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@grar.de Aktuell - 24.10.2002

In grünen Berufen fehlen Fachkräfte


Münster (agrar.de) - Die Landwirtschaftskammern in Deutschland wollen das Image
der grünen Berufe verbessern und das Interesse an den Agrarberufen wecken. Obwohl
es zur Zeit in Deutschland etwa 30.000 unbesetzte freie Arbeitsplätze in den
Agrarbereichen gibt, fehlen Fachkräfte. 'Dieser Bedarf wird auch in Zukunft
vorhanden sein oder sich noch steigern', sagte Siegfried Hensel, Vizepräsident der
Landwirtschaftskammer Hannover und Vorsitzender der Vizepräsidenten-Konferenz im
Verband der Landwirtschaftskammern. Die Situation am Arbeitsmarkt war zentrales
Thema der Konferenz der von den Arbeitnehmern gewählten Vizepräsidenten der
deutschen Landwirtschaftskammern, die in Wermelskirchen tagten.

Die Vizepräsidenten setzten sich mit der Frage auseinander, welche Auswirkungen
der Strukturwandel in der Landwirtschaft auf den Bedarf von Arbeitnehmern hat. Sie
stellten fest, dass sich durch den Strukturwandel einerseits die Zahl der
landwirtschaftlichen Betriebe um jährlich etwa 3,5 Prozent verringert,
andererseits ein stetig wachsender Bedarf an Arbeitnehmern besteht. Hensel wies
darauf hin, dass es 'nicht um Saisonarbeitskräfte geht, sondern um gut
ausgebildete Fachkräfte, die für eine ganzjährige Beschäftigung in
landwirtschaftlichen wie auch Gartenbaubetrieben dringend gesucht werden'.

Die Diskrepanz zwischen der hohen Zahl an Arbeitslosen und den fehlenden
Fachkräften führt er u.a. auf das schlechte Image der grünen Berufe in der
Gesellschaft zurück. Deshalb soll die Darstellung der grünen Berufe verbessert
werden. Er wies auf das technische Fachwissen und die hohen beruflichen
Anforderungen bei der Anwendung von Produktionsmitteln und beim Einsatz von
Maschinen hin.

Um dieses Vorhaben zu unterstützen, soll baldmöglichst ein Tag des
landwirtschaftlichen Arbeitnehmers ins Leben gerufen werden. Bei dieser auf große
Außenwirkung gezielten Aktion sollen Jugendliche und Eltern davon überzeugt
werden, dass es erstrebenswert ist, in grüne Berufe zu gehen. Mit der Einrichtung
von Jobbörsen im Internet soll Unternehmern und Arbeitnehmern eine Plattform zur
Arbeitsvermittlung geschaffen werden.

Wie der Präsident des Landesarbeitsamtes Nordrhein-Westfalen, Karsten Koppe,
mitteilte, sind in Nordrhein-Westfalen im Agrarsektor zur Zeit 127.000
Arbeitskräfte beschäftigt, davon 72.000 als Angestellte oder Arbeiter. Bei der
Verteilung auf die einzelnen Berufe arbeiten 80 Prozent als Gärtner oder
Gartenarbeiter, elf Prozent sind landwirtschaftliche Hilfskräfte, vier Prozent
üben Forst- oder Jagdberufe aus und nur zwei Prozent sind eigentliche Landwirte.

Augenblicklich gibt es nach Angaben von Koppe auf dem Arbeitsmarkt 20.700
Arbeitslose in landwirtschaftlichen Berufen, wovon aber nur eine Minderheit von
6.600 unmittelbar zuvor in der Landwirtschaft gearbeitet hat. Somit wird die
Mehrzahl von ihnen lediglich Hilfstätigkeiten verrichten können. Vor allem im
Gartenbau werden befristete Stellen für Hilfskräfte und Erntehelfer gesucht, die
vorrangig mit osteuropäischen Saisonarbeitskräften besetzt werden.

Bei den Nachwuchskräften zeichnet sich ein unterschiedliches Bild ab. Von den
7.900 Lehrlingen in den grünen Berufen werden zur Zeit 6.100 als Gärtner oder
Florist ausgebildet und nur 900 als Landwirt. Die Bewerbungssituation für das neue
Ausbildungsjahr war sehr unterschiedlich: Bei Floristen und Tierpflegern gab es
mehr Bewerber als Stellen, bei den Gärtnern gab es ein leichtes
Bewerberübergewicht, während für die landwirtschaftlichen Ausbildungsgänge die
Interessenten fehlten.

Bei der Werbung von landwirtschaftlichen Fachkräften wollen die
Landwirtschaftskammern und die Arbeitsämter künftig enger zusammenarbeiten. Die
Kammern wollen Berufsberatern und Arbeitsvermittlern der Arbeitsämter in
Informationsveranstaltungen aktuelle Berufsbilder in der Agrarwirtschaft
vorstellen. Die Arbeitsämter vermitteln den Kammern Schulungsteilnehmer, um sie
für Aufgaben in der Agrarwirtschaft zu qualifizieren. Die Landwirte sind
aufgerufen, ihre freien Stellen für qualifizierte Fachkräfte auch zu melden.

Links zum Thema Arbeitsmarkt.

 


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