',
stellte Knud Vöcking von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald fest.
Der erste Weltumweltgipfel 1992 in Rio hatte klare Ziele zum Schutz von Klima und
tropischen Wäldern formuliert (Agenda 21), die der diesjährige Johannesburg-Gipfel
bekräftigte. 'Wolfensohns schöne Rede in Johannesburg steht in direktem Gegensatz
zum Handeln der Weltbank', so Vöcking.

Das Weltbank-Papier fordere zwar eine Zertifizierung der kommerziellen Nutzung.
Anstatt aber international anerkannten Kriterien als Mindeststandard voraus zu
setzen, könne nach den Vorstellungen der Weltbank jeder Kreditnehmer sein eigenes
Zertifizierungssystem anwenden. NRO befürchten, dass damit dem Missbrauch Tür und
Tor geöffnet wird.

Weltweit ist ungefähr eine Milliarde Menschen direkt vom Wald und seiner Nutzung
abhängig. Davon gelten nach den Schutzmassstäben der Weltbank 180 Millionen als
Indigene (Ureinwohner). Ihr Schutz ist auch nach der neuen Waldpolitik vorgesehen.
Die anderen 800 Millionen Menschen 'fallen aber völlig durch das Raster', so
Urgewald. So hätten etwa Kautschukzapfer, die die Regenwälder nachhaltig nutzen,
keinerlei Möglichkeit, ihre (Überlebens-)Interessen geltend zu machen. 'Statt
Armut zu bekämpfen, werden so Arme ins absolute Elend gestürzt', erklärte Knud
Vöcking.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
habe die Kritik der NRO aufgenommen und eine Verschiebung der Beschlussfassung um
einige Tage erreicht, so Urgewald. Der deutsche Weltbank-Exekutivdirektor wolle
eine gemeinsame Stellungnahme mit seinem französischen Kollegen erarbeiten und
erreichen, dass die Waldpolitik verbessert statt verschlechtert werde. Für
Deutschland sei dies eine umweltpolitische Nagelprobe, da das BMZ erst im Frühjahr
ein eigenes Waldsektor-Konzept mit weit reichenden Schutzbestimmungen erlassen
habe.

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