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@grar.de Aktuell - 27.09.2002

Offener Brief: Abluftreinigung in der Tierzucht und Mastställen


(agrar.de) - In der Diskussion um die Abluftreinigung von Tierställen in der
Landwirtschaft wird es unruhig. Größere Tierzucht- und Mastställe sollen zukünftig
mit Abluftreinigungsanlagen versehen werden, um Staub, Geruch und Ammoniak zu
filtern. Hintergrund sind das 'Gesetz zum Schutz vor schädlichen
Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und
ähnliche Vorgänge' (Bundes-Immissionschutzgesetz BImSchG) in Verbindung
mit der 'Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft' (TA-Luft) nicht
eingehalten.

Für die Landwirte einen nicht unerheblichen Kostenaufwand bedeuten. Zentrale Frage
für die Betriebe ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis, wobei von einem Aufwand von 5
bis 13 Euro pro Mastschwein ausgegangen wird.

In diesem Zusammenhang veröffentlichen wir den folgenden Leserbrief:

'Sehr geehrte Damen und Herren,

wir, als Fachfirmen für den Bereich der Stallklimatisierung in der Landwirtschaft,
machen uns Sorgen um die jetzige Entwicklung in der Landwirtschaft.

Aus diesem Grund haben wir diesen offenen Brief verfasst.

Es geht um ein Thema, das in der letzten Zeit offensichtlich unkontrolliert aus
dem Ruder läuft: Abluftreinigung in der Tierhaltung.

Die deutschen Landwirte haben bereits jetzt, teilweise erhebliche,
Wettbewerbsnachteile gegenüber den europäischen und osteuropäischen Nachbarn,
sowie den Überseeerzeugern. Als Zusatzbelastung kommt nun die neu geforderte
Abluftreinigung hinzu.

Diese Idee ist offenbar in einigen Landkreisen entstanden und breitet sich mit der
Unterstützung einiger freier Gutachter, sowie durch geschickte Werbemaßnahmen
einiger Firmen, die diese Abluftreinigungsanlagen verkaufen möchten, wie ein
Flächenbrand aus. Besonders die Art und Weise, wie Behörden und Landkreise mit dem
Thema umgehen, bereitet uns große Sorgen, ebenso wie Gutachter, die:

1. ein kostenpflichtiges Gutachten erstellen, bei dem fast immer nur durch den
Einsatz eines Biofilters die Genehmigung ermöglicht wird.

2. zusätzlich für jeden m² Filterfläche eine Lizenzgebühr verlangen.

3. auch noch an der Firma beteiligt sind (oder mit ihr zusammenarbeiten), die als
einzige in der Lage sein soll (Wettbewerbsverzerrung), die Befeuchtung für solche
Anlagen zu bauen und zu vertreiben.
Wir sehen hier eine Interessenkollision, die so von uns nicht hingenommen werden
kann.

Die verschiedenen Methoden der Abluftreinigung, wie Biowäscher, Biofilter und
Rieselreaktor unterscheiden sich zudem erheblich in den Kosten und in der
Sicherheit. Das größte Risiko und die höchsten Betriebskosten entstehen bei dem
Verfahren eines mehrstufigen Biowäschers. Hier wird in mehreren,
hintereinandergeschalteten Reinigungsphasen mit Säuren gearbeitet, um den
Reinigungsgrad zu erhöhen. Die Gefahren, die dadurch für den Betreiber entstehen,
ist nur ein Bereich, der nicht kalkulierbar ist. Für Fälle, die aus
Umweltschutzgründen oder die wegen ihrer besonderen baulichen Lage einen
Luftwäscher benötigen, gibt es bereits heute Luftwäscher. Diese sind gebaut nach
DIN 3477 und 3478, sowie erfolgreich geprüft durch UVP-Verfahren, VDI 3940 und VDI
3973.

Dennoch werden von den Behörden bis zu 90 % Reinigungsleistung gefordert. Eine
generelle Forderung in dieser Höhe ist weder sach-, noch fachgerecht. In der
Landwirtschaft liegen bisher nur negative Erfahrungen bei langfristigem Betrieb
solcher Anlagen vor. Die teilweise benötigten automatischen PH-Wert-Messungen
weichen relativ schnell in der Genauigkeit ab und müssen ständig kalibriert
werden. Für die Firmen, die solche Anlagen bauen, sicher ein lukratives Geschäft.
Für den Landwirt zum Einen ein zusätzlicher hoher technischer Aufwand, zum Anderen
wieder die Gefahr sich dem Säureeinsatz aussetzen zu müssen.

Wir vermuten leider auch, dass einige freie Gutachter oder Behörden, die diese
Messungen zur Kontrolle durchführen können, damit eine lukrative Einnahmequelle am
Horizont auftauchen sehen. Die Kosten muss dann natürlich wieder mal der deutsche
Landwirt tragen.

Es gibt in anderen Bereichen der Landwirtschaft erheblich effektivere
Möglichkeiten, die Freisetzung von Ammoniak zu vermeiden, z.B. bei der
Gülleausbringung oder über das Futter. Zu Bedenken ist außerdem, dass die
abschließende Untersuchung über die Auswirkung des Ammoniaks auf die Umwelt nach
unserem Wissensstand noch gar nicht erfolgt ist.

Die Folge wird sein, dass sich die Landwirtschaft in Deutschland immer weiter
zurückentwickelt und das gerade die kleinen Betriebe, wie uns die Vergangenheit
bereits zeigte, aufgeben müssen.

Wir Fachfirmen müssen ein gutes Stallklima für das Tier und auch für den Menschen,
der hier seinen Arbeitsplatz hat, sicherstellen. In den letzten Jahren sind auf
dem Gebiet des Stallklimas, gerade im Bereich der Energieeinsparung, erhebliche
Fortschritte gemacht worden. Die Anlagen benötigen heute bis zu 50% weniger
Energie. Durch hohe Gegendrücke, die die o.g. Filtersysteme verursachen, werden
jetzt diese Ko-sten wieder unnötig in die Höhe getrieben, um bis zu 100%.

Wir verschließen uns jedoch nicht völlig vor dem System der Abluftreinigung.
Einige der unterzeichnenden Firmen forschen ebenfalls auf dem Gebiet oder haben
Pilotanlagen im Betrieb. Die Anforderungen sollten jedoch erheblich reduziert
werden, um ein vernünftiges, ökologisches Verfahren entwickeln zu können. Hier-bei
sollten alle relevanten Faktoren, wie z.B. auch der Stoffwechselübergang, in den
Ställen berücksichtigt werden.

Wir Fachfirmen, die die nötigen Erfahrungen im Stallklima vorweisen können,
benötigen Zeit, um Erfahrungen sammeln zu können. Nur so können sichere,
kostengünstige und trotzdem effektive Abluftreinigungsanlagen entwickelt werden.
Bei einer vernünftigen Lösung wird auch die Zahl der Landwirte steigen, die bereit
sind, Ihren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Durch weitere, nicht finanzierbare Auflagen für die Landwirtschaft in Deutschland,
droht dem traditionellen Familienbetrieb der Verlust seiner Existenz. Damit
verbundene Arbeitsplätze in der Landwirtschaft sind gefährdet, sowie bei den
Firmen, die unmittelbar mit der Landwirtschaft verbunden sind. Und dies alles wird
auf's Spiel gesetzt, für eine Technik ohne abgeschlossenen Untersuchungsbericht.

Wir appellieren an alle Verantwortlichen, sich mit diesem Thema ernsthaft zu
beschäftigen:

1. Die Abluftreinigung darf nicht zur Standardanforderung werden, um eine
Baugenehmigung zu erteilen.

2. Es müssen langfristige Erfahrungen gesammelt werden.

3. Pilotobjekte müssen öffentlich gefördert werden, um kleineren Firmen die
Möglichkeiten zur Beteiligung zu geben.

4. Freie Gutachter und Behörden müssen durch eine übergeordnete Stelle überwacht
werden.

Wir hoffen auf eine breite Unterstützung und erwarten von den oben genannten
Behörden eine kurzfristige Stellungnahme.

Mit freundlichen Grüßen

Die unterzeichnenden Firmen:

hdt Anlagenbau GmbH & Co. KG - Stallklimatechnik
Der Geschäftsführer: Heinrich Dönselmann-Theile

HAKA Josef Häufele GmbH&Co.KG - Lüftungs- und Stalltechnik
Der Geschäftsführer: Josef Häufele

Udo May Werksvertretung
Unterzeichnender: Udo May

Hoffmann GmbH - Lüftungs- und Stalltechnik
Der Geschäftsführer: Ludger Hoffmann

Menken & Drees GmbH - Stallklimatisierung
Die Geschäftsführer: Wilhelm Menken und Klaus Drees

Siemer Elektro GmbH - Lüftungstechnik
Der Geschäftsführer: Bernhard Siemer

Lohmann GmbH - Lüftungs- und Steuerungstechnik
Der Geschäftsführer: Norbert Lohmann

Ludwig Kuhangel - Agrarklima GmbH
Der Geschäftsführer: Ludwig Kuhangel

Möller GmbH - Agrarklima-Steuerungen
Der Geschäftsführer: Dieter Möller

Gausling GmbH & Co. KG - Strom - Luft - Wärme
Der Geschäftsführer: Ludger Gausling

PRIX Dämm- und Klimatechnik GmbH
Der Geschäftsführer: Ulrich Ebmeyer'

Links zum Thema Stallbau und -einrichtung.

 


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