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@grar.de Aktuell - 25.10.2002

Hessen: Waldzustandsbericht 2002 vorgestellt

Dietzel: 'Trend zur Verbesserung muss sich in unseren Wäldern fortsetzen'


Wiesbaden (agrar.de) - 'Die Ergebnisse der diesjährigen Erhebung zeigen: Der seit
etwa vier Jahren erkennbare Trend einer leichten Verbesserung des Waldzustandes
hält an. Wir hoffen, dass es bei diesem Positivtrend bleibt.' Mit diesen Worten
hat der Hessische Forstminister Wilhelm Dietzel heute den 19. Waldzustandsbericht
im Rahmen einer Fachtagung anlässlich des 20-jährigen Bestehens der
Wald-Ökosystemstudie in Hofheim am Taunus vorgestellt. Dietzel betonte, er habe
gerne die Schirmherrschaft über diese Fachtagung übernommen, denn: 'Die
Wald-Ökosystemstudie hilft uns, die Entwicklung des Waldes auch künftig sorgfältig
beobachten und bewerten zu können.' Der Waldzustandsbericht ist Teil dieser
Forschung, die regelmäßig und umfassend den Zustand des hessischen Waldes
dokumentiert.

Für den Waldzustandsbericht 2002 wurde im Juli und August von Fachleuten aus dem
Forstbereich der Kronenzustand von etwa 6.000 Bäumen erfasst. Diese
Stichprobenaufnahme, die eine den tatsächlichen Waldverhältnissen entsprechende
Darstellung ermöglicht, wird auf dem acht mal acht Kilometer großen
Stichprobenraster der Dauerbeobachtungsflächen durchgeführt.

Zu den Ergebnissen: Mit einem mittleren Nadel-/Blattverlust aller Baumarten und
Altersstufen von 23 Prozent bleibt der Gesundheitszustand des hessischen Waldes
auf dem Niveau des Vorjahres. Die Werte seit Beginn der Untersuchung sind jedoch
noch lange nicht erreicht (1984: 11 Prozent). Der Anteil gesunder älterer Bäume
(über 60 Jahre) bleibt weiterhin klein, steigt aber die zurückliegenden Jahre
stetig an (1984: 40 Prozent; 1999: 4 Prozent; 2002: 10 Prozent).

Gerade die Entwicklung der Hauptbaumarten ist differenziert zu betrachten. So
bestätigte sich zwar der Befund des letzten Jahres über eine leichte Entspannung
der Situation. Allerdings steht einer deutlich erholten älteren Eiche eine leichte
Verschlechterung des Belaubungszustandes der älteren Buche gegenüber. Letzteres
ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine starke Fruchtbildung bei der Buche
zurückzuführen. Besonders auffällig ist die Verbesserung bei der älteren Eiche.
Hier ging der mittlere Blattverlust von 27 Prozent auf 21 Prozent zurück: Ein
Wert, der in den vergangenen zehn Jahren nicht erreicht wurde. Neben der für alle
Waldbäume günstigen Witterung in diesem Jahr dürfte auch der weiterhin sehr
schwache Insektenfraß an der Eiche zur Erholung beigetragen haben.

Diesem erfreulichen Trend steht die Entwicklung der älteren Buche gegenüber. Der
mittlere Blattverlust stieg hier um zwei Prozent auf 29 % an. Dieser Anstieg ist
offensichtlich auf die erneute starke Fruktifikation der älteren Buche im Jahr
2002 in Hessen zurückzuführen. Somit sind allein in den letzten 14 Jahren sieben
Jahre mit sehr starkem Bucheckernbehang aufgetreten: Eine Häufung, die wohl auch
durch die anhaltend hohen Stickstoffeinträge verursacht wird. Die Blüte und die
folgende Fruchtbildung beeinflussen den Stoffhaushalt und die Kronenstruktur der
Buche erheblich. So kann es z. B. zu kleineren Blättern und zu einer früheren
Blattvergilbung kommen. Bei der älteren Fichte ist der durchschnittliche
Nadelverlust um ein Prozent auf 27 Prozent zurückgegangen. Der Zustand der älteren
Kiefer hat sich nicht verändert (27 Prozent).

Die Rhein-Main-Ebene bleibt das Sorgenkind Hessens. Eine seit 1994 jährlich
durchgeführte Sondererhebung ermöglicht eine repräsentative Aussage zu diesem
Gebiet. Entgegen dem hessenweiten Trend erhöhten sich die Kronenschäden an der
älteren Eiche um ein Prozent (2002: 37 Prozent) und liegen damit um 16 Prozent
über dem Landesdurchschnitt. Auch der Kronenzustand der jüngeren Bäume ist
deutlich schlechter als im Landesmittel. Zusätzlich gewinnt der Mistelbefall an
Kiefer - der zu Schäden bis hin zum Absterben führen kann - zunehmend an
Bedeutung.

Zwar liege das aktuelle Niveau der Kronenschäden nach wie vor deutlich über den
Ausgangswerten der 80er Jahre. Dennoch habe sich 'die Belastung unserer Wälder
insgesamt reduziert', hob Minister Dietzel hervor. Das sei - so Dietzel - eine
'gute und wichtige Botschaft'. Maßnahmen zur Luftverbesserung durch Katalysatoren,
Filteranlagen, Förderung des öffentlichen Nahverkehrs oder von Kraftstoff
sparenden Autos hätten dazu beigetragen, erinnerte der Forstminister. Auch die
Forstleute hätten durch Bodenschutzkalkungen, die Förderung von Mischwäldern und
natürlicher Waldverjüngung daran mitgewirkt. 'Wir werden weiterhin gemeinsam diese
effektiven Maßnahmen durchführen. Der jetzt erkennbare Trend der Verbesserung muss
sich in unseren Wäldern fortsetzen', betonte Minister Dietzel.

Langfristige Beobachtungen stark geschädigter und absterbender Bäume zeigten, dass
ein großflächiges Absterben hessischer Wälder weder erkennbar noch mittelfristig
zu erwarten sei. Ein Blick auf den Zustand der jüngeren Bäume lasse sogar hoffen:
'Hier wurde mit 13 Prozent mittlerer Nadel-/Blattverlust der niedrigste Wert der
zurückliegenden Jahre erreicht', erläuterte der Minister. Besonders hervorzuheben
sei in diesem Jahr die gute Belaubung der jungen Buche und Eiche.

Allerdings verdienen vor allem die seit Jahrzehnten durch Luftverunreinigungen
belasteten Waldböden höchste Aufmerksamkeit, betonte Minister Dietzel. Zwar seien
die seit Beginn der Messungen niedrigsten Schwefeleinträge festgestellt worden,
bspw. sank der Schwefeleintrag in hessischen Buchenbeständen um etwa 73 Prozent
(1986-2001), dennoch lägen die aktuellen Gesamtsäureeinträge weiterhin über der
nachhaltigen Pufferungskraft der Waldböden. Dietzel bezeichnete daher die weitere
Reduzierung der Schadstoffeinträge als 'unerlässlich'.

Der Minister wies darauf hin, dass auch weiterhin alle wirkungsvollen
waldbaulichen Möglichkeiten genutzt würden, um auf Schadstoffeinträge und
Bodenveränderungen zu reagieren. Hierzu zählten der weitgehende Verzicht auf
Kahlschläge und der Aufbau stabiler Mischwälder. 'Das sind Maßnahmen, die bereits
seit vielen Jahren von der Hessischen Landesforstverwaltung und seit 2001 vom
Landesbetrieb HESSEN FORST umgesetzt werden', betonte der Forstminister.

'Auch die Bodenschutzkalkung wird trotz knapper Haushaltsmittel weitergeführt',
versicherte Minister Dietzel. Damit sollten alle gefährdeten Standorte
stabilisiert werden. Künftige Säureeinträge könnten durch die Ausbringung von drei
Tonnen Kalk je Hektar abgepuffert und somit die Waldböden vor einer weiteren
Versauerung geschützt werden. Durch die geringe Menge und den
Ausbringungszeitpunkt bestehe keine Gefahr für das Waldökosystem, erläuterte der
Minister. Bislang wurde in Hessen auf fast 320.000 ha Wald Kalk ausgebracht (Stand
2002). Allein im Haushaltsjahr 2001 wurden in allen Waldbesitzarten etwa 12.000
Hektar mit einem Aufwand von ca. 1,8 Mio. Euro im Wald gekalkt. Für das Jahr 2003
sind allein im Körperschafts- und Privatwald 1,9 Mio. Euro Gesamtfördermittel
vorgesehen.

Links zum Thema Waldbericht,
Links zum Bundesland Hessen.

 


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