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@grar.de Aktuell - 24.10.2002

Verbraucherzentrale Bundesverband mahnt CMA ab

vzbv: Krankheitsbezogene Werbung für Fleisch ist unseriös und gesetzwidrig - Regierung muss Absatzfondsgesetz nachbessern


Berlin (agrar.de) – Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) geht
juristisch wegen unseriöser Werbeanzeigen für Fleisch gegen die Centrale
Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) vor. In
großseitigen Beilagen unterschiedlicher Tageszeitungen wirbt die CMA derzeit mit
Werbeaussagen für Fleisch, die sich auf die Linderung oder Verhütung von
Krankheiten beziehen.

'Man könnte den Eindruck gewinnen, dass man nur durch ein Mehr an Fleisch gesünder
leben kann', so Thomas Isenberg, Leiter des Fachbereichs Gesundheit und Ernährung
im vzbv. 'Tatsache ist aber, dass nicht zu wenig, sondern zu viel Fleisch gegessen
wird – dies ist nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus Tierschutz- und
Umweltgründen fatal.'

Werbung mit Krankheitsbezug ist für Lebensmittel gemäß Lebensmittel- und
Bedarfsgegenständegesetz (LMBG) verboten. Um diese unlautere Werbung zu
unterbinden, hat der vzbv der CMA eine Abmahnung zugestellt und die Abgabe einer
strafbewehrten Unterlassungserklärung gefordert.

'Diese Art der Werbung zeigt, dass die Reform des Agrarmarketings und des
Absatzfondsgesetzes in der letzten Legislaturperiode auf halber Wegstrecke liegen
geblieben ist', so Thomas Isenberg. 'Statt lediglich Fleischprodukte plakativ oder
unseriös anzupreisen, sollte die Bundesregierung sicherstellen, dass das jährlich
rund 70 Mio Euro umfassende Budget des Absatzfonds der deutschen Agrarwirtschaft
für wahrhaftige und differenzierte Verbraucherinformation ausgegeben wird', so
Isenberg weiter. Verbraucherschutz, Tier- und Umweltschutzaspekte sollten einen
eindeutigen Vorrang vor reiner Produkt- und Imagewerbung erhalten.

So sollten Verbraucher darauf hingewiesen werden, dass bei einer ausgewogenen
Ernährung gemäß der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 'Mengen
von 300 – 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche reichen'. Hingegen lag der
tatsächliche durchschnittliche Verbrauch eines Bundesbürgers laut Zentralen Markt-
und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft
(ZMP) im Jahr 2001 bei etwa 170 Gramm – dies jedoch pro Tag. Auch sollten
Verbraucher umfassender über die mit der Fleischproduktion verbundenen Probleme
des Tier- und Umweltschutzes informiert werden. Aspekte des Tierschutzes und
möglichst artgerechter Haltungsformen müssen klar und deutlich kommuniziert
werden, damit Verbraucher auch beim Konsum von Agrarprodukten bewusste
Entscheidungen treffen und Verantwortung für die Art und Weise der
Fleischproduktion übernehmen können.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert die Bundesregierung auf, das im
letzten Jahr novellierte Absatzfondsgesetz nachzubessern. Um die
Verbraucherinteressen zu stärken, fordert der vzbv zudem einen Sitz im
Verwaltungsrat der CMA. Des weiteren sollten die konkreten Werbemaßnahmen der
Absatzfondsgeschäftsführung jeweils einer Verbraucherverträglichkeitsprüfung
unterzogen werden.

Beispiele der abgemahnten Werbeaussagen finden Sie nachfolgend:

In der Werbe-Sonderveröffentlichung 'Unser Lebensmittel Fleisch' 'Gesund, schlank,
fit' der CMA heißt es u. a:

- 'Selen schützt die Zellen und scheint das Tumorwachstum zu unterdrücken ...
Hauptlieferanten für Selen sind Schweine- und Rindfleisch.'

- 'Wie Studien gezeigt haben, hemmt Zink das Wachstum von Krebszellen in der
Prostata ... Zink – das vor allem in Fleisch vorkommt – ist also nicht nur für
Diabetiker besonders wichtig.'

- 'Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass die so genannte konjugierte
Linolsäure (CLA) vor Arteriosklerose (Gefäßverkalkungen) schützt und Krebs hemmt
... Konjugierte Linolsäure findet sich vor allem in fetthaltigen Lebensmitteln von
Wiederkäuern, also in Vollmilch, Milchprodukten und Fleisch.'

- 'Das Fleischfett von Wiederkäuern (z. B. Rind- oder Ziegenfleisch) enthält auch
noch die konjugierte Linolsäure (abgekürzt: CLA), die gegen Krebs und
Arteriosklerose schützt und das Muskel- und Knochenwachstum fördert.'

- '... Sie wollen schlank sein und verzichten leider häufig auf Fleisch, ... Bei
einer Diät kommt es aber schnell zu einer Unterversorgung mit Eisen. Die Folge:
Die Mädchen sind nicht mehr leistungsfähig und häufig krank. Es kann sogar so weit
gehen, dass sie nicht mehr altersgemäß wachsen und die geistige Entwicklung
leidet. Das Gleiche kann übrigens auch für Kinder gelten, die vegetarisch oder
vegan ernährt werden. Fleisch ist in jedem Alter wichtig.'

- 'Sie (die Antioxidanzien) verhindern, dass freie Radikale die Körperzellen
schädigen. Zu den Antioxidanzien gehören die Vitamine A, C und E. Reichlich
Vitamin A ist zum Beispiel in Leber enthalten.'

- 'Und Leber ist die beste Quelle für das herzschützende B-Vitamin Folsäure.'

- 'Fleisch ist eine gute Quelle für einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren,
darunter die Omega-3-Fettsäuren, die vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen
können.'

- 'Rheumatiker sollten kein Fleisch essen? Falsch! ... Nur wenige Rheuma-Patienten
können mit einer fleischarmen Kost ihre Schmerzen lindern. Vielen hilft vielmehr
eine erhöhte Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren.'

- 'Bei denjenigen, die täglich Fleisch aßen, war hingegen das Risiko von
Magenkrebs am geringsten.'

- 'Zu einer gesunden Mischung – d. h. zu einer Kost, die Krebs verhüten soll -
gehören nicht ausschließlich Obst und Gemüse, sondern auch Fleisch.'

Links zum Thema Lebensmittel.

 


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