Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 23.10.2002

Waldzustandsbericht Baden-Württemberg 2002: Geschädigte Waldfläche auf dem Niveau der Vorjahre

Minister Stächele: Reduktion der Säureeinträge im Wald muss erreicht werden


Stuttgart (agrar.de) - 'Zur Stabilisierung des Ökosystems Wald, für den
langfristig vorsorgenden Trinkwasserschutz und zur Erhaltung der Vielfalt der
gewässerbiologischen Lebensgemeinschaften muss eine Reduktion der Säureeinträge
erreicht werden.' Dies betonte der baden-württembergische Minister für Ernährung
und Ländlichen Raum, Willi Stächele, bei der Vorstellung des
Waldzustandsberichts 2002 am Dienstag im Ministerrat in Stuttgart. Die
geschädigte Waldfläche liege weiterhin auf dem Niveau der Jahre 1998 bis 2000. Die
Waldbäume als Weiser für Umweltbelastungen zeigten, dass 24 Prozent der Waldfläche
in Baden-Württemberg deutliche Schäden aufwiesen. Als wesentliche Ursache sieht
die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg die hohen Säureeinträge
in die Waldökosysteme.

Schwerpunkt im diesjährigen Waldzustandsbericht ist das Thema 'Bodenversauerung
und Wasserqualität'. 'Die Säurebelastung der Waldökosysteme wird nach wie vor von
den Stickstoffeinträgen bestimmt, die insgesamt nur leicht rückläufig sind', sagte
Stächele. Am Westhang des Schwarzwaldes seien dies in erster Linie Nitrateinträge,
im Alpenvorland und im Neckarland vor allem Ammoniumeinträge. Über diese
steigenden Säureeintragungen in den Wäldern und die damit zusammenhängende
Versauerung der Gewässer zeigte sich Minister Stächele sehr besorgt. 'Der
eingeschlagene Weg, die Luftschadstoffe weiter zu reduzieren, muss konsequent
fortgesetzt werden', bekräftigte der Minister.

Die komplexen Prozesse der Waldökosystemveränderungen werden an aufwendig
instrumentierten forstlichen Beobachtungsflächen erhoben. In der
Ökosystemfallstudie 'Conventwald', zirka 20 Kilometer östlich von Freiburg, wird
in einem knapp zehn Hektar großen bewaldeten Wassereinzugsgebiet die Entwicklung
von Boden- und Gewässerversauerung seit 1991 beobachtet. Diese Beobachtungen
können als repräsentativ für den mittleren und südlichen Schwarzwald gelten. An
diesem ursprünglich gut basenversorgten und damit gegenüber Bodenversauerung
vergleichsweise stabilen Standort wurden im Boden sowie im Bachwasser massive
Versauerungstendenzen beobachtet. Dass im mittleren und südlichen Schwarzwald eine
Vielzahl von Gewässern in ihrem Oberlauf als stark bis sehr stark sauer
klassifiziert würden, hält der Minister für bedenklich.

Die Waldschadensinventur fand dieses Jahr in dem erweiterten 16 mal 16 Kilometer
Stichprobennetz statt. Insgesamt wurden 1.170 Bäume erfasst. Diese
Stichprobendichte ermöglicht Aussagen über den Zustand der gesamten Waldfläche
Baden-Württembergs. Eine Aufgliederung auf einzelne Baumarten und Regionen ist
dagegen nicht möglich. Bei der Vollinventur, wie im Jahre 2001, sind auch Aussagen
zu den einzelnen Baumarten möglich. Diese wird im dreijährigen Turnus in einem
vier auf vier Kilometer Raster durchgeführt. In den anderen Jahren findet die
Inventur im erweiterten 16 mal 16 Kilometernetz statt. 'Die diesjährige Erhebung
hat ergeben, dass die mittleren Nadel- und Blattverluste in etwa so hoch sind, wie
in den vergangenen Jahren. Die Erhöhung im letzten Jahr, bedingt durch Lothar hat
sich weitgehend bestätigt. Dagegen sind die Vergilbungserscheinungen von 0,9
Prozent im Jahr 2000 auf jetzt 9 Prozent angestiegen. Dies ist ein Hinweis auf
einen zunehmenden Mangel an basischen Nährelementen wie zum Beispiel Magnesium im
Boden', erläuterte Minister Willi Stächele.

Bodenschutzkalkungen mit magnesiumhaltigem Kalk könnten hier Verbesserungen
bringen. Sie führten dem Boden durch Nährstoffauswaschung entzogenes Magnesium
wieder zu. Die Kalkungen bewirkten auch eine Kompensation der Säureeinträge.
Hierdurch würden der Vegetation wichtige Nährelemente wieder zur Verfügung
gestellt. Außerdem werde der Trend zur Gewässerversauerung durch die
Bodenschutzkalkung erheblich gemildert. Auf stark versauerten Standorten,
insbesondere im Schwarzwald und Odenwald, seien inzwischen Wiederholungskalkungen
erforderlich. 'Die Bodenschutzkalkung im Wald ist eine umwelttechnische
Vorsorgemaßnahme, die Säureeinträge kompensieren kann. Sie ist aber kein Ersatz
für eine konsequente Weiterführung der Luftreinhaltungspolitik', so Stächele.

Links zum Thema Waldbericht,
Links zum Bundesland Baden-Württemberg.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de