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@grar.de Aktuell - 25.09.2002

Fischler: Eine Verschiebung der Landwirtschaftsreform wäre nicht im Interesse der Landwirte


Paris (agrar.de) - Während seines heutigen Besuchs in Paris hob EU-Kommissar Franz
Fischler hervor, dass die Zwischenbewertung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)
keinesfalls eine Kehrtwende bedeute, wie manche Landwirte befürchten und manche
Kritiker hoffen. 'Es ist nichts anderes als eine notwendige und logische
Fortsetzung des 1992 eingeleiteten Reformprozesses. Wir können uns nicht mit dem
Status quo zufrieden geben, Veränderungen sind erforderlich. Unsere Vorschläge
werden dazu beitragen, die landwirtschaftlichen Einkommen zu sichern, die
Zielsetzung der GAP zu erreichen, die Beitrittsländer zu integrieren und die GAP
an die Anforderungen der Gesellschaft anzupassen. Alles bis 2006 zu verschieben
ist keine Lösung, da dies in einigen Jahren zu einer radikaleren Umgestaltung der
landwirtschaftlichen Beihilfen führen würde. Dies kann nicht im Interesse der
französischen Landwirte sein. Mir ist klar, dass viele Landwirte und
Landwirtschaftsverbände nicht gerade Schlange stehen, um diese neuen Vorschläge zu
begrüßen. Meiner Meinung nach ist es jedoch wichtig, proaktiv, so offen wie
möglich und empfänglich für die unterschiedlichen Interessen der Gesellschaft zu
sein. Auf diese Art können wir die uns zur Verfügung stehenden Instrumente am
besten anpassen, um den Landwirten und der Landwirtschaft das Prestige
zurückzugeben, dass sie in der Vergangenheit für ihren Beitrag zur Gesellschaft
genossen haben,' so Fischler weiter.

'Ich bin absolut überzeugt, dass unser Weg sinnvoll ist: Die Agrarpolitik mit der
Gesellschaft zu versöhnen, Leistung und Gegenleistung klar zu definieren und damit
die Haushaltsmittel zu rechtfertigen, das sind Botschaften, die unsere Bürger
verstehen werden. Dieser Ansatz wird bedeuten, dass die Landwirte sich nicht
länger als Sozialfall darstellen müssen, sondern stattdessen als
handelsorientierte Geschäftsleute, die für eine gesunde Umwelt und Landschaft
arbeiten und dafür mit erhobenem Haupt ihren Beitrag vom europäischen Steuerzahler
einfordern können. Alle unsere Vorschläge, einschließlich der Abkopplung und
Differenzierung, entsprechen den mit der Agenda 2000 gesetzten Zielen und dem in
Berlin verabschiedeten Finanzierungsvorschlag. Ohne diese könnte die Kritik gegen
die GAP in ihrer heutigen Form unhaltbar werden. Ohne Änderungen könnten die
Ergebnisse der WTO-Verhandlungen uns zwingen, unsere Agrarausgaben in
beträchtlichem Umfang zu kürzen - und das ohne unsere Landwirte dafür zu
entschädigen,' erklärte Fischler.

Fischler unterstrich, dass die Zwischenbewertung die Verbindung zwischen
Erzeugern, Verarbeitern und Verbrauchern durch eine verstärkte Marktorientierung
verbessern würde. 'Wir möchten die Politik zur Entwicklung des ländlichen Raums
verstärken und die Landwirte für ihre Dienste an der gesamten Gesellschaft
entlohnen. Qualitätserzeugung, Lebensmittelsicherheit und Tierschutz müssen sich
einfach auszahlen. Und genau dies können wir durch die Entwicklung des ländlichen
Raums unterstützen.'

Fischler wies Behauptungen zurück, die Kommission wolle den Agrarhaushalt
zurückschrauben. 'Es stimmt, dass wir eine Reduzierung der Direktzahlungen in den
nächsten sieben Jahren vorschlagen. Dieses Geld geht den Landwirten jedoch nicht
verloren. Im Gegenteil, das Geld, das wir aus den Direktzahlungen abziehen, wird
verwendet, um die Programme zur Entwicklung des ländlichen Raums auszubauen. Dies
bedeutet, dass unsere Landwirte nicht weniger sondern mehr Geld für Investitionen
in Qualität, Lebensmittelsicherheit, Umweltschutz und Tierschutz zur Verfügung
haben werden.'

Fischler wies ebenfalls zurück, dass die Übertragung der Unterstützung von den
Märkten auf die ländliche Entwicklung einer Art von Wohlfahrtseinrichtung
entspräche und die Landwirte immer weiter von den Märkten entferne. 'Haben die
Kritiker vergessen, dass die europäischen Landwirte in der Vergangenheit nicht von
wirklichen Märkten, sondern von handelsverzerrenden, künstlich marktgestützten
Interventionen abhingen? Haben sie etwas dagegen, dass die Landwirte ihren Beruf
frei ausüben? Möchten sie über die Signale des Marktes hinwegsehen ? Sind sie
dagegen, einen Teil der Gelder aus der Intervention dafür zu nutzen, dass die
Landwirte bessere Qualitätserzeugnisse produzieren, die den Anforderungen des
Marktes entsprechen, und dafür bessere Preise erzielen ?', fasste er zusammen.

Links zum Thema Agrarpolitik,
Links zum Thema EU und Landwirtschaft.

 


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