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@grar.de Aktuell - 24.10.2002

Im Langzeitversuch bewiesen: Halbe Dosis von Pflanzenschutzmitteln möglich


Braunschweig (agrar.de) - Spritzt der Landwirt lediglich die Hälfte der sonst
üblichen Menge an Unkrautbekämpfungsmitteln (Herbiziden), so kann er erwarten,
fast so viel zu ernten wie bei voller Dosierung. Zu diesem erfreulichen Ergebnis
kam die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in
einem sechsjährigen Langzeitversuch in der Nähe von Berlin. Die Forscher fanden
heraus, dass oft auch über Jahre hinweg eine ausreichende Wirkung gegen Unkräuter
und andere Schaderreger erzielt werden kann, wenn die Menge an
Pflanzenschutzmitteln um 20 – 50 Prozent reduziert wird.

Seit 1995 bringen Wissenschaftler des Instituts für integrierten Pflanzenschutz
der BBA immer auf den gleichen Feldern nur die Hälfte der sonst üblichen
Aufwandmenge an Pflanzenschutzmitteln aus. Der Versuchsort liegt im Fläming
südlich von Berlin mit guten Sandböden und trockenen Frühsommern. Wie sich
Unkräuter, Pilzkrankheiten und schädliche Insekten auf den Äckern entwickelten,
das zeigen jetzt die Ergebnisse der ersten sechsjährigen Fruchtfolgerotation.

Besonders interessant ist die Sache bei den Unkrautbekämpfungsmitteln. Da circa 50
Prozent aller in der Landwirtschaft in Deutschland eingesetzten
Pflanzenschutzmittel Herbizide sind, zahlt es sich gerade in diesem Bereich aus,
Mittel einzusparen. Im Vergleich zu den normal behandelten Getreideflächen
verringerte sich die Wirkung der halben Dosis an Herbiziden auf den
Versuchsflächen nur um 10 Prozent, so dass auch der Ernteertrag kaum
beeinträchtigt wurde. 'Dies ist ein auch für uns erstaunliches und erfreuliches
Ergebnis. Es trat immer dann auf, wenn die Kulturpflanzenbestände besonders gut
entwickelt waren und leicht bekämpfbare Unkräuter das Bild bestimmten', so Dr.
Bernhard Pallutt vom Institut für integrierten Pflanzenschutz. 'Schwer zu
bekämpfende Unkräuter wie Windhalm und Klettenlabkraut können allerdings mit der
Zeit stärker auftreten. Wir können den Landwirten daher nicht generell empfehlen,
künftig nur die Hälfte zu spritzen. Doch zeigen die Versuche deutlich, dass ein
enormes Einsparpotential auch über Jahre hinweg vorhanden ist, der Landwirt sich
aber – wie sonst auch – die Bedingungen auf seinem Acker anschauen muss.'

Die halbe Dosis an Mitteln zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten (Fungizide)
unterdrückte die Entwicklung der Krankheit in vielen Fällen ebenso wie die volle
Dosis. Je nach Witterungsbedingungen und der angebauten Sorte (am besten sind
gegen Pilzkrankheiten widerstandsfähige Sorten) kann der Fungizidaufwand deutlich
verringert werden.

Die Aufwandmenge an Mitteln gegen Schadinsekten (Insektizide) konnte reduziert
werden, wenn der Befall im Bereich der sogenannten Bekämpfungsschwelle lag.
(Bekämpfungsschwelle = Die Anzahl der Schädlinge ist so hoch, dass eine Bekämpfung
wirtschaftlich sinnvoll ist.)

Da die Hersteller die Wirksamkeit ihrer Pflanzenschutzmittel gewährleisten müssen,
liegt die von ihnen empfohlene Aufwandmenge in einem Bereich, der quasi 100
prozentigen Erfolg garantiert. Insgesamt lässt sich aus den Ergebnissen folgern,
dass 20 - 50 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel in vielen Fällen ausreichend
gegen Unkräuter, Pilzkrankheiten und Schadinsekten wirken. Dieses enorme
Einsparpotenzial zeigt offensichtliche ökonomische und ökologische Vorteile auf.
Dem integrierten Anbau, der im Bereich chemischer Pflanzenschutz das Prinzip 'So
wenig wie möglich, so viel wie nötig' hat, stellen die Wissenschaftler mit ihren
Ergebnissen einen weiteren 'Baustein' zur Verfügung.

Links zum Thema Pflanzenschutz.

 


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