Aktuelle Meldungen  -  Nachricht suchen  -   kostenloses Abo  -   Nachricht weiterempfehlen

 

@grar.de Aktuell - 01.10.2002

Ausbringung von Schweinegülle zukünftig noch möglich?


Hannover (agrar.de) - Die Grenzwerte für Kupfer- und Zinkgehalte in der Gülle
sollen drastisch gesenkt werden. Dies kann dazu führen, daß Schweinegülle
zukünftig nicht mehr ausgebracht werden darf, berichtet die
Landwirtschaftskammer Hannover.

Im Sinne des vorbeugenden Verbraucher- und Bodenschutzes soll es zukünftig auch
durch Düngungsmaßnahmen mit Mineraldünger, Wirtschaftsdünger, Klärschlamm und
Komposten nicht zu einer Anreicherung von Schadstoffen im Boden kommen. Dies sieht
das Konzept 'Gute Qualität und sichere Erträge' (Pressemitteilung,
Eckpunkte Düngemittel) des Bundeslandwirtschafts- und
Bundesumweltministeriums vor, das neue Grenzwerte für Schwermetalle in Schweine-
und Rindergülle, Klärschlamm und Kompost beinhaltet. In einem Atemzug mit Blei,
Cadmium und Quecksilber werden die Spurenelemente Kupfer und Zink als zu
begrenzende Schwermetalle genannt. Die jetzt erstmals für Gülle geplanten
Höchstgehalte werden für die Landwirtschaft, insbesondere für Betriebe mit
intensiver Veredlung, enorme Konsequenzen haben. Da dieses Konzept in der
vorliegenden Fassung im Agrarbereich weitgehend abgelehnt wird, bleibt abzuwarten,
welche Werte in der nächsten Legislaturperiode festgelegt werden.

Derzeit sind folgende Grenzwerte in Abhängigkeit von den Bodenarten Sand, Lehm und
Ton geplant (Angaben in mg/kg Gülle-Trockensubstanz):

Übersicht 1: Vorgesehene Grenzwerte für Güllen

Bodenart: Grenzwerte Kupfer; Grenzwerte Zink
Schweinegülle
Ton: 90; 500
Lehm: 75; 450
Sand: 60; 400
Ø Gehalte in der Schweinegülle: 309; 858
Rindergülle
Ton: 60; 300
Lehm: 50; 250
Sand: 35; 200
Ø Gehalte in der Rindergülle: 45; 270

Die Grenzwerte wurden auf der Grundlage der Vorsorgewerte nach
Bodenschutzverordnung errechnet. Dabei ist zu berücksichtigen, daß bei
Schweinegülle nicht zwischen Mastschweine-, Ferkel- und Sauengülle unterschieden
wird.

Grenzwerte nicht einzuhalten

Werden Mastschweine und Ferkel nur mit den ernährungsphysiologisch erforderlichen
Mindestgehalten an Kupfer und Zink versorgt, so ergeben sich je nach
Gülleanfall/Tier folgende Konzentrationen:

Übersicht 2: Kupfer- und Zinkgehalte in der Gülle von Mastschweinen und
Systemferkeln

Gehalte/kg Gülle-Trockensubstanz (T): Kupfer; Zink (mg)

Mastschweine
0,5 m³ Gülle mit 6% T: 125; 363
0,75 m³ Gülle mit 6% T: 83; 242
0,5 m³ Gülle mit 4% T: 188; 544
0,75 m³ Gülle mit 4% T: 125; 363
Systemferkel
0,05 m³ Gülle mit 6% T: 227; 913
0,07 m³ Gülle mit 6% T: 162; 652
0,05 m³ Gülle mit 4% T: 340; 1.370
0,07 m³ Gülle mit 4% T: 243; 979

Die Zahlen verdeutlichen, wie stark die Kupfer- und Zinkkonzentrationen je nach
Einschätzung der anfallenden Güllemenge und der Trockensubstanzgehalte schwanken
können. Nach diesen Berechnungen ist es nicht möglich, die vorgesehenen Grenzwerte
in der Gülle von Mastschweinen und Ferkeln auf Sandboden einzuhalten. Dabei ist
nur die Mindestversorgung mit Kupfer und Zink zugrundegelegt. In der Praxis sind
gerade im Ferkelfutter weitaus höhere Gehalte üblich. Es steht außer Frage, daß
die Kupfer- und Zinkwerte auf das ernährungsphysiologisch notwendige Maß gesenkt
werden müssen. Umfangreiche Untersuchungen zur Entwicklung praxistauglicher
Strategien für bedarfsangepaßte Spurenelementgehalte im Futter sind erforderlich,
damit nicht einerseits aus Gründen des Bodenschutzes niedrigste Kupfer- und
Zinkgehalte durchgesetzt werden, aber andererseits ein höherer
Medikamentenverbrauch zu befürchten ist.

Wirtschaftsdünger aus der ökologischen Landwirtschaft würden - ebenso wie die aus
der konventionellen Landwirtschaft - von der Schadstoffbegrenzung erfaßt. Als
Folge dieses Konzeptes wüden die Ferntransporte von den leichten Standorten, in
denen die Veredelungsregionen liegen, zu den besseren Böden mit den höheren
Grenzwerten zunehmen.

Wirtschaftsdünger, die nicht mehr zum Zwecke der Düngung eingesetzt werden können,
müßten verbrannt werden und die dabei verlorengegangenen Nährstoffe durch teurere
Mineraldünger ersetzt werden.

Die Umsetzung des BMU/BMVEL-Konzeptes würde faktisch einen Ausstieg aus der
umweltpolitisch geforderten Kreislaufwirtschaft bedeuten.

Links zum Thema Boden,
Links zum Thema Düngung.

 


zurück zur Übersicht  zum Seitenbeginn   

zur @grar.de Homepage

    
 

© Copyright 1997-2007 @grar.de, Rheine, http://www.agrar.de