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@grar.de Aktuell - 03.10.2002

Künast: Forschungsergebnisse zu Acrylamid bestätigen Minimierungskonzept


Berlin (agrar.de) - Bundesverbraucherministerin Renate Künast sieht sich durch die
neuesten Forschungsergebnisse zum Entstehen von Acrylamid in Lebensmitteln in
ihrem Minimierungskonzept bestätigt. 'Weil wir den Bildungsmechanismus genauer
kennen, können wir jetzt noch gezielter mit Forschung, Wirtschaft und den
Verbraucherinnen und Verbrauchern auf eine Senkung des Acrylamidgehalts in
Lebensmitteln hinarbeiten', so die Ministerin. Sie wies darauf hin, dass das
Bundesverbraucherministerium seit Bekanntwerden der ersten Acrylamidfunde
auf den verschiedensten Ebenen an einer Verringerung des Acrylamidgehaltes
arbeite.

So werde, unterstützt von der Bundesanstalt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL) gemeinsam mit den Bundesländern und unter Einbindung
der betroffenen Wirtschaft ein dynamisches Minimierungskonzept durchgeführt. Seit
dem 27. August sammelt die BVL Analysenergebnisse aus der Überwachung der Länder,
der Wirtschaft, aus Veröffentlichungen und aus Untersuchungen des BgVV.
Diese Daten werden zu Warengruppen klassifiziert und aus ihnen diejenigen Produkte
identifiziert, die zu den 10 Prozent der am höchsten belasteten Lebensmittel
gehören. Die Bundesländer werden auf die in ihrem Zuständigkeitsbereich ansässigen
Hersteller hingewiesen, deren Produkte zu den besonders belasteten Lebensmittel
gehören. Die Überwachungsbehörden nehmen Kontakt mit den genannten Herstellern
auf, um Maßnahmen zur schnellen Absenkung der Acrylamidbelastung zu initiieren.
Bisher wurden die Bundesländer auf 32 Produkte aufmerksam gemacht, in denen eine
Minmierung vordringlich erscheint. Da mit Senkung der höchsten
Acrylamidbelastungen Produkte mit nierigeren Gehalten in die kritische
10-Prozent-Marge fallen und ebenfalls in die Maßnahmen zur Senkung der
Acrylamidbelastung einbezogen werden, erreicht man eine kontinuierliche Absenkung
der Acrylamid-Gehalte.

Zusätzlich haben alle in diesem Bereich tätigen bundeseigenen Forschungsanstalten
ihre Forschungsanstrengungen intensiviert und miteinander vernetzt. Bereits jetzt
zeichnen sich zusätzliche Erkenntnisse ab:

Die Entstehung von Acrylamid ist temperaturabhängig. Oberhalb von 175 C steigt der
Gehalt stark an. Frittieren geht auch bei niedrigeren Temperaturen.

Der Wassergehalt im Lebensmittel und im Garfett spielt eine große Rolle. Je höher
der Wassergehalt, desto geringer die Acrylamidwerte. Also für Bratkartoffeln oder
zum Frittieren z.B. Margarine (Fettgehalt 80 Prozent) statt Öl verwenden.

Das Verhältnis von Außen- zu Innenfläche des Lebensmittels spielt eine Rolle, da
sich Acrylamid an der Außenfläche bildet. Also besser größere statt kleinerer
Pommes Frittes verwenden.

In vier Bereichen wird verstärkt daran gearbeitet, Erkenntnislücken zu schließen:

Technologie

Hier geht es darum, durch Änderungen des Herstellungsprozesses von Lebensmitteln
und bei der Auswahl, Behandlung und Zusammenstellung von Rohprodukten den
Acrylamidgehalt zu senken. Hier ist auch die Forschung der beteiligten Industrie
mit einbezogen.

Toxikologie

Auf der Grundlage intensiverer Erforschung der Dosis-Wirkungsbeziehungen und der
Auswirkungen von Acrylamid im Körper sollen Grenzwerte und Höchstmengen entwickelt
werden.

Exposition

Geklärt werden muss, welche Bevölkerungsgruppen durch Aufnahme welcher
Lebensmittel einem besonderen Risiko hoher Acrylamidaufnahme ausgesetzt sind.
Darauf aufbauend können dann zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.

Analytik

Hier sind inzwischen deutliche Fortschritte erreicht worden. Das BgVV hat
inzwischen eine standardisierte Analyse-Methode entwickelt, die in Kürze im
Internet veröffentlicht wird. Erste Ringversuche mit rund 35 staatlichen und
privaten Labors bestätigten eine große Zuverlässigkeit der Analytik und einen
hohen Standard der beteiligten Labors.

Um die Information der Verbraucherinnen und Verbraucher zu verbessern und ihnen
Hilfen an die Hand zu geben, wie sich auch in der eigenen Küche das Entstehen von
Acrylamid verringern lässt, haben erste Gespräche mit Wissenschaft sowie
Vertreterinnen und Vertretern von Verbraucher- und anderen interessierten
Organisationen stattgefunden. In Kürze wird der AID mit Unterstützung des
Verbraucherministeriums im Internet auf der Seite 'was-wir-essen.de' ein
eigenes Diskussions- und Informationsforum zum Thema Acrylamid starten.

Weitere Gespräche mit der Wirtschaft sollen dazu führen, dass auch
Gerätehersteller sowohl für den privaten als auch für den industriellen Bedarf
durch Ausstattung ihrer Produkte (z.B. zusätzliche Thermometer, automatische
Abregelung bei einer bestimmten Temperatur, präzisere Einstellung der gewünschten
Temperatur) neuen Forschungserkenntnissen zur Entstehung von Acrylamid Rechnung
tragen. Auch die Anbieter von vorgefertigten Lebensmitteln sollen dies durch eine
schnellstmögliche Änderung ihrer Zubereitungsangaben (Temperaturhöhe und -dauer)
berücksichtigen.

Links zum Thema Lebensmittel.

 


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