Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 23.10.2002

Forstkammer Baden-Württemberg: Geschädigter Wald zunehmend in seinen Wasserschutz-Funktionen eingeschränkt

Ausdehnung des Monitorings auf den Waldboden und umfassendere Meliorationskalkung gefordert


Stuttgart (agrar.de) - Anlässlich der Vorlage des aktuellen Waldzustandsberichts
durch das Ministerium für Ernähung und Ländlicher Raum wurden von der
Forstkammer Baden-Württemberg verschiedene Forderungen an die Politik
formuliert. Forstkammer-Geschäftsführer, Martin Bentele, gab hierzu folgende
Stellungnahme ab:

'Die Ergebnisse der Terrestrischen Waldschadensinventur 2002 zeigen, dass sich am
schlechten Gesundheitszustand des Waldes in Baden-Württemberg im Vergleich zum
Vorjahr, als die schlimmsten Schäden bei einer Vollerhebung (4 x 4 km)
festgestellt wurden, tendenziell nichts geändert hat. Vor allem die
Stickstoffimmissionen aus Industrie, Verkehr und Landwirtschaft sind heute das
größte Problem, da sie kaum gebremst auftreten und sich jährlich im Boden
summieren. Hierdurch hat sich unter der Erdoberfläche ein Versauerungszustand
aufgebaut, den man auch als Zeitbombe bezeichnen kann.

Vor 50 Jahren hat das Gros der Waldstandorte Baden-Württembergs ph-Werte um 5,5
aufgewiesen. Heute hat sich eine Verhundertfachung der Säurestärke fast
einheitlich eingestellt, und pH-Werte um 3,5 sind flächig vorzufinden. Die
Erfüllung lebenswichtiger Waldfunktionen wie Grund- und Trinkwasserschutz, aber
auch der Schutz vor Hochwasserereignissen, wie jüngst gesehen, werden durch die
andauernde Schädigung des Ökosystems Wald massiv eingeschränkt und zunehmend in
Frage gestellt.'

Deshalb werden von der Forstkammer folgende Forderungen an die Politik gestellt
werden:

- Die Luftreinhaltepolitik muss intensiviert und vor allem im Bereich der
stickstoffhaltigen Immissionen verschärft werden.

- Mittel aus Steuern, die für Energieverbrauch erhoben werden, wie z.B. der sog.
Ökosteuer, müssen vorrangig auch zur Entschädigung von Flächen aufgewandt werden,
die unter energiebedingten Immissionen leiden. Dort werden sie dringend zur
Finanzierung von Monitoring- aber auch Reparaturmaßnahmen gebraucht.

- Da nicht nur die Gesundheit der Waldbäume, sondern wichtige, vor allem
wasserrelevante Waldfunktionen, durch Schadstoffeinträge gefährdet sind, ist eine
Ausdehnung der Waldschadensmonitoring auch auf den Waldboden unerlässlich und muss
umgehend installiert werden.

- Die Meliorationskalkung im Wald ist weiterhin eine notwendige Maßnahme. Ihre
positiven Wirkungen erlöschen jedoch nach zehn Jahren. Deshalb muss die jährlich
zu kalkende Waldfläche in Baden-Württemberg mindestens auf 20.000 ha ausgedehnt
werden. Hierfür müssen öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt werden. Auch die
Wasserwirtschaft sollte erkennen, dass die kurzfristige, durch Kalk ausgelöste
Nitratproblematik, das wesentlich kleinere Übel ist als die langfristig durch
versauernde Böden für das Grundwasser entstehenden Risiken.

Zur Information: Baden-Württemberg zählt zu den waldreichsten Bundesländern. Auf
1,38 Mio. ha der Landesfläche steht Wald, was einem Bewaldungsprozent von 39
Prozent entspricht.

Die Forstkammer Baden-Württemberg vertritt die Interessen der privaten und
kommunalen Waldbesitzer. Sie verfügen über rd. 1 Mio. Hektar, das sind ca. 75
Prozent der Waldfläche im Land.

Links zum Thema Wald und Forst,
Links zum Bundesland Baden-Württemberg.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de