Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 23.10.2002

Mehr Angebote für private Waldbesitzer in Brandenburg


Potsdam (agrar.de) - Die Waldbesitzer haben nach Jahrzehnten der Fremdbestimmung
ihr Eigentum wieder angenommen. Viele sind nach Brandenburg zurückgekehrt, um
alten Familienbesitz zurückzuerwerben oder sind als Neueinrichter ganz ohne
Vorbelastung Waldeigentümer geworden. Brandenburg verfügt über knapp 1,1, Mio.
Hektar Wald. Gegenwärtig sind 500.000 Hektar in privater Hand. Langfristig soll
der Anteil privater und kommunaler Waldbesitzer auf 60 Prozent steigen.

In Brandenburg gibt es wieder rund 100.000 private Waldbesitzer. Bis Ende 2001
sind von der BVVG, der bundeseigenen Bodenverwertungs-
und -verwaltungsgesellschaft, in Brandenburg 120.000 Hektar Wald an Neueinrichter
(34 Prozent), Wiedereinrichter (3 Prozent) und frühere Eigentümer (36 Prozent)
sowie zum Verkehrswert an sonstige Erwerber privatisiert (27 Prozent) worden.
Einen Tag vor der morgigen Konferenz des Brandenburgischen Forstvereins in
Eberswalde zum gleichen Thema stellte Agrar- und Umweltminister Wolfgang Birthler
(SPD) eine Bilanz zur Privatwaldentwicklung in Brandenburg vor: 'Die Forstreform
hat die Weichen auch dafür gestellt, dass die Betreuung und Beratung der privaten
Forstwirtschaft auf einer kalkulierbaren Grundlage steht. Die
Dienstleistungsangebote für die Privaten müssen erheblich ausgeweitet werden, auch
um sicherzustellen, dass unter den Brandenburger Bedingungen mehr Holz für die
heimische Industrie mobilisiert werden kann.'

Schwierige Produktionsbedingungen

So schön die Brandenburger Landschaften auch sind, die natürlichen
Produktionsbedingungen für die Forstwirtschaft sind eher mäßig. Geringe
Niederschläge und ausgeprägte Trockenzeiten addieren sich mit der geringen
Wasserspeicherkapazität der überwiegend sandigen Böden.

Kriegsfolgen und die Bedürfnisse der DDR-Volkswirtschaft bescheren den
Waldbesitzern ein Übermaß junger und mittelalter, zumeist strukturarmer
Kiefernbestände. Die standörtlichen Bedingungen, die Waldstrukturen und die
Baumartenzusammensetzung wiederum bedingen eine besonders hohe Anfälligkeit
gegenüber Feuer und anderen Schadeinwirkungen.

Mit regionalen Unterschieden überwiegen bei den zirka 100.000 Betrieben vor allem
die kleinen, die über weniger als 5 Hektar Wald verfügen. Ein Viertel aller
Betriebe besitzt sogar unter 3 Hektar Wald. Die Privatisierung des ehemals
volkseigenen Waldes durch die BVVG führt dazu, dass künftig etwa ein Drittel der
Privatwaldfläche über 200 Hektar verfügt. 1.000 oder 2.000 Hektar Wald sind unter
Brandenburger Ertragsbedingungen noch keine Lizenz zum Gelddrucken. Selbst unter
günstigen Bedingungen liegen die Betriebserträge selten über 80 bis 90 Euro pro
Jahr und Hektar und damit etwa 250 Euro unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.

In vielen Fällen reichen die Betriebserträge nicht einmal mehr aus, um die fixen
Belastungen für Grundsteuern, gesetzliche Unfallversicherung, Boden- und
Wasserverbände sowie die Waldbrandversicherung zu decken. Vor dieser Situation
stehen Waldbesitzer, die nach einer Untersuchung der Universität Tharandt in den
meisten Fällen schon etwas betagter sind, keine forstliche Ausbildung erfahren
haben und über keinerlei technische Ausstattung verfügen.

Privater Waldbesitz hat dennoch Zukunft

Birthler: 'Und dennoch bejahe ich die Frage, ob Waldbesitz in Brandenburg
überhaupt eine Zukunft hat.' In Brandenburg hat sich eine Holzindustrie
konsolidiert, die zwar nicht frei von Krisen ist, dennoch aber eine entscheidende
Nachfrageposition ausübt und die auch bereit ist zu echten Partnerschaften.
Darüber hinaus bilden sich zunehmend regionale und kleinräumigere
Wirtschaftskreisläufe, in denen die Forstwirtschaft mit ihren umweltfreundlichen
Produkten eine zunehmende Rolle spielen wird. Und schließlich hat auch der
Privatwald in Brandenburg maßgeblich Anteil am Landschaftsbild und damit Bedeutung
für den Natur- und Artenschutz. In Verbindung mit der Metropole Berlin wird es
auch gelingen, diese Stärken zu einer Verbesserung des Betriebsertrags zu nutzen.

Erarbeitung eines Brandenburger Waldprogramms

Gegenwärtig wird mit großer öffentlicher Beteiligung ein Waldprogramm für
Brandenburg
entwickelt. Über 70 Einzelpersonen, Verbände, Kommunen haben ihre
Erwartungen an den Wald, seine Bewirtschaftung und seine Nutzungsmöglichkeiten
formuliert. Gerade der intensive Dialog mit den Waldbesitzern hat aber auch
gezeigt, dass eine aktuelle - und möglichst objektive - Situationsanalyse dringend
notwendig ist. Bevor aus den über 240 Aspekten die programmatischen Aussagen für
die künftige Forstpolitik abgeleitet werden, ist es wichtig, dem Privatwald noch
einmal besonderes Gehör zu verschaffen.

85 Mio. Euro Fördermittel

Die finanzielle Förderung der privaten und kommunalen Forstwirtschaft mit Mitteln
des Landes, des Bundes und der EU betrug in den letzten 11 Jahren insgesamt etwa
85 Mio. Euro. Der weit überwiegende Teil hiervon, nämlich 76 Mio. Euro, ging in
waldbauliche Maßnahmen, also in die Anpassung der Waldstrukturen, die die
Waldbesitzer bei der Wiedererlangung ihres Eigentums vorgefunden haben. Mit 3,5
Mio. Euro wurde der Aufbau der forstlichen Zusammenschlüsse gefördert.

'Dies scheint mir in der Rückschau zu gering', sagte Birthler dazu: 'Jetzt hat
Brandenburg mit über 400 Zusammenschlüssen zwar den Spitzenplatz in der
Bundesrepublik. Aber was die Durchschnittsgröße der einzelnen Zusammenschlüsse
anbelangt und ihre Betriebsintensität - darin sollten wir noch jeden Vergleich
meiden.'

So beträgt die Durchschnittsgröße von Forstbetriesgemeinschaften in Brandenburg
361 Hektar, aber in Niedersachsen 3.300 Hektar und in Bayern 6.700 Hektar.

Naturschutz und Wald

Die naturschutzfachliche Wert der brandenburgischen Wälder liegt insbesondere in
der relativ geringen Zerschneidung durch Infrastruktur und Besiedelung. Dies zu
erhalten ist ein Ziel der Schutzgebietsausweisungen, an denen der Privatwald im
Verhältnis zu seinem Flächenanteil unterproportional beteiligt ist, bei
Totalreservaten und bei Naturschutzgebieten mit 32 Prozent und bei
Landschaftsschutzgebieten mit 56 Prozent.

Seit heute erhältlich: Privatwald in Brandenburg - Entwicklung, Rahmenbedingungen
und aktuelle Situation, Eberswalder Forstliche Schriftenreihe, Band XVI, 78
Seiten, herausgegeben von der Landesforstanstalt Eberswalde und dem
brandenburgischen Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung,
Eberswalde/Potsdam 2002, ISBN: 3-933352-48-7; Bezugsquellen: Landesforstanstalt
Eberswalde, Forstschule Finkenkrug, Dezernat Öffentlichkeitsarbeit, Telefon:
03322-243765 und 243766; E-Mail - oder über die Pressestelle des
Ministeriums.

Links zum Thema Wald und Forst,
Links zum Bundesland Brandenburg.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de